Falsch
Millionen, die von der deutschen Bundesregierung für die Daten gezahlt worden waren. Es ging vor allem ums Prinzip, nämlich allen klarzumachen, dass man nicht ungestraft interne Datensätze aus Schweizer Banken auf einem Markt anbietet, auf dem dann jedes Land mit einem Bargeldkoffer in der Hand shoppen gehen kann.«
Zwingli blickte auf und fixierte einen der graumelierten Herren mit dem obligaten gestreiften Maßanzug. »Aber das war nur eine Imagereparatur. Ebenso wie Ihre Bestrebungen, die Konten der Schurkenstaaten zu schließen, gegen Geldwäsche vorzugehen oder die in den Schweizer Banken schwarz eingelagerten Vermögen der Griechen der hellenischen Regierung anzuzeigen. Nett, aber jetzt reden wir mal unter uns Klartext. Das alles würde zig Milliarden Euro, Dollar und Franken außer Landes treiben in einer Zeit, in der die Öffentlichkeit die Nase voll hat von Unterstützungszahlungen an spekulationsfreudige Banken. Das können Sie sich in der prekären Finanzsituation, bei den volatilen Märkten und den Einbrüchen in der Wirtschaftsbilanz europäischer Länder derzeit gar nicht leisten. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie sich während Jahrzehnten mit Müh und Not von den Überbleibseln des Weltkrieges und des Dritten Reichs frei gemacht haben? Wenn nun Klausner und Gruber Erfolg haben, was glauben Sie, wird dann passieren?«
»Deswegen haben wir Sie ja eingeschaltet«, erinnerte ihn der Mann zu seiner Rechten. »Aber bisher leider ohne Erfolg.«
»Der Pfeil trifft nicht.« Zwingli ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Wir haben unsere Aufgabe erfüllt, Hoffmann ausfindig gemacht, MI 6 wie gewünscht an Bord geholt, und selbst, als die Mist gebaut haben und die Aktion außer Kontrolle geriet, haben wir versucht, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Jetzt aber werden Sie sich nicht mehr hinter den Engländern verstecken können, meine Herren. Die Hinweise sind in der Schweiz, ihre Besitzer ebenso, und ich erwarte Ihre Entscheidungen.«
Zwanzig Minuten später war die Sitzung vorüber, und die Mitglieder des Konsortiums waren wieder unterwegs zu ihren jeweiligen Terminen. Ein zufriedener Egon Zwingli goss sich eine Tasse Kaffee ein, legte die Füße auf den Besprechungstisch und griff zu seinem Handy. Er war in wenigen Minuten drei Millionen Franken reicher geworden. Nun war es an der Zeit, die Kavallerie zusammenzutrommeln. Diesmal würde es keinen Llewellyn geben, der sich zum Ritter aufspielen konnte. Die Engländer waren Schnee von gestern, die alten Männer tot, und die Uhr tickte unerbittlich für die Erben.
Er, Egon Zwingli, würde dafür sorgen, dass sie bald ablief.
Hotel Beau Rivage,
Genf/Schweiz
»Dieser Claessen stammt also aus Hannover?«, erkundigte sich John Finch und reichte Fiona die Platte mit dem Lachs. Das Frühstück auf der Terrasse des Beau Rivage ließ keine Wünsche offen und war ein kulinarisches Ereignis für sich. Der Genfer See glänzte hellblau im Licht der Morgensonne, und ein Ausflugsdampfer zog eine breite weiße Spur übers Wasser. Freundlich lächelnd brachten einige Kellnerinnen Kannen mit frischem Kaffee, Tee und kalter Milch an die Tische.
»Das hat der Japaner zumindest behauptet, wenn ich mich recht erinnere«, bestätigte Georg Gruber, »und dass er Heinz mit Vornamen hieß. Ich war nach dem Flug und der Zeitumstellung komplett weggetreten, das könnt ihr mir glauben. Weit entfernt von aufnahmefähig.«
Finch zog eine Grimasse und warf Gruber einen bösen Blick zu. »Du hast in der Nacht Sparrow Konkurrenz gemacht«, brummte er frustriert. »Was Claessen betrifft, so müssten wir unter Umständen in Hannover mehr über den Besitzer unseres Ringes erfahren können.«
»Warum fragen wir nicht diesen Taka…dingsbums?«, erkundigte sich Alfredo. »Er kannte den Vornamen und die Geburtsstadt, wer weiß, was er noch alles an Informationen im Ärmel hat?«
»Hast du seine Telefonnummer?«, erkundigte sich Fiona bei Georg.
Gruber schüttelte den Kopf. »Auf dem Display stand immer ›Unbekannt‹, also kann ich beim besten Willen nicht damit dienen.«
»Dann wird das etwas schwierig mit dem Fragen«, gab Fiona zurück, »außer er meldet sich nochmals bei dir.«
Alfredo strich Marmelade auf sein Brötchen und bewunderte die Aussicht auf den See. »Was für eine atemberaubende Kulisse«, sagte er. »Ob die Menschen hier wissen, dass sie an einem der schönsten Plätze der Welt wohnen?«
»Auch an einem der teuersten«, lächelte Fiona. »Genf liegt auf
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