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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Claessen hoffte, dass Kaltenbrunner das schlucken würde.
    »Ich habe soeben einen Anruf aus Verona erhalten«, fuhr der Leiter des Reichssicherheitshauptamtes lauernd fort. »Auf General Reinke ist heute Nachmittag ein Anschlag verübt worden, dem er zum Opfer gefallen ist. Sein Haus wurde dabei völlig verwüstet, es brannte bis auf die Grundmauern ab. In seinem Safe im Kommandogebäude fand man keinerlei Unterlagen. Hat man Sie davon verständigt?«
    Claessen spürte ein Hochgefühl aufsteigen. Er hatte nicht so rasch mit dem Ableben des Generals gerechnet. Es gab Momente im Leben, da funktionierten die Verbündeten schneller und effizienter als geplant. Nun war der Weg frei, alle unzuverlässigen Mitwisser der Operation in Italien beseitigt. Laut sagte er: »Das tut mir leid zu hören, Obergruppenführer. Reinke war bis zuletzt ein pflichtgetreuer Soldat.«
    »Wie auch immer, ich habe keine Informationen über die Aktivitäten Ihrer Gruppe. Himmler sitzt mir wie ein Dämon im Nacken.«
    »Ich schreibe einen Bericht, sobald ich kann«, versuchte Claessen ihn zu beruhigen.
    »Sie haben mich missverstanden, Obersturmbannführer. Ich erwarte Sie in vier Tagen spätestens im Reichssicherheitshauptamt hier in Berlin. Sollten Sie bis dahin nicht vor meinem Schreibtisch stehen, lasse ich Sie zur Fahndung ausschreiben und sofort von der Feldgendarmerie liquidieren. Und, Claessen? Erzählen Sie mir nicht, dass Sie irgendwo Aufzeichnungen deponiert haben, die im Falle Ihres Todes an die Alliierten übergeben werden. Ich organisiere beide Aktionen sofort um und weine Ihnen keine Träne nach. Denken Sie nicht einmal daran, mich zu erpressen.«
    Claessen schluckte schwer. Für einen Moment war es ruhig in der Leitung. Dann drang die Stimme Kaltenbrunners wieder an sein Ohr, ruhig und ironisch. »Ich werde noch eine Woche hier sein und mich nachher in die Alpenfestung absetzen. Also seien Sie besser pünktlich, Claessen.« Damit legte der Obergruppenführer auf.
    »Leck mich am Arsch«, murmelte Claessen in die tote Leitung und ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Dann zog er sein Taschenmesser und schnitt einfach die Telefonschnur durch. »Ende der Außenstelle Labers.«
    »Was nun?«, erkundigte sich Paulsen vorsichtig.
    »Sie bleiben hier, durchsuchen nochmals das ganze Haus sorgfältig und schaffen kompromittierendes Material beiseite, das wir unter Umständen übersehen haben.« Claessen zog eine Zigarette aus einer silbernen Tabatiere. »Lassen Sie alles verschwinden, das auch nur im Entferntesten an unsere Zeit hier erinnert. Dann warten Sie in aller Ruhe auf die Amerikaner, ziehen Zivil an und geben sich als Gärtner aus, der nur Italienisch spricht. Und noch etwas, Paulsen. Gehen Sie nicht über die Berge, sonst werden Sie von den Partisanen erschossen.«
    »Sehr wohl, Obersturmbannführer. Wann brechen Sie auf?«
    »Irgendwann in dieser Nacht«, gab Claessen zurück. »Ist Hanna … ich meine, Frau Bergmann schon reisefertig?«
    »Keine Ahnung. Ich habe nichts mehr von ihr gehört, seit sie in ihrem Zimmer verschwunden ist«, entschuldigte sich Paulsen.
    »Ist ihr Wagen bereit?«
    »Selbstverständlich, vollgetankt und überprüft«, gab der SS -Mann zurück. »Steht im Hof, Schlüssel steckt.«
    »Sehr gut, Paulsen. Ich brauche Sie nicht mehr«, entschied Claessen. »Alles Gute, sollten wir uns nicht mehr sehen. Und trösten Sie sich – auch der Frieden geht irgendwann einmal vorüber …«
    Hanna Bergmann saß auf ihrem schmalen Bett und starrte durch das Fenster in die hereinbrechende Dunkelheit. Im Süden war der Himmel ganz rosa. Sie aber würde nach Norden fahren, in die schwarze Nacht.
    Als es an der Tür klopfte, zuckte sie zusammen. »Ja, Heinz, komm rein«, sagte sie und stand auf.
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, meinte Claessen und blickte sich kurz im Zimmer um. Drei Koffer standen vor dem Schrank, an dem auch ein Mantel hing. Auf dem Gepäck thronte ein Strohhut, der an einen Schulausflug erinnerte.
    Hanna nickte stumm. Plötzlich schien ihr das kleine Zimmer im Schloss gemütlich und behaglich, ein sicherer Ort, den sie nicht verlassen wollte.
    »Hast du alles? Landkarten, Pass, Geld? Paulsen bleibt hier und geht noch einmal mit dem Feinkamm drüber, bevor die Amis kommen«, sagte Claessen. In Zivil sah er mit der Knickerbocker und dem großen, grobgestrickten Pullover wie ein Bergsteiger aus.
    »Ja, ich habe alles«, antwortete Hanna. »Mein ganzes Leben ist in den drei Koffern. Und die

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