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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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geleitet, war in die neuesten technischen Entwicklungen eingeweiht gewesen und im Mai 1945 südlich von Prag verschwunden. Als Zuständiger für die geheimen Waffenfabriken, in denen Hitlers Wunderwaffen gebaut wurden, war Kammler einer der höchsten Geheimnisträger.
    Wie Claessen, der Gauner für Volk und Vaterland, der sich ebenfalls in Luft aufgelöst hatte, spurlos. Bis vor einigen Tagen jedenfalls, als plötzlich der Ring aufgetaucht war, wie ein knochiger Zeigefinger aus einer düsteren Vergangenheit.
    Aus dem Nichts … gespenstisch.
    Doch gab es noch mehr? Dieser Gedanke ließ Takanashi nicht los, elektrisierte ihn. Führte der Ring unter Umständen zu dem Erbe Claessens, zur Antwort auf die Fragen, die sich Hunderte Forscher seit Jahrzehnten stellten?
    Der Japaner blickte über den See und sah doch nichts von dessen Schönheit. Was sollte er machen, wo beginnen? Der Gruppe auf den Fersen bleiben, auf Distanz, und abwarten, wohin das Puzzle sie führen würde? Wie hatte dieser Gruber gesagt – Jemand hat sich ziemlich viel Arbeit gemacht, alles zu verschlüsseln?
    Das Mobiltelefon riss ihn aus seinen Gedanken. Er zog das Handy aus seiner Tasche und warf einen Blick auf das Display. Unbekannt.
    »Konnichiwa, Takanashi-san«, ertönte eine drohend leise Stimme. »Warum musste ich soeben von einigen russischen Freunden auf ziemlich drastische Weise erfahren, dass unsere kleine Transaktion in München gescheitert ist?«
    Takanashi schluckte. »Ich war gerade dabei herauszufinden, ob es nicht noch eine Möglichkeit gibt, diese Niederlage in einen Erfolg zu verwandeln, Yamada-san«, stieß er hervor, aber ein leises Lachen ließ ihn verstummen.
    »Ach was«, tadelte ihn sein Oyabun, »die Diamanten sind an ihrem Bestimmungsort angekommen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir eine Armee aufstellen können, um den Safe von DeBeers zu leeren. Tama migakazareba hikari nashi – wenn man den Kopf in den Sand steckt, bleibt doch der Hintern zu sehen. Nicht wahr, Takanashi-san?« Die spöttische Stimme ließ keinen Zweifel daran, wen der Mann in Tokio für den Fehlschlag verantwortlich machte. »Wir haben unseren Undercover-Mitarbeiter in Moskau verloren, er wartet nun in Amsterdam auf seine weitere Bestimmung. Uns sind fünfundsiebzig Millionen Euro durch die Lappen gegangen, trotz eines absolut sicheren Plans, wie Sie immer wieder betonten. Das alles nur, weil Sie einen jungen Loader nicht genügend einschüchtern konnten, der die Polizei informierte.«
    »Christopher Weber«, flüsterte Takanashi zornig, »er war es also …«
    »Ja, Takanashi-san, so traurig es ist, ein Grünschnabel hat Sie ausgetrickst und einen Coup scheitern lassen, der so gut wie sicher schien.« Es klang, als blättere der Anrufer in seinen Unterlagen. »Weber hat einen Sonderurlaub angetreten, soviel ich am Flughafen in Erfahrung bringen konnte. Finden Sie heraus, wo er ist. Baka wa shinanakya naorana. Sayonara , Takanashi-San!«
    »Ja, ich habe verstanden, Yamada-san. ›Ein Dummkopf wird erst durch seinen Tod geheilt‹ …«, murmelte der Japaner, doch sein Gesprächspartner hatte bereits aufgelegt.

Autobahn A1 Zürich–Genf,
Höhe Payerne/Schweiz
    Egon Zwingli fuhr auf der A1 den Lac de Neuchâtel entlang und ärgerte sich über die Geschwindigkeitsbeschränkung auf den Schweizer Autobahnen. Am liebsten wäre er schon längst in Genf gewesen, anstatt mit gefühlten zwanzig Kilometern in der Stunde eine Besichtigungstour durch die Westschweiz zu unternehmen. Frustriert schlug er auf das Lenkrad seines SUV . Er hatte das Gefühl, Zeit zu vergeuden, die er nicht wirklich hatte. Sollten ihm die Südamerikaner in Genf durch die Lappen gehen, dann würde er wieder alle Beziehungen spielen lassen müssen, um den Anschluss zu finden.
    Er griff zu seinem Telefon und wählte die Auskunft. Die verband ihn mit dem Hotel Beau Rivage, wo er sich zum Empfangschef durchstellen ließ.
    »Beau Rivage, Rezeption, was kann ich für Sie tun?«, meldete sich eine männliche Stimme.
    »Zwingli hier«, antwortete der Schweizer kurz angebunden. »Können Sie mir sagen, ob sich ein Herr Finch oder eine Frau Klausner noch in Ihrem Haus befinden oder ob sie bereits abgereist sind?«
    »Die Herrschaften sind noch hier«, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. »Soll ich Sie verbinden?«
    »Nein, nein, das ist schon in Ordnung, ich stehe im Stau, werde mich etwas verspäten und wollte nur sichergehen, dass ich die beiden noch erreiche«, log

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