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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Zwingli, bedankte sich und legte rasch auf. »Hoffentlich genießen sie die Aussicht von der Terrasse noch etwas länger«, murmelte er zufrieden. Dann wählte er die Nummer seiner Männer, die in einem gesonderten Wagen unterwegs nach Genf waren und rund fünfzig Kilometer hinter ihm über die Autobahn rollten. »Sie sind noch im Beau Rivage«, informierte er sie, »trotzdem sollten wir keine Minute verlieren. Erhöht das Tempo auf hundertdreißig, achtet auf Polizeistreifen, aber ignoriert die Radargeräte.«
    An der Rezeption des Beau Rivage in Genf griff der Empfangschef zum Hörer, zog einen kleinen Zettel mit einer Telefonnummer aus seiner Tasche und begann zu wählen.

10./11. April 1945,
Schloss Labers, Meran, Südtirol/Italien
    » Geheime Kommandosache « prangte unübersehbar auf der ersten Seite des Schreibens von Generalfeldmarschall Kesselring, dem Kommandanten der Heeresgruppen West und Süd in Oberitalien. Darunter stand in Blockbuchstaben: » Dieses Schreiben ist nach dem Lesen unverzüglich vom Empfänger zu vernichten .«
    Heinz Claessen stand unter einer Lampe im Foyer des Schlosses und leerte den Inhalt des Kuverts auf einen kleinen Tisch. Vier rote Pässe, eine Generalstabskarte mit einer blau markierten Route, ein offizieller Befehl mit einer bekannten Unterschrift.
    In der Bar hörte er Röslers Männer laut lachen, Gläser klirrten.
    Dann begann er zu lesen.
    Obersturmbannführer Claessen,
Ihre außerordentlichen Verdienste für das Deutsche Reich und den Führer haben mich dazu bewogen, Sie mit einer heiklen Aufgabe zu betrauen, die über die kommenden Wochen und Monate hinaus den Weg in einer unsicheren Zukunft ebnen soll und muss. Wenn Sie dieses Schriftstück in der Hand halten, dann hat es Leutnant Rösler geschafft, sich mit seiner Eskorte bis zu Ihnen durchzuschlagen. Der Weg zur Grenze in die Ostmark ist also nicht mehr weit und ich bin überzeugt, dass die langjährigen internationalen Beziehungen Ihnen bei dem Unternehmen »Sechsgestirn«, das ich hiermit in Ihre Hände lege, zugutekommen werden.
Seit den ersten Februar-Wochen dieses Jahres sind Verhandlungen in Bern im Gange, die auf einer Seite zwischen dem SS-General Wolff und dem Leiter des amerikanischen Geheimdienstes OSS, Allen Dulles, auf der anderen Seite geführt werden. Diese Gespräche haben eine vorzeitige Kapitulation der Heeresgruppe Süd und West in Norditalien zum Ziel. Mit dieser Operation »Sunrise«, wie die Geheimverhandlungen auf amerikanischer Seite genannt werden, möchte Dulles eine Nachkriegskooperation mit Vertretern von Armee und Partei vorbereiten, um so dem Kommunismus entgegenzutreten, der nach Kriegsende unzweifelhaft aufflammen wird.
Nun hat mir der Zufall einen Trumpf in die Hand gespielt, der in der Endphase dieser Verhandlungen und vor allem danach von eminenter Bedeutung sein wird – gerade im Hinblick darauf, dass ein völlig zerstörtes und auf dem Boden liegendes Deutsches Reich den Entwicklungen in Luftfahrt und Militärtechnik außer seinen Wissenschaftlern nicht vieles anzubieten hat. Aus diesem Grund kommt der Fracht, die Leutnant Rösler zu Ihnen brachte, eine unerhörte strategische, wirtschaftliche und politische Bedeutung zu.
In dem Bewusstsein, dass Sie als Obersturmbannführer der Waffen- SS seit dem April 1944 meiner Befehlsgewalt unterstehen, appelliere ich jedoch auch an Ihre Loyalität und Vaterlandstreue. Meine Anordnungen lauten wie folgt: Die in den zehn Kisten verpackten Werte sind über den Grenzübergang Bangs in die Schweiz zu verbringen und in einer Bank Ihrer Wahl in Zürich zu deponieren. Zu diesem Zweck habe ich vier Blanko-Diplomatenpässe des Vatikanstaates beigefügt, die es Ihnen und den Männern der Eskorte erlauben werden, unbewaffnet und in Zivil mit der Fracht die Grenze zwischen der Ostmark und der Schweiz zu überschreiten. Der Transport wurde von einem Kontaktmann den Schweizer Behörden bereits angekündigt und genehmigt. Ich werde so lange mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages oder der Kapitulation warten, bis ich von Ihnen aus der Schweiz die Nachricht erhalten habe, dass das Unternehmen »Sechsgestirn« erfolgreich verlaufen ist. Ich wünsche Ihnen viel Glück.
Heil Hitler!
Gen. Feldmarschall Kesselring
    Claessen schüttelte erstaunt den Kopf und überflog das Schreiben nochmals. Vier Diplomatenpässe des Vatikans … Die fehlen mir noch in meiner Sammlung, dachte er. Der gute alte Kesselring … die Fälscher in Sachsenhausen hatten so

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