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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Medellín, und glauben Sie mir, ich habe mich mindestens genauso darüber geärgert wie Sie.« Llewellyn steckte die Hände in die Taschen und kam näher. »Ich glaube, Sie haben ein ungeheures Informationsdefizit. Der Feind lauert da draußen.« Er zeigte nach oben. »Er sitzt bereits im Beau Rivage und wartet nur darauf, dass Sie ihm servieren, was er braucht. Für noch mehr Einfluss, noch mehr Macht, noch mehr Geld. Gehen Sie raus und geben Sie es ihm! Ich halte Sie nicht auf.«
    »Zwingli?« Finch hatte den Namen auf gut Glück genannt.
    Der Fremde schien beeindruckt. »Ja, genau«, nickte er, »Egon Zwingli. Er hätte am liebsten verhindert, dass die Tauben auffliegen.«
    Georg machte einen Schritt auf den Unbekannten zu. »Wer sind Sie? Was wissen Sie von den Tauben?«
    »Ich war dabei«, sagte Llewellyn einfach, »dabei, als die Tauben flogen, und dabei, als der alte Mann im Dschungel starb.«
    »Sie haben auch ihn getötet«, zischte Georg hasserfüllt.
    »Nein, er hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten«, erwiderte Llewellyn ruhig. »Mit einer Machete. Er war ein mutiger Mann.«
    Finch erkannte einen Profi, wenn er einem begegnete, und er verfügte über genügend Menschenkenntnis, um einen Lügner zu durchschauen. Dieser Mann jedoch verunsicherte ihn. Sollte er noch einen Schuss ins Blaue wagen?
    »Sie sind Brite«, stellte er fest und fixierte sein Gegenüber, »vom Geheimdienst oder einer ähnlichen Organisation.«
    In Llewellyns Gesicht zuckte kein Muskel. Die eisgrauen Augen blieben unbeweglich, verschlossen.
    »Was wollen Sie von uns?« Finch packte seine Taschenlampe fester. Das Brecheisen war bei Georg im Leinenbeutel. Verdammt!
    »Antworten«, gab der Mann ungerührt zurück. »Ich will erfahren, was Sie wissen. Doch Sie müssen mir nicht die Lampe über den Scheitel ziehen. Ganz im Gegenteil.« Er machte eine einladende Handbewegung in Richtung Ausgang. »Gehen Sie ruhig.«
    Dann zog er die Glock aus dem Hosenbund und hielt sie Finch hin. »Nehmen Sie die mit, Sie werden sie brauchen. Die da oben spaßen nicht. Die schießen zuerst und fragen nachher, wenn sie erfahren, dass Sie die Hinweise haben. Zwingli und seine Crew sind auf heimatlichem Territorium. Hier kann denen so gut wie nichts geschehen. Wenn es sein muss und der Sache dienlich ist, dann beseitigt er Menschen wie Stechmücken. Er zerschlägt sie mit der flachen Hand. Good-bye, Mr. Finch und …« Er sah Georg an. »… wer immer Sie sind.«
    Als Finch keine Anstalten machte, nach der Waffe zu greifen, zuckte Llewellyn mit den Schultern und wandte sich ab. Er schickte sich an, in die Dunkelheit zu verschwinden.
    »Gruber, Georg Gruber«, ertönte es da leise in seinem Rücken.
    Der Major drehte sich überrascht um. »Llewellyn, einfach Llewellyn«, sagte er und streckte seine Hand aus.
    Finch grinste. Der Mann begann ihm zu gefallen. »Rang?«, fragte er, als er den Händedruck des Grauhaarigen erwiderte.
    »Major«, antwortete Llewellyn lächelnd. »Lassen Sie mich sagen, Mr. Finch, Sie fliegen wie der Teufel. Und ich kenne viele Piloten.«
    »Ich hatte genug Zeit zum Üben«, gab Finch zu.
    Der Major betrachtete ihn neugierig. »Unter schwierigen Bedingungen?«
    »Welche Abteilung Geheimdienst?«, schoss er zurück.
    Llewellyn begann den Piloten mit anderen Augen zu sehen. »Vielleicht stehen wir doch nicht auf ganz verlorenem Posten«, meinte er leise. »Aber die Zeit läuft uns davon. Sie werden mir entweder vertrauen müssen, oder …«
    »Oder?«, fragte Georg nach.
    »Oder Zwingli wird sein schmutziges Spiel gewinnen«, vollendete Llewellyn. »Er hat im brasilianischen Dschungel jemandem die Haut in Streifen vom Körper geschnitten, um an Informationen zu kommen. Er nimmt ein Nein nicht für eine Antwort. Die Leute, die hinter ihm stehen und seine Auftraggeber sind, haben alles, was man braucht in diesem Land. Macht, jede Menge Geld und ein Ziel.«
    »Wer sind seine Klienten?«, wollte Finch wissen.
    »Ein Konsortium der größten Schweizer Banken«, antwortete Llewellyn. »Die Drahtzieher, die Marionettenspieler in diesem Land. Der Staat im Staat.«
    »Schweizer Banken?«, rief Georg überrascht aus, während Finch sich fragte, ob er richtig gehört hatte.
    »Es sieht so aus, als wüssten Sie weniger, als ich vermutete«, brummte der Grauhaarige. »Warum sind die Schweizer Banken hinter Ihnen her?«
    »Keine Ahnung«, gab Finch zu.
    »Was suchen Sie eigentlich?«
    »Das wüssten wir auch gern«, meinte Georg etwas

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