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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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einem alten Autoreifen, der bereits halb zugewachsen war. Hatten sich die beiden Männer in Luft aufgelöst? Der Streifen an Brachland war keine fünfzig Meter lang, und trotzdem waren sie nicht mehr zu sehen.
    Was, wenn Zwingli jetzt, in diesem Moment, abreisen würde?
    Llewellyn wischte den Gedanken beiseite. Dann wandte er sich nach rechts, wo eine Stützmauer aus Beton hinter einer Gruppe von Gebüsch mehr als zwei Meter hoch aufragte.
    Plötzlich hielt er inne und lauschte. Waren da nicht Stimmen gewesen? Llewellyn schob ein paar Zweige beiseite und duckte sich, schlüpfte durch die Öffnung und stand mit einem Mal vor einer aufgeklappten Metallplatte im Boden.
    »Siehst du da hinten den zugemauerten Teil am Ende des Ganges? Das muss die Aktion aus den sechziger Jahren gewesen sein, die Stilllegung des Bierkellers«, bemerkte Georg, als seine Taschenlampe eine Wand mit neueren Ziegeln beleuchtete. Gemeinsam gingen sie den Gang entlang bis zu der Mauer. Die Schienen, von denen Leblanc gesprochen hatte, waren zwar herausgerissen worden, ihre Umrisse zeichneten sich jedoch noch immer auf dem Betonboden ab.
    Als er sich umdrehte, um wieder in den Keller zurückzugehen, suchte Finch auf dem Stein über dem Tor nach dem letzten Hinweis. Und tatsächlich: Eine in Stein gravierte, fünfblättrige stilisierte Rose zeichnete sich ganz deutlich über der verwitterten Holztür ab, die nur mehr schräg in den Angeln hing.
    »Wir sind richtig hier«, stellte Finch zufrieden fest, »ohne Zweifel. Paul Hoffmann muss in diesem Keller gewesen sein, vor fünfundsechzig Jahren, und am Fuß des dritten Pfeilers den nächsten Hinweis versteckt haben.«
    »Pfeiler haben wir ja genug zur Auswahl«, bemerkte Georg ironisch. »Die Frage ist nur, wie wir den richtigen finden.«
    »Bis jetzt hat er jedes Mal eine sehr genaue Beschreibung geliefert«, erinnerte ihn der Pilot. »Nun muss es eine logische Reihenfolge geben.« Er richtete die Taschenlampe auf den nächsten Metallpfeiler vor ihm. Ein paar grüne Farbreste blitzten zwischen dem Rost auf. Der Pfeiler selbst war aus einem Stück gegossen worden, schlank in der Mitte und ausladender am Boden und an der Decke, wo er mit je acht Schrauben befestigt war. Am oberen Ende bildeten die Ranken wohl die symbolische Krone eines Baumes, während die Wurzeln sich auf gemauerten Podesten am Boden abstützten.
    Finch trat näher und ließ den Strahl der Lampe über den Guss gleiten, ging in die Knie und betrachtete das Podest und die Befestigung des Pfeilers. Plötzlich lachte er laut auf. »Sieh dir das an!«
    Georg eilte zu ihm und bückte sich, um besser zu sehen. Jeder der Pfeiler trug auf einer ovalen flachen Stelle eine Nummer, die aus römischen Zahlen gebildet wurde. Deshalb wäre sie einem unbefangenen Beobachter auch nicht sofort ins Auge gesprungen.
    »X-I-X, wir stehen also vor dem Pfeiler neunzehn.« Finch strich mit dem Finger über die erhabenen Zeichen. »Welche Nummer hat der Pfeiler rechts von uns? Achtzehn, zwanzig, neun oder neununddreißig?«
    Georg eilte hinüber und beugte sich hinab. »Neun!«
    »Dann muss die Drei in derselben Reihe sein, nur weiter vorn. Los!«
    Sie waren wieder in Richtung der Eisenleiter unterwegs, wichen den großen Wasserlachen aus und liefen unter den herabhängenden Spinnweben durch. Die Kälte begann sich bemerkbar zu machen und schien in ihre Knochen zu kriechen.
    Sechs Pfeiler weiter kontrollierte Georg aufgeregt die Zahl auf der kleinen Vignette. »Drei!«, rief er triumphierend. Dann richtete er den Strahl der Taschenlampe auf das Podest aus Steinen, auf dem der Pfeiler ruhte. Er fuhr mit den Fingern die Linien der Steine nach, aber da waren kein Riss und keine Höhlung zu erkennen. Nichts, worin man etwas verstecken könnte. Die Steine waren glatt aneinandergefügt, mit gleichmäßigen Fugen, und sie wiesen keine Beschädigungen auf.
    »Ich muss gestehen …«, murmelte Georg, als Finch neben ihm in die Knie ging und ebenfalls den Sockel untersuchte, »… das sieht nicht nach einem idealen Versteck aus.«
    »Es hat ja auch nicht geheißen ›am Sockel des Pfeilers‹, sondern ›am Fuß‹«, bemerkte der Pilot nachdenklich und leuchtete hinter die geschwungenen Ranken, die das untere Ende des Metallpfeilers bildeten. »Vergiss nicht, Hoffmann hatte hier im Keller nicht viel Zeit. Er konnte nicht Steine losbrechen und wieder einsetzen. Wenn ihn die Bierkutscher tatsächlich gegen ein Trinkgeld hierhergelassen haben, dann hatte er

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