Falsch
nach.
Der Geruch nach Feuchtigkeit, Moder, altem Holz und abgestandener Luft schlug ihnen entgegen, als Finch den Metallflügel gegen einen der Büsche fallen ließ.
»Leblanc hatte recht«, murmelte er. »Massiv und gebaut für die Ewigkeit.«
Im Tageslicht waren die ersten Stufen einer Eisenleiter zu erkennen, die senkrecht in die Tiefe führte. Der Rost hatte sie dunkelrot gefärbt.
Georg drückte Finch eine Taschenlampe in die Hand, hängte sich den Leinenbeutel um und stieg vorsichtig auf die erste Sprosse. Sie hielt.
»Da es sich hier um eine Familienangelegenheit handelt, gehe ich als Erster. Jetzt werden wir ja sehen, ob unser guter alter Aristide richtig kombinierte«, meinte er neugierig. »Untergrund, Rose, Pfeiler und sehr viel Zeit, die vergangen ist.« Damit verschwand sein Kopf langsam in der Dunkelheit.
Finch warf einen Kontrollblick durch die Zweige der Gebüsche auf die Straße. Alles schien ruhig, ein Wagen parkte aus, und ein einsamer Spaziergänger schlenderte bergan. Dann wandte er sich wieder dem dunklen Rechteck zu, in dem Georg verschwunden war.
Sollte es tatsächlich der alte Bierkeller des Beau Rivage sein?
Aus der Tiefe blinkte die Taschenlampe Grubers zweimal.
Finch überlegte kurz, trat dann auf die erste Sprosse und begann mit dem Abstieg.
Llewellyn hatte das Quietschen von Metall gehört, leise Stimmen, die schließlich verstummt waren. Nachdenklich setzte er sich auf die niedrige Natursteinmauer und ließ seinen Blick über den Park auf der anderen Seite des Chemin du Beau Rivage schweifen. Die beiden Gebäude der Hotels lagen keinen Steinwurf entfernt. Durch die Zweige der Bäume konnte man die geparkten Autos der Gäste auf dem Parkplatz des Beau Rivage erkennen.
Er fuhr sich mit der Hand über seine kurzgeschnittenen grauen Haare. Was zum Teufel machten die beiden Männer so lange im Gebüsch?
Die letzten beiden Sprossen der Leiter waren durchgerostet, und so sprang Finch den letzten Meter auf den Boden.
»Achtung, es ist verdammt glitschig hier«, warnte ihn Georg, der den Strahl seiner Taschenlampe immer weiter ins Dunkel wandern ließ. »Ich wäre auch beinahe ausgerutscht.«
Weiße Pilzgeflechte leuchteten auf den Wänden, sobald der Lichtkegel sie erreichte. In einem geometrischen Muster, dessen Bedeutung Finch nicht verstand, liefen rostige Schienen kreuz und quer über den Boden. Die Schritte der Männer hallten laut, als sie tiefer in das unterirdische Gewölbe vordrangen. Große Steinplatten wechselten sich mit betonierten Flächen ab. Finch richtete seine Taschenlampe auf das Gewölbe über ihm und sah gemauerte Halbbogen, die auf Metallträgern ruhten, die wiederum von gusseisernen Pfeilern gestützt wurden.
Der lange Keller schien in der Dunkelheit unendlich. Finch zählte die Pfeiler, die er sehen konnte. Dann rechnete er hoch.
»Georg? Hast du die Pfeiler gesehen?«, fragte er.
»Ja, es stimmt tatsächlich, Pfeiler im Untergrund«, antwortete Gruber andächtig.
»Es sind mindestens hundert, wenn nicht mehr«, gab Finch zu bedenken.
Georg pfiff lautlos zwischen den Zähnen und ließ seine Taschenlampe kreisen. Wo immer das Licht hinfiel, riss es weitere Pfeiler aus dem Dunkel. »Ach, du liebe Zeit!«, stieß er hervor.
»Am Fuße des dritten Pfeilers«, erinnerte ihn Finch. »Fragt sich nur, von wo aus?«
Spinnweben hingen von den Deckenbogen. An den Fäden hatte das Wasser kondensiert und bildete Reihen von durchsichtigen Perlen, die im Licht glitzerten. In einer Ecke entdeckte Georg die Reste eines alten Fasses, fast gänzlich vom Moder zerfressen.
Die Wände des ehemaligen Bierkellers waren gemauert und nicht verputzt worden. Je tiefer die beiden Männer in Richtung Hotel vordrangen, umso kühler wurde es. Ihr Atem stand in zarten weißen Wolken im Raum.
Große Pfützen hatten sich mit der Zeit gebildet, in denen sich die Kegel der Taschenlampen spiegelten und irrlichternde Muster auf die Decke zeichneten.
»Irgendwie ein surrealer Ort«, bemerkte Georg, und seine Stimme hallte in den leeren Gewölben wider. »Man muss sich die Geschäftigkeit vorstellen, die hier herrschte, wenn wieder ein neuer Transport von Bierfässern ankam, die leeren Fässer hinausgeschafft und die vollen an ihren Platz gerollt werden mussten.« Er bückte sich und hob etwas auf, drehte es im hellen Licht der Taschenlampe. »Ein Franken von 1952! Vielleicht bringt er uns Glück.«
Llewellyn drängte sich durch das hohe Gras und die Büsche, vorbei an den Bäumen und
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