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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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dreistöckige Palast, der im Renaissance-Stil dekoriert worden war. Der Herzog von Lucca hatte ihn in Auftrag gegeben, um die Hochzeit einer seiner Töchter zu feiern, wenn ich mich recht erinnere. Es ist auch das Geburtshaus der späteren österreichischen Kaiserin Zita von Bourbon-Parma und innen am besten erhalten von allen drei Gebäuden.«
    »Waren Sie in den oberen Stockwerken?«, wollte Llewellyn wissen.
    Der Pilot schüttelte den Kopf. »Nein, die waren abgesperrt. Ich glaube, einer der Padres hat einen Schlüssel, aber ich bin dann lieber in den Park gegangen, der ein wenig verwildert ist, aber insgesamt noch immer spektakulär. Alte Palmen, Ginkos, Sequoias, seltene Pflanzen. Sehenswert.«
    »Nun, wir werden nicht sehr viel Zeit für Besichtigungstouren haben«, murmelte Llewellyn. »Kommen Sie noch immer regelmäßig an die Versilia?«, setzte er dann laut hinzu.
    »Nein, seit einem Jahr nicht mehr«, antwortete der Pilot. »Helena hat inzwischen einen bekannten Winzer der Region geheiratet. Die Schweiz war ihr auf die Dauer wohl zu weit nördlich …«
    Der Hubschrauber flog über Pietrasanta, und die Sonne war endgültig im Meer verschwunden. »Wir landen in rund zehn Minuten«, meinte der Pilot und steuerte den Helikopter näher an die Bergkette, die sich parallel zur Küste erstreckte. »Sehen Sie den weißen Fleck da unten? Einer der vielen Marmorbrüche, das große Kapital der Region neben dem Tourismus.«
    Die Nase des Eurocopters senkte sich, und der Pilot drückte den Hubschrauber in eine leichte Linkskurve. Der Verkehr auf den Straßen war unvermindert dicht. Es war mehr stop als go. Schließlich machten dunkle Felder und Hügel den dichtbewohnten Vierteln Platz, und die Maschine verlor an Fahrt. In einem weiten Tal flog der Eurocopter direkt auf die Berge zu.
    »Sehen Sie die Gebäude vor uns? Am Fuß des Hügels, hinter den Bäumen? Das ist die Villa Borbone.« Der Pilot setzte zu einer Platzrunde an. »Um diese Zeit ist es meist absolut windstill, also sollte die Landung auf der großen Wiese im Park kein Problem sein. Werden Sie erwartet?«
    »Hoffentlich nicht«, gab Finch trocken zurück, während er aufmerksam das große Anwesen beobachtete, das in völliger Dunkelheit lag. Die Villa, ein beeindruckender Bau mit großer Terrasse und Prunkstiegen, schien verlassen. Der Gemeinderat hatte für heute wohl glücklicherweise keine Nachtsitzung anberaumt.
    »Ich lasse Sie aussteigen und starte sofort wieder, um den Helikopter aufzutanken. Dann komme ich zurück und warte auf Sie«, unterrichtete der Pilot seine drei Passagiere und setzte sanft auf einer großen, leicht abschüssigen Wiese, gesäumt von hohen, alten Bäumen, auf.
    »Es wird nicht lange dauern«, nickte Finch und kletterte vom Kopilotensitz. »Hoffentlich«, ergänzte er leise.
    Als er wenige Augenblicke später mit Llewellyn und Georg den Abhang zur Villa hochstieg, hörten sie in ihrem Rücken den Eurocopter starten und kurz über den Bäumen schweben, bevor er in Richtung Küste abdrehte.
    Vor ihnen lag eine majestätische Prachttreppe, die zur Terrasse hinaufführte. Eine weiße Madonna vor einer stilisierten Muschel hob segnend die Hände.
    »Und jetzt?«, erkundigte sich Georg, als sie die Stufen hinaufstiegen. Auf steinernen Balustraden standen nachgebildete antike Vasen mit großen Agaven, von denen einige bereits verblüht und verwelkt waren.
    »Jetzt sollten wir schnellstens in die Herrschaftsetage gelangen«, antwortete Llewellyn und wies nach oben. Alle Fensterläden des großen Hauses waren geschlossen, und die Dunkelheit färbte die ockerfarbene Fassade bläulichrot. Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie die Terrasse überquerten. Sonst war alles still. Nur in der Ferne hörte man den Lärm der Stadt.
    Als die drei Männer auf der Suche nach einem Eingang um die Ecke des Hauses bogen, sahen sie einen schwarzen Schatten, der sich von einer Bank erhob und etwas schwerfällig die Auffahrt zu einem flachgestreckten Nebengebäude hinaufschritt.
    »Das muss einer der Padres sein«, flüsterte Finch und hielt Llewellyn und Georg zurück. Der Schatten wäre fast gestolpert, fing sich im letzten Moment und stöhnte ein wenig. Dann setzte er seinen Weg fort.
    »Wenn der so alt ist, wie ich annehme, dann könnten hier die Trompeten von Jericho zum Tanz aufspielen, und er würde sie nicht hören«, brummte Llewellyn. »Er hat nicht einmal den Hubschrauber gehört, weil er sonst auf die Terrasse gelaufen wäre.«
    »Der

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