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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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haben. Mir wurde die Nummer des Wagens durchgegeben, der die Kisten transportieren würde. Und die Type. Ein Opel Blitz.«
    »Ah ja«, war alles, was Paul herausbrachte.
    »Egal«, fuhr der Mann fort. »Wir stecken in einer Zwickmühle. Sie, ich, wir alle. Einerseits wird der Krieg schneller beendet, wenn Ihr Transport rasch in einer Schweizer Bank ankommt, andererseits legen die Nazis damit den Grundstein für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Für ein viertes Reich. Sie werden sich entscheiden müssen …«
    »Wer sind Sie?«, flüsterte Ernst entsetzt.
    »Das werden Sie nie erfahren, und es ist auch besser so«, kam die entschiedene Antwort.
    »Was schlagen Sie vor?«, erkundigte sich Willi mit heiserer Stimme.
    »Ganz einfach«, erwiderte sein Gegenüber. »Bringen Sie die Kisten in eine Bank, verständigen Sie Kesselring, dann wird er unterzeichnen.«
    Die vier Freunde sahen ihn verständnislos an.
    »Geben Sie ihm die falschen Informationen, nennen Sie eine andere Bank, bauen Sie einen Zahlendreher in die Zugangscodes ein. Nutzen Sie Ihren Verstand, überlegen Sie. Er kann es nicht mehr nachprüfen, die Zeit drängt. Er wird Ihnen glauben, glauben müssen.«
    »Und dann?«, wollte Franz wissen.
    »Dann verwenden Sie den Inhalt der Kisten für einen guten Zweck. Ich sagte ja, denken Sie nach, es wird Ihnen sicher etwas einfallen.«
    »Wir … wir haben da bereits über etwas gesprochen …«, gab Willi zu.
    Der Unbekannte hob abwehrend die Hände. »Ich will nichts davon wissen. Machen Sie sich auf den Weg und vergessen Sie mich. Ich war nie da, Sie haben mich nicht gesehen, wir sind uns niemals begegnet. Und jetzt hauen Sie ab! Viel Glück.«
    Paul trat an den Schreibtisch und griff nach dem Bild Claessens. »Brauchen Sie das noch?«
    Der Mann mit der Narbe schüttelte nur stumm den Kopf. Dann drehte er sich um und starrte aus dem Fenster auf den Abendnebel, der vom Bodensee heraufzog.

Villa Borbone delle Pianore,
Camaiore, Lucca/Italien
    Die Sonne, die spektakulär und blutrot auf einem wolkenlosen violetten Abendhimmel im Mittelmeer versank, wäre das Highlight jedes Fremdenverkehrsprospekts gewesen. Doch die Insassen des dunkelblauen Helikopters mit der Schweizer Registrierung CH -L45B und der kleinen gemalten eidgenössischen Flagge über dem Heckrotor hatten keine Augen für die Schönheiten des italienischen Spätsommers. Die Berge zur Linken, die Apuanischen Alpen, leuchteten im Abendlicht und gaben der Landschaft jene unvergleichliche Atmosphäre, die das Tor zur Toskana weltberühmt gemacht hatte.
    »Vor uns liegt der Versilia Golf Club«, informierte der Pilot, ein durchtrainierter Mittdreißiger mit kurzen schwarzen Haaren und offenem Gesicht, seine drei Insassen. »Zur Linken passieren wir gleich Forte dei Marmi, einen altbekannten, traditionellen italienischen Badeort. Vor allem, was das geregelte Strandleben betrifft.« Er lächelte. »Die Distanz zwischen den Liegestühlen wird hier in Millimetern gemessen und der Quadratmeter teuer vermietet.«
    »Sie kennen sich gut aus in der Gegend«, wunderte sich John Finch, der ihren Flug auf einer Karte verfolgte.
    »Meine Freundin war Italienerin, und ich verbrachte ein paar Wochen jedes Jahr hier«, erklärte der Pilot. »Daher kenne ich auch die Villa ganz gut, zumindest war ich bereits einmal dort, als Helena eine Eingabe bei der Gemeindeverwaltung machte. Die ist nämlich im Erdgeschoss untergebracht.«
    »Und? Ein schönes Haus?«, erkundigte sich Llewellyn, während Georg Gruber zur Versilia-Küste hinüberblickte, wo nach und nach die Lichter angingen.
    »Ein wenig unheimlich, wenn Sie mich fragen. Sehr vernachlässigt. War einmal eine Schule, dann ein Kloster, und jetzt leben nur noch eine Handvoll Padres in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Villa. Aber was heißt leben?«, fragte er nachdenklich. »Sie überleben eher, sind alle weit über achtzig und pflegen die Kapelle, die noch immer geweiht ist.«
    »Was wissen Sie außerdem über die Villa Borbone?«, erkundigte sich Finch neugierig. »Wir sind für jede Information dankbar.«
    »Ach, nicht viel, wie gesagt, ich war nur einmal da. Aber Helena musste darauf warten, dass der Bürgermeister aus der Sitzung kam, und daher hatte ich ein wenig Zeit und wanderte herum, ein Informationsblatt der Gemeinde in der Hand. Eigentlich besteht der Komplex aus drei Gebäuden, errichtet in verschiedenen Epochen. Das Beeindruckendste ist sicherlich der aus dem 18. Jahrhundert stammende

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