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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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empfahl. Takanashi fütterte seine Navigation mit der Adresse. Doch gänzlich überzeugt war er keineswegs. Der Schuss ins Blaue konnte leicht nach hinten losgehen. Was, wenn die drei ganz woanders hingefahren waren?
    Etwa über die Grenze nach Deutschland?
    Dann würde er Adresse für Adresse abklappern, endgültig den Anschluss verpassen, und bald wäre es dunkel. Dann könnte er nicht mehr ins Institut und würde bis morgen warten müssen.
    »Ich traue diesem Yakuza keine drei Schritte weit«, brummte Alfredo, der mit Fiona und Vincente in ihrem Golf saß und Takanashi beobachtete. »Die japanische Mafia hat versucht, sich vor einigen Jahren in den Drogenhandel in Medellín hineinzupressen.« Er verzog das Gesicht. »Mit allen Mitteln. Das Drogenkartell hat ein paar Monate gebraucht, um sie zu stoppen und wieder aus der Stadt zu werfen.«
    »Ich wüsste zu gern, was der Japaner an Claessen und dessen Ring so Besonderes findet«, murmelte Fiona. »So viel Geld für ein altes Erinnerungsstück. Sammler hin oder her, das ist so seltsam wie dieser ganze Typ.« Sie kontrollierte ihr Handy, ob Finch eine SMS geschickt hatte. »Jetzt ist er hinter der jungen Lehrerin einer Behindertenschule her, die allerdings nichts von ihm weiß. Merkwürdig.«
    Vincente nickte und tippte aufgeregt Fiona auf die Schulter. Dann wies er nach vorn, wo Takanashi gerade mit seinem Lexus vom Parkplatz rollte.
    »Wir bleiben dran«, entschied Alfredo. »Vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit, sich irgendwo in Ruhe mit dem Japsen zu unterhalten.«
    Die Eisbecher im Restaurant Seegarten waren groß, köstlich und mit kleinen, bunten Schirmen verziert. Bernadette, Chris und Francesca saßen auf der Terrasse und genossen den Ausblick auf eine Seenlandschaft mit vereinzelten Inseln und verschlungenen, lauschigen Wegen, die am Ufer entlangführten.
    »Zufrieden?«, fragte Chris, nachdem während der ersten fünf Minuten jeder schweigend-genießerisch sein Eis gelöffelt hatte.
    Francesca nickte lächelnd, den Löffel im Mund. Ihre Augen blitzten.
    »Es ist wirklich gar nicht so leicht, in Basel ein Eiscafé zu finden«, warf Bernadette ein, die auf der Suche nach den Maraschino-Kirschen zwischen den anderen Fruchtstückchen war und jedes Mal begeistert »Hmmm« machte, wenn sie wieder eine fand.
    »Ich weiß, jenseits der Grenze in Deutschland ist es einfacher«, antwortete Christopher, »aber ohne Pass für Francesca wollte ich es nicht riskieren. Hier ist es doch auch schön. Ich könnte noch ein paar Stunden auf der Terrasse sitzen bleiben und zusehen, wie der Abend kommt.«
    »Da drinnen bauen sie schon das Buffet für das Dinner auf«, meinte Bernadette. »Die würden das wahrscheinlich gar nicht so gern sehen, wenn wir hier länger bei einem einzigen Eisbecher sitzen blieben.«
    »Wir können ja noch jeder einen bestellen«, lachte Francesca schelmisch. »Ich verzichte gern aufs Abendessen!«
    »An mir soll es nicht liegen, ich bin dabei«, lächelte Chris.
    »Ich vermute, Professor Grasset wäre damit nicht einverstanden«, gab Bernadette zu bedenken und schüttelte den Kopf.
    »Entschuldigt ihr mich kurz?« Christopher erhob sich, blickte sich suchend um und sah dann den Wegweiser zu den Toiletten. »Gleich wieder da!«
    Francesca lehnte sich verschwörerisch über den Tisch zu Bernadette und blickte Chris hinterher. »Der ist ja wirklich nett …«
    Takanashi sah die drei in der Sonne auf der fast vollbesetzten Terrasse sitzen und zog sich rasch wieder zurück ins Restaurant. Habe ich also doch die richtige Eingebung gehabt, dachte er zufrieden. Jetzt hieß es nur noch warten. Er wollte kein Aufsehen erregen, aber es würde schwer werden, Weber von seiner Freundin loszueisen. Die Schülerin würden die beiden sicher wieder ins Institut zurückbringen, früher oder später. Sollte er vielleicht warten, bis die beiden in ihre Wohnung fuhren?
    Da sah er, wie Weber aufstand, die Serviette hinlegte und sich kurz entschuldigte.
    Man sollte jede nur erdenkliche Möglichkeit beim Schopf packen, dachte Takanashi grimmig und ging mit großen Schritten in Richtung Toiletten.
    Auch eine Einzelkabine war ein geeigneter Platz zum Sterben.
    Christopher stieß die Tür zur Herrentoilette auf, durchquerte den Vorraum mit den Waschbecken und stellte sich vor eines der zahlreichen Pissoirs, die im nächsten Raum an der Wand aufgereiht waren. Er war allein. Die Wasserspülung der Becken, die regelmäßig alle zwanzig Sekunden einsetzte, rauschte ziemlich

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