Falsch
besser.«
»Senhor John Finch, hat Ihnen eigentlich schon jemand gesagt, dass Sie morgens noch weniger auszuhalten sind als …«
Finch unterbrach sie mit einer abwehrenden Handbewegung und einem bösen Blick. »Ich war nie verheiratet, und jetzt weiß ich wieder mal, warum. Also – was machen Sie hier? Wieso kann ich nicht ausschlafen? Oder in Ruhe einen vernünftigen Kaffee auf meiner Terrasse trinken? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihrem Großvater der Boden unter den Füßen so sehr brennt, dass …«
Jetzt war es an Fiona, dem Piloten ins Wort zu fallen. »Wen interessiert schon Ihre Vorstellungskraft, Senhor Finch? Sie haben einen Auftrag bekommen. Die genauen Anweisungen sind in dem Kuvert, das ich Ihnen vor dem Babylon übergeben habe. Und hier ist noch etwas, das Sie vielleicht in die Gänge kommen lässt.« Sie griff in ihre Handtasche, zog einen dicken Umschlag hervor und hielt ihn Finch unter die Nase. »Mein Ticket!«
Der Pilot hob milde interessiert die Augenbrauen und wog den Umschlag in der Hand. »Was ist das? Die Lebenserinnerungen Ihres Großvaters?« Er riss das braune Kuvert auf und griff hinein.
»Hunderttausend Dollar in bar für die ersten Spesen«, antwortete Fiona kalt, »und eine Kreditkarte auf Ihren Namen. Ich komme gerade von der Bank.«
Finch sah sie mit schräg gelegtem Kopf an. »Er meint es ernst, nicht war? Wie hoch ist das Limit?«
»Welches Limit?« Sie schaute ihn verständnislos an.
»Das der Kreditkarte«, meinte er und zog eine schwarze MasterCard World Signia aus dem Umschlag, die tatsächlich seinen Namen trug.
»Es gibt keines«, gab Fiona zurück, nahm ihm die Kaffeetasse aus der Hand und ging zurück ins Haus.
»Ein völlig neues Lebensgefühl«, murmelte Finch und folgte ihr in die kleine Küche, wo die junge Frau gerade die Tassen in den Geschirrspüler räumte. »Das heißt, ich könnte mir für eine Million eine zweite Grumman Albatross kaufen und einfach mit der Karte zahlen?«
»Sind Sie jemals erwachsen geworden?«, seufzte Fiona und sah ihn zweifelnd an.
»Jedenfalls älter.« Er grinste. »Und das erfolgreich.«
»Unterschreiben Sie lieber.« Die junge Frau setzte ihre Sonnebrille auf. »Und dann machen wir uns auf den Weg.«
»Sie haben eine Quittung?« Finch runzelte die Stirn.
»Die Kreditkarte«, fauchte Fiona und rauschte an ihm vorbei. »Ich warte draußen im Wagen auf Sie. Und vergessen Sie nicht, die Instruktionen meines Großvaters mitzunehmen.«
Das Innere des Hummer-Geländewagens war gut gekühlt. Eine Wohltat angesichts der Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke und der tropischen Luftfeuchtigkeit der Amazonas-Region. John Finch warf seine Reisetasche auf die Rückbank und machte es sich auf dem Beifahrersitz bequem. Er hatte Shorts und T-Shirt mit Jeans und einem weißen Pilotenhemd vertauscht.
»Um auf meine Frage von vorhin nach dem ›wir‹ zurückzukommen. Danke, dass Sie mich zum Flughafen bringen, aber am Hangartor endet unsere gemeinsame Reise dann auch schon wieder«, stellte Finch fest. »Ich fliege am liebsten allein.«
»Ich auch«, gab Fiona ungerührt zurück. »Aber es gibt Ausnahmen. Öffnen Sie Ihren Umschlag mit den Anweisungen und lesen Sie.«
»Lassen Sie mich raten … Sie wissen, was drinsteht«, murmelte er, zog das Kuvert aus seiner Hemdtasche und riss es auf. Der Inhalt war sehr übersichtlich. Es war ein kleines Blatt mit wenigen Zeilen.
Sehr geehrter Senhor Finch,
es freut mich, dass Sie Ihre Entscheidung getroffen haben und mir bei meinem Vorhaben helfen. In einem ersten Schritt geht es darum, zwei Männer für mich zu finden, mit ihnen zu reden und sie dazu zu bewegen, sich mit mir zu treffen. Das könnte sich unter Umständen als problematisch herausstellen, da ich von den beiden seit mehr als fünfzig Jahren nichts mehr gehört habe. Ich weiß nicht, ob sie umgezogen sind, noch leben oder es vielleicht nur mehr ihre Nachfahren gibt.
Jeder der beiden hat – wie auch ich – innerhalb der letzten achtundvierzig Stunden Besuch von einer Brieftaube bekommen. Damit kam er in den Besitz eines Hinweises, den ich dringend benötige. Bringen Sie mir die Männer oder die Hinweise. Ihre Namen sind Ernst Böttcher und Franz Gruber. Laut meinen letzten Informationen lebte Böttcher in Medellín und Gruber in Bogotá. Alles andere liegt nun bei Ihnen, Senhor Finch.
Betrachten Sie meine Enkelin Fiona als Verbindungsglied zwischen Ihnen und mir. Sie wird Sie begleiten. Wenn Sie so wollen, als meine
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