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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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abschätzig auf den Anzugträger. »Er hat Stil bewiesen, das muss man ihm lassen.«
    »Von Stil können wir uns nichts kaufen, Major Llewellyn. Die Tauben sind aufgeflogen. Genau das ist geschehen. Und es hätte niemals geschehen dürfen.« Der Mann im Anzug schob sein schwarzes Blackberry auf der Tischplatte hin und her, in einem Muster, das wohl nur er kannte. Ein Kellner in blütenweißem Smoking kam und stellte ein paar Gläser Planters-Punsch auf den Tisch. Dann nahm er die leeren wieder mit. Die Cabañas Gisela, ein exklusives Resort auf der Insel Tintipan, waren für ihre Cocktails im gesamten Karibischen Meer bis nach Jamaica berühmt.
    »Warum haben Sie ihn nicht früher gefunden?« Der Major fuhr sich mit seiner Hand über die militärisch kurzgeschnittenen grauen Haare. »Dann hätten Sie Ihre Hinweise bereits in der Hand, und die Tauben wären auf dem Grill gelandet.«
    » Smart ass «, zischte sein Gegenüber.
    Llewellyn schaut ihn kühl an. »Nach Ihnen. Sie wissen, dass ich recht habe. Wir versuchen hier, die Kohlen aus dem Feuer zu holen, aber der Waldbrand ist bereits außer Kontrolle geraten.«
    »Vielleicht ist es besser, Sie ziehen in ein Altersheim und überlassen die wirklich wichtigen Aufgaben Ihren Nachfolgern, Major.« Die Stimme des Mannes im Anzug klang spöttisch.
    »Vielleicht ist es besser, Sie lernen erst einmal die Spielregeln, bevor Sie die Würfel auspacken, Mr. Schmidt«, gab Llewellyn ungerührt zurück. »Und ich glaube übrigens nicht eine Sekunde, dass dieser Name in Ihrem Pass steht. Aber Ihr Mangel an Phantasie ist im Moment nicht so wichtig.« Er nahm einen großen Schluck Punsch aus dem beschlagenen Glas, in dem die Eiswürfel klirrten. »Es gibt Dinge, die haben sich in diesem Geschäft nie geändert. Schnell zuschlagen heißt effektiv arbeiten. Sie hingegen haben Jahrzehnte vergeudet, Spuren kalt werden lassen und sich an einen Strohhalm geklammert, der bereits in den sechziger Jahren zu einem Stern auf einem Weihnachtsbaum in Ihrer Heimat geflochten wurde. Und jetzt wollen Sie den Schwarzen Peter elegant weiterreichen?«
    »Ich glaube, wir sollten unsere Zusammenarbeit jetzt und hier beenden«, stellte der Anzugträger lakonisch fest. »Ich will Sie nicht davon abhalten, Ihre wohlverdiente Pension zu genießen, Major.«
    »Ich habe in diese … Arbeitsgemeinschaft eingewilligt, weil die Interessen meiner Regierung weitgehend mit den Bestrebungen Ihrer Gesellschaft übereinstimmten. Leider haben Sie die Vorarbeit gemacht und uns erst im letzten Moment verständigt.« Llewellyn blickte sich um und deutete auf die Sunseeker am Steg. »Man könnte auch sagen … an Bord geholt.«
    Er griff in die Tasche seiner Shorts und zog eine zusammengefaltete Fotografie heraus, die er auf dem Tisch glattstrich. Sie zeigte einen jungen Mann in der SS -Uniform der »Leibstandarte Adolf Hitler«. Das alte, vergilbte Foto mit den zahllosen Stockflecken wies einige Einschusslöcher auf. Llewellyn schob es seinem Gegenüber zu. »Wer ist das?«
    Der Mann im Anzug runzelte die Stirn und griff nach dem Porträt. Er betrachtete es nachdenklich, mit zusammengekniffenen Augen. Dann zuckte er mit den Schultern und legte es wieder zurück. »Ich habe keine Ahnung. Wo haben Sie es her?«
    »Aus der Bruchbude, in der Paul Hoffmann hauste. Es hing an der Wand, als einziger Schmuck.« Er beugte sich vor und fixierte Schmidt. »Sein einziger Luxus, wenn Sie so wollen. Abgesehen von den Tauben und der schmutzigen Hure, die Sie als Aufklärerin vorausschickten, um ihm die Hinweise abzunehmen.«
    Schmidt zog eine Grimasse. »Was auch nicht funktioniert hat, wenn man es recht bedenkt.« Er nahm die Fotografie nochmals zur Hand, drehte sie um, blickte auf die leere schmutzig-graue Rückseite und gab sie schließlich wortlos an Llewellyn zurück.
    »Und jetzt?« Der Major steckte das Bild ein und sah Schmidt fragend an. »Die Tauben sind irgendwo gelandet, vielleicht in diesem Land oder in einem der angrenzenden Staaten. Oder – wer weiß wo? Die Hinweise sind jedenfalls bei ihren Adressaten angekommen. Was nun?«
    »Warum hat Ihre Regierung ausgerechnet Sie und Ihre Männer ausgewählt, um eine solch heikle Aufgabe zu erfüllen?«, erwiderte Schmidt kühl. »Sie sind alle weit über sechzig, manche sogar zehn Jahre älter. Ihre Welt ist lange untergegangen, Major.«
    »Sagt Ihnen der Name Red Adair etwas, Mr. Schmidt? Oder sind Sie zu jung dazu?« Llewellyns Augen blitzten. »Adair zog sich mit achtzig vom

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