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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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aktiven Geschäft zurück, bis dahin blies er Großbrände aus wie andere Leute die Kerzen auf ihren Geburtstagstorten. Er war Spezialist auf seinem Gebiet, der beste. Beantwortet das Ihre Frage?« Der grauhaarige Major stand auf und leerte seinen Longdrink. Dann drehte er sich um und blickte zur Sunseeker, die unmerklich in den Wellen schaukelte. »Diese ganze Geschichte hat zu einem Zeitpunkt begonnen, als Sie noch nicht einmal geplant waren, Mr. Schmidt. Ihre Eltern kannten sich wahrscheinlich noch gar nicht, weil beide die Schulbank drückten und in der Nase bohrten. Damals waren meine Männer und ich fast schon ein eingespieltes Team.« Major Llewellyn ging langsam um den Tisch herum und beugte sich zu dem Mann im Anzug hinunter. Im Hintergrund wollten zwei Leibwächter aus den Korbstühlen aufspringen, aber eine Handbewegung Schmidts hielt sie zurück. »Und so etwas wie die beiden Wichtel da drüben essen wir heute immer noch zum Frühstück«, grinste der Major. Dann wurde er wieder ernst. »Meine Männer waren schon mit allen Wassern gewaschen, da haben Sie noch nicht mal bis zum Waschbecken hinaufgereicht. Deswegen sind wir hier, und ich hoffe, das ist jetzt ein für alle Mal klar. Und deshalb wiederhole ich meine Frage – was nun?«
    Schmidt schob noch immer sein Blackberry im Zickzack über den Tisch. Dann gab er sich einen Ruck. »Es hat sich etwas ergeben, ein Zufall, wenn Sie so wollen. Wie Sie wissen, haben wir Hoffmann unser Augenmerk zuerst zugewandt, weil er die Hinweise in seinem Besitz hatte. Aber vor einigen Stunden haben wir den Namen und den Aufenthaltsortes eines zweiten Mannes in Erfahrung bringen können. Wir wissen allerdings nicht, ob er noch am Leben ist. Sein Name war oder ist Ernst Böttcher, sein Wohnort Medellín.«
    »Wie schnell schafft Ihr Schnellboot die zwanzig Kilometer bis zur Küste?«, erkundigte sich Llewellyn leichthin.
    »In weniger als zwanzig Minuten«, gab Schmidt zurück. »Aber ich habe vorher hier auf der Insel noch etwas zu regeln. Wir laufen in einer Stunde aus. Und, Major Llewellyn, es wäre schön, wenn Sie und Ihre Männer diesmal keine Fehler machen würden. Auch im Interesse Ihrer Regierung …« Er stand auf und schaute Llewellyn in die Augen. »… Und Ihrer Pension. Soviel ich weiß, wird die nur an Lebende ausgezahlt. Kolumbien ist nicht Europa. Es ist ein gefährliches Pflaster, müssen Sie wissen. Ein lebensgefährliches.«

São Gabriel da Cachoeira,
Rio Negro/Brasilien
    Das Klopfen an der Tür wollte einfach nicht aufhören …
    John Finch tastete nach seinem Wecker, brachte damit einen Stapel Taschenbücher aus dem Gleichgewicht und fluchte laut, als die gleich auch noch seine Breitling mit in die Tiefe rissen. Endlich hatte er den Wecker gefunden, der in roten Ziffern 11:35 Uhr anzeigte. Das änderte sich auch nicht, als er ihn zur Kontrolle zehn Zentimeter vor seine Nase hielt, weil er es einfach nicht glauben wollte.
    Und dann war da auch noch dieses andauernde Klopfen …
    »Ja!«, schrie Finch. »Ist ja gut, ich komme schon!«
    Auf dem Weg zur Tür zerrte er den Morgenmantel vom Haken und zog ihn im Gehen an. »Wer zum Teufel …« Er riss die Tür auf und stand Fiona gegenüber, die ihn strafend über ihre Sonnenbrille hinweg anblickte und auf ihre Armbanduhr deutete.
    »Wir sollten schon längst unterwegs sein.«
    »Wir? Wieso wir?« Finch fuhr sich mit seiner Hand über die Augen. »Schlafen Sie nie?«
    »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?« Fiona schob den Piloten aus dem Weg und trat ein. »Sie brauchen erst einmal einen starken Kaffee und eine Dusche. Ich kümmere mich um Ersteres, während Sie den zweiten Punkt erledigen. Dann reden wir weiter.«
    »Ich bin noch nicht wach genug, um zu reden«, brummte Finch missmutig und schloss die Augen. Dann seufzte er, drehte sich um und tastete sich ins Badezimmer.
    Eine halbe Stunde später stand er neben Fiona auf der kleinen Terrasse seines Hauses und nippte an einem starken Kaffee, während er Fischerboote beobachtete, die im Fluss ihre Netze ausbrachten.
    »Für dieses Gebräu müssen Sie meinen Vorrat an Blue-Mountain-Bohnen aufgebraucht haben«, beschwerte sich der Pilot und verzog das Gesicht.
    »Ich habe sie ausgepresst, um das Wasser zu sparen«, gab Fiona ungerührt zurück.
    »Warum sind Sie nicht zum Einkaufen in Paris oder auf einem Opernbesuch in Wien? Ich brauche weder ein Kindermädchen noch eine Aufpasserin, sondern Platz um die Ellenbogen. Und Kaffee kochen kann ich auch

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