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Falsch

Falsch

Titel: Falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Rückversicherung und Ihre Assistentin.
Handeln Sie schnell, es geht um viel mehr, als Sie ahnen.
W.   K.
    Der Pilot drehte das Blatt um, aber die Rückseite war leer. »Nicht gerade üppig.«
    »Sie sehen, ich bin Teil des Deals«, stellte Fiona zufrieden fest. »Gewöhnen Sie sich also besser an mich.«
    Finch blickte schweigend aus dem Seitenfenster auf den vorbeiziehenden Dschungel. Der Flughafen, aus militärischen Gründen überdimensioniert und selbst für Jumbo-Jets geeignet, lag rund zwanzig Kilometer außerhalb der Stadt, am Ende einer neu asphaltierten Straße.
    »Irgendetwas ist hier faul«, sagte er ruhig. Dann griff er nach hinten, holte den braunen Umschlag aus seiner Reisetasche und legte ihn auf den breiten Mitteltunnel. »Hier ist Ihr Geld, die Kreditkarte, und jetzt lassen Sie mich aussteigen. Ich hab’s mir überlegt. Ich fliege nirgendwohin.«
    Fionas Kopf fuhr herum, und sie sah ihn zornig an. »Sie wollen kneifen? Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie vor acht Stunden noch ganz anderer Meinung waren!« Sie lenkte an den rechten Straßenrand und hielt den Hummer an. »Warum der Stimmungsumschwung jetzt plötzlich?«
    »Warum hat Ihr Großvater ausgerechnet mich ausgesucht? Warum zahlt er eine unanständig hohe Summe für ein wenig Recherchearbeit? Warum sollen Sie mitkommen? Und warum habe ich das Gefühl, dass ich nicht einmal einen Bruchteil der Informationen erhalten habe, die eigentlich notwendig wären, um diesen Job vernünftig zu machen?« Finch schüttelte den Kopf. »Zu viele Fragen, zu wenige Antworten.«
    »Dann machen wir uns auf den Weg und finden die Antworten.« Fiona schlug mit der flachen Hand auf den Umschlag. »Mein Großvater hat sich noch nie in die Karten schauen lassen, auch von mir nicht. Damit werden Sie sich abfinden müssen. Ich dachte, Sie haben bisher noch kein Abenteuer verpasst? Oder bereiten Sie sich jetzt auf einen ruhigen Lebensabend vor? Dann allerdings hat mein Großvater tatsächlich den Falschen ausgewählt, und Sie sollten zurück in Ihr Bett.«
    »Eine reizvolle Idee!« Der Pilot grinste, dann wurde er wieder ernst. »Abenteuer sind eine Sache, unkalkulierbares Risiko eine andere. Wenn mir jemand so viel Geld für ein wenig Arbeit bietet, dann schrillen bei mir alle Alarmglocken. Einen Piloten mit Flugzeug bekommen Sie für bedeutend weniger Scheine, selbst und vor allem in dieser Einöde. Ich habe in Afrika eines gelernt: Je höher der Preis, umso mehr stinkt der Fisch. Mit anderen Worten – je mehr jemand zu verbergen hat, umso höher ist der Stapel Banknoten, die er bereit ist, dafür auszugeben. Wenn ich das bei Ihrem Großvater allerdings in Relation setze …«
    Fiona schwieg.
    »Sie haben eine verdammt überzeugende Art, vielleicht hat er Sie deshalb vorausgeschickt«, fuhr Finch fort, »und möglicherweise will er Sie deshalb dabeihaben. Aber ich war schon immer ein Einzelgänger, und das wird sich auch jetzt nicht ändern. Mein Risiko trage ich selbst, solange ich es vor mir verantworten kann. Es ist wie beim Fliegen – gehe ich drauf, habe ich einen Fehler gemacht. Aber es waren stets mein Risiko und mein Fehler und meine Konsequenzen.« Er griff nach seiner Reisetasche auf dem Rücksitz. »Sie kommen aus einem behüteten Haus, brauchten sich nie um Geld Sorgen zu machen, besuchten die besten Schulen und wuchsen in einer idealen, beschützten Welt auf. Ich habe seit Anbeginn für jeden Schritt in diesem Leben bezahlen müssen, oftmals teuer. Deshalb suche ich mir den Weg genau aus.« Finch öffnete die Tür des Hummers. Heiße Luft strömte herein. »Niemand hat damit gerechnet, dass ich jemals vierzig Jahre alt werde. Ich habe die Kerze immer an beiden Enden angezündet, ein Rennen gegen die Zeit begonnen und bin, abgesehen von einigen Narben, mit heiler Haut davongekommen. Wissen Sie, warum?«
    Fiona wandte den Kopf und sah ihn an. Finch glaubte, so etwas wie Unsicherheit in ihren Augen zu entdecken.
    »Weil ich zur rechten Zeit vom Tisch aufgestanden bin und wusste, wann es besser ist, aufzuhören.« Er lächelte, und die Falten um seine Augen vertieften sich. »Und glauben Sie mir, oft hatte ich die Trümpfe in der Hand und nicht die anderen. Aber nur aus diesem Grund lebe ich heute noch.« Finch stieß die Tür weiter auf und machte Anstalten auszusteigen, doch eine Hand auf seinem Arm hielt ihn zurück.
    »Ich möchte genau so wie Sie herausfinden, was hinter der Geschichte mit der Brieftaube steckt«, sagte Fiona leise. »Seit sie bei

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