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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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schätzte ihn auf mindestens fünfundvierzig. Er trug tatsächlich
einen Schnauzbart.
Suiter hielt es nicht für nötig, mich vorzustellen. Er herrschte
mich beinahe barsch an, ich solle wiederholen, von Anfang an.
Natürlich fühlte ich mich verunsichert. Nun hörten beide zu,
ohne mich zu unterbrechen. Als ich die Sache mit dem Azetylen
berichtete, begann Lang, sich den Bart zu zwirbeln. Im runden
Gesicht gingen die Pupillen in den kleinen Augen hin und her,
zwischen mir und dem General. Und ich hatte den Eindruck,
diese Blicke bedeuteten, Suiter solle dem Spinner endlich den
Mund verbieten.
Sie schwiegen beide, als ich mit meinem Bericht zu Ende war.
Andere sahen zu uns herüber, offenbar war die Pause bereits zu
ausgedehnt.
„Lang, du machst das. Die Truppe dort steht sofort unter
deinem Befehl. Kümmere dich um die Order! Ich unterschreibe
nach der Beratung, du bist suspendiert. Der hier“, er stieß mir
tatsächlich den ausgestreckten Zeigefinger in die Rippen, dass es
schmerzte, „wird dir beigegeben. Er hat das Vetorecht gegenüber
deinen Befehlen.“
„Aber…“
„Kein Aber, Lang.“ Suiter sagte das väterlich. „Der kennt die
Verhältnisse. Ein Kardinalfehler, und wir… na ja. Alles klar? Das
Nähere besprecht ihr.“ Er drehte sich um und ging auf die
offene Tür des Beratungsraumes zu, gefolgt von einem
Kometenschweif Offiziere.
„Na dann“, sagte Lang offenbar mit gemischten Gefühlen.
„Trinken wir ein Bier, Partner!“
In der Tat, diese Rolle gefiel auch mir nicht, zumal ich diesen
Lang sympathisch fand. Ich sagte ihm, dass ich mir das so nicht
vorgestellt hatte.
„Schon gut, Junge. Ich heiße Maximilian, nenn mich Max.“
Und er reichte mir seine große, behaarte Hand.
Im Casino war wenig Betrieb. Die meisten Offiziere hielt
Suiter fest.
Erst als wir an einem Nischenplatz unser Bier hatten, sagte
Lang: „Du hast eine Vorstellung?“
„Man müsste gleichzeitig große Mengen Azetylen in die
Kuppeln blasen, in alle, die Kraftfelder ausschalten, unsere Leute
herausholen und dann die Objekte auslöschen.“
Er sagte nichts, trank genüsslich Bier und starrte eine Minute
lang vor sich hin.
Ich erschrak dann, als er mit rauer Stimme rief: „So machen
wir’s – mit Ausnahme der Basis. Die dürfen nichts merken, denn
die Schiffe knacken wir sowieso nicht auf diese Art. Wie lange
reifen diese Kürbisse noch?“
„Vierzehn Tage.“
„Also wissen wir, wie viel Zeit wir haben. Morgen um sechs am
Helikopterplatz.“ Er stand auf und ging, ließ mich mit meinem
halb ausgetrunkenen Bier sitzen. Und dennoch fühlte ich Freude
und große Genugtuung in mir. Jetzt würde etwas losgehen, etwas
mit Wirkung… und ich war daran nicht unbeteiligt!
Es ging nicht direkt nach Norden.
Als Lang meine Verwunderung bemerkte, brummte er, dass
noch ein kleiner Sonderauftrag zu erledigen sei.
In einem dichten Waldgebiet östlich von Kittilä gingen wir am
Rand einer Straßenkreuzung nieder. Wir warteten zwei Stunden,
ohne dass sich etwas ereignete. Mich zu informieren, hielt Lang
für unnötig. Er selbst hatte sich sitzend an einen Baum gelehnt
und tat, als wäre er die Ruhe selbst. Aber gelegentliche hastige
Fingerbewegungen und das Zwirbeln des Schnurrbarts
verrieten Ungeduld. Der Pilot und ich pflückten Brombeeren.
Dann kam ein Kradfahrer. Lang stoppte ihn, sprach ein paar
Worte, und dann fuhr jener den Weg zurück, den er gekommen
war.
Das Dröhnen schwerer Motoren kam auf uns zu.
Neugierig blickte ich den Weg entlang, konnte aber zuerst
nichts ausmachen, bis ich verwundert feststellte, dass
eine
Buschgruppe die Straße, die man vorher weit einsehen konnte,
sperrte. Und das Gesträuch näherte sich! Dahinter wallte ein
leichter Staubschleier.
Eine Kolonne schwerster Transporter rückte heran,
hervorragend mit Farbe und abgeschlagenen Ästen getarnt, das
Ladegut teils in Containern, teils mit Planen bedeckt. Aber diese
Planen ließen Konturen erkennen. Raketen!
Es war deutlich: Lang erwartete diese Kolonne.
Sie stoppte, einige Leute sprangen aus den Fahrzeugen, wenige
kamen näher. Alle waren etwa in Langs Alter, kein junger Hüpfer
wie unsereiner befand sich darunter.
Lang sprach zwanzig Minuten mit drei Offizieren, abseits, am
Waldrand. Die Gesichter blieben ernst, was Lang ausführte,
wurde mit bedächtigem, zustimmendem Nicken quittiert. Zu
verstehen war kein Wort, obwohl ich gern den Gegenstand dieser
geheimnisvollen Beratung hier mitten in der Taiga gewusst

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