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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sterben sollte.
„Ihr plant also einen Angriff“, sagte Punkti, zumindest kam die
    Stimme aus der Richtung der gezeichneten Kugel.
„Würde es dich überraschen, wenn es so wäre?“, fragte ich
vorsichtig.
Er ging darauf nicht ein. „Was hast du für einen Einfluss bei
den Menschen?“
Ich fühlte mich überrascht, sann nach. Dann beschloss ich, so
weit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben, aber auch nichts
vorschnell preiszugeben. „Ich habe kaum Einfluss“, antwortete
ich. „Das heißt, einige Offiziere schlagen meinen Rat nicht in
den Wind“
Pause.
„Lass den Wind. Wiederhole deine Antwort verständlich.“
Erst jetzt löste sich meine Angst etwas. Dieses Gezittere ließ
nach, ja ich empfand mit einigem Spott ihre Lücke. Die
Redewendung hatten sie nicht programmiert. „Einige unserer
Offiziere hören auf das, was ich sage – weil ich euch kenne,“
wiederholte und ergänzte ich artig.
„Du kennst uns noch lange nicht! Wir möchten mit einem
einflussreichen Offizier sprechen.“
Meine Überraschung war perfekt. Ich bekam einen Augenblick
kein Wort heraus. „Aber ihr hattet doch längst Gelegenheit dazu,
ich selbst… Unsere Parlamentäre habt ihr massakriert…“
„Sei still! Ich präzisiere. Der Unbemäntelte…“ Es entstand
eine Pause, dann kam die Erklärung: „… sein Name ist nicht
übersetzt, der Unbemäntelte, der an diesem Ort weilt, möchte
mit dem Offizier sprechen, so oder so ähnlich, wie ich jetzt mit
dir.“
Zum Glück benötigte ich nur Sekunden, bis ich den Sinn
dieser Worte begriff. Aber ich vergewisserte mich:
„Du meinst inoffiziell, heimlich… Aus welchem Grund?“
Meiner hatte sich eine ungeheure Spannung bemächtigt. Ich
konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich hier
Bedeutendes, Entscheidendes anbahnte.
Wieder antworteten sie nicht sogleich, sodass ich bereits
annahm, sie wollten nicht, wie ich es schon einige Mal erlebt
hatte. „Er möchte mit euch sprechen – wie man den Kampf
beenden kann.“
Um ein Haar wäre ich aufgesprungen. Dann der Gedanke: Eine
Finte? Selbst wenn. Niemand durfte das Angebot ignorieren.
„Wir erwarten deine Antwort an einem der drei folgenden
Abende an dieser Stelle um die gleiche Zeit.“ Und ohne viel
Lärm brachen die Kugeln, jede in eine andere Richtung, aus dem
Gebüsch. Das fahle Licht erlosch.
Eine ganze Weile saß ich noch. Es wollte das Gehörte nicht in
meinen Kopf. Freude und Zweifel, aber auch ein wenig Bitterkeit
stritten in mir. Mussten erst so viele Opfer gebracht werden?
Aber halt! Ich befand mich in nur einer Kuppel von über
vierzig…
Langsam, noch immer gedankenvoll, tastete ich mich zum
Wasser und tauchte hinaus.
Schmutzig, nass und frierend kam ich zur Einheit zurück.
Dennoch meldete ich mich sofort bei Lang, berichtete.
Er unterbrach mich nicht, stand und starrte scheinbar
teilnahmslos in die trübe Lampe seines Zeltes.
Als ich den Bericht abgeschlossen hatte, trat er nach einer Weile
auf mich zu, legte mir die Hand auf die Schulter, und er sagte,
und es klang das Wundern aus seiner Stimme: „Junge!“ Und
dann: „Beeil dich, in einer halben Stunde brechen wir nach
Helsinki auf. Hoffentlich bekomme ich Kontakt zum Stab.“
Am übernächsten Abend tauchten Lang und ich in die
Kuppel ein. Ich hatte meine liebe Not mit ihm, denn er konnte
noch schlechter schwimmen als ich.
Die Kugeln erwarteten uns, nahmen uns in die Mitte, und
ohne ein Wort dirigierten sie uns sanft. Ich wusste nicht,
wohin, und selbstverständlich bedrängten mich Zweifel. Lang,
den ich an der Hand hielt, zitterte.
Im Inneren eines Gewächshauses, wo ein fahles Licht brannte,
endete die Ungewissheit. Ein Unbemäntelter erwartete uns,
durchaus majestätisch, erhaben, denn er war doppelt so groß wie
die Engelchen in den Kugeln. Aber diesmal hatte er auf seinen
Glasblock verzichtet. Im Raum roch es scharf nach
Ammoniakdämpfen.
Ohne Umschweife begann das Gespräch: „Du bist ein
maßgeblicher Offizier?“ Nichts bewegte sich an diesem Wesen,
aber ohne Zweifel hatte es den Dialog begonnen.
„Ja.“ Lang hatte sich erstaunlich schnell in die Gewalt
bekommen. Auf seiner Stirn standen Perlen – noch Wasser vom
See oder Schweiß.
„Wie maßgeblich?“
„Ich bin der Oberbefehlshaber der Armee.“
„Wenn es also einen Angriff gäbe, leitest du ihn!“
„So ist es.“
„Und – werdet ihr angreifen?“
Ich blickte überrascht auf. Lang runzelte die Stirn. Wir
empfanden offenbar gleich. Sollte das ein Verhör, ein
Aushorchen

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