Falsche Brüder
hätte.
Erst später, als die Kolonne – oder besser, das wandelnde
Buschwerk hinter einer Biegung verschwunden war und der Pilot
sich am Helikopter zu schaffen machte, erläuterte Lang knapp:
„Lenkraketen. Stell dir vor, die Fertigungsunterlagen hatten
einige – Privatleute, nun schon in der dritten Generation, als
Attraktion archiviert. Was in manchen Köpfen so vorgeht…“
„Bestimmt ein Kunststück gewesen, sie aufzuspüren.“ Ich
dachte an meinen Panzer, den ich vom Denkmalsockel geholt
hatte. „Gegen die Schiffe?“
Lang nickte. „Mit Neonidsprengköpfen“, sagte er nachdenklich.
„Für den äußersten Fall. Aber nur über meine Leiche.“
Ich erschrak. „Auch von damals?“, fragte ich dann naiv.
„Nein, neu produziert.“
„Nur, solange dort die Kuppel steht, wird man sie nicht
anwenden können.“
Lang nickte, aber seine Gedanken waren anderwärts. Doch
dann sagte er schroff: „Ich werde mich gegen den Einsatz so
lange wie möglich wehren. Ich habe den Offizieren des Konvois
die neue Situation erläutert. Funkkontakt mit ihnen ist im
Prinzip untersagt.“ Dann schlug er einen anderen Ton an. „Ich
hätte die Sprengköpfe wenigstens in normalen PKWs
transportiert. Das wäre weniger aufgefallen.“
„Sind sie dafür nicht zu schwer?“, fragte ich.
„Sie sind als Handkoffer getarnt, einer wiegt etwa dreißig Kilo.“
Lang hatte das Kommando über den gesamten Bereich Basis
übertragen bekommen, und er arbeitete wie ein Berserker.
Immer wieder versuchte er, die Offiziere für seine Vorhaben zu
gewinnen.
Djyrki ließ es seine Leute fühlen, dass ihm die Entwicklung
nicht behagte.
Hugh steckte mir, dass entgegen den Befehlen Langs die
Sprengungen weiter vorbereitet würden.
Mit der Luftwaffe zum Beispiel hatte Lang auch
Schwierigkeiten. Man weigerte sich, je wieder Tiefflüge
durchzuführen, aber in Langs Plänen spielten sie eine Rolle. Mich
hatte er mit technischen Aufgaben betraut, was so aussah, dass
ich nicht nur das Gas zu besorgen, sondern auch die
Schachtkommandos zu schulen und für die benötigten Geräte
zu sorgen hatte. Natürlich besaß ich Vollmachten, wurde aber
meist nicht für voll genommen, und nur allmählich zeichneten
sich Erfolge ab. Als erstes ließ ich mir Hugh und Sven zuteilen.
Wir wählten einen kleinen Stab von Unteroffizieren aus und
stellten eine Sondereinheit von Pionieren zusammen. Aus des
USA ließ ich eine Gruppe von Strömungsfachleuten einfliegen,
die mir in vierundzwanzig Stunden Projekte für
siebenunddreißig Kuppeln vorlegten, die aussagten, wie viel Gas
je Zeiteinheit durch welchen Querschnitt strömen musste, um
die gewünschten Effekte zu erzielen. Die Leute wussten nicht,
wofür sie konkret arbeiteten, das verbot
– eingedenk jenes
unglückseligen Fred – die Sicherheit. Aber es bedeutete für sie
eine willkommene Abwechslung, zumal ich aus dem Kontakt mit
ihnen erfuhr, dass man aus der Entfernung die gesamte Invasion
nach wie vor unterschätzte und jene glücklich wähnte, die vor
Ort etwas davon zu sehen bekamen.
Als bedeutend schwieriger stellte sich die Beschaffung des
Gases heraus. Erst durch nochmaliges Einschalten von Suiter
wurde es über die UNO möglich, die Hersteller zu überzeugen,
dass die gesamte Karbidproduktion vorübergehend uns zur
Verfügung zu stellen sei.
Hugh ließ höchst einfache Generatoren bauen, in denen aus
diesem Karbid und Wasser das hochnützliche Gas entwickelt
werden sollte.
Ich schreibe es der himmelschreienden Überheblichkeit des
Gegners zu – der auf seine hervorragende Technik setzte und
uns für weit zurückgeblieben hielt –, dass er in der Folgezeit
unsere Aktivitäten nicht bemerkte. Für ihn galt: Grüne Kugeln
reif werden lassen, die Technik damit besetzen und dann den
Menschen an den Kragen…
Nicht nur, dass wir die Kuppeln scharf bewachten, wir trieben
jeweils an drei Stellen Stollen unter den Wänden hindurch, deren
jenseitige Abdeckung allein durch den Gasdruck durchschlagen
würde.
Mit allen verfügbaren kleinen Flugzeugen und Helikoptern
wurde Karbid heran transportiert und in getarnten Containern
unmittelbar an den Kuppeln gelagert. In ähnlicher Weise
schufen wir Wasservorräte. In jedem dieser Stollen installierte
Hugh einen seiner Gasentwickler.
In diesen Tagen lebte ich in einer Anspannung, die
unbeschreiblich war. Ich schlief kaum, trieb mich einmal auf
dieser, dann auf jener Baustelle herum, denn selbstverständlich
wurde nur nachts und unter strengsten
Weitere Kostenlose Bücher