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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dem Fertigen von Werkzeugen, von
einfachen Schraubendrehern bis zu automatisierten Hämmern
und Ähnlichem, beschäftigt. Von Pflanzen wusste er, wie er
selbst angab, dass sich die Wurzeln unten und die Blätter oben
befanden und dass in Lappland höchstens drei bis vier Kulturen
gediehen.
    Die Zusammensetzung der Nährsubstanz bekamen wir
im
Groben heraus. Sie enthielt eigentlich die Mineralien, die irdische
Pflanzen auch benötigten, in einer normalen Konzentration. Und
daraus wuchs uns ein Problem. Nichts deutete auf eine
Besonderheit hin, nichts überwog. Einen
einzigen
Anhaltspunkt konnten wir ermitteln. Der pH-Wert lag im
Neutralen, der der Bodensubstanz, die sie uns zur Verfügung
gestellt hatten, ebenfalls. Aber der Boden, den die Arbeiter in
die Gewächshäuser schafften, war ausgesprochen sauer. Also
taten wir das Nächstliegende und forderten Kalk.
    Kalk hatten sie nicht, und, eine neue Erkenntnis, sie konnten
oder wollten ihn nicht synthetisieren.
Ich erbot mich, welchen zu besorgen, hatte jedoch gleichzeitig
die Absicht, zu versuchen, auf irgendeine Weise mit meinem
Hinterland Verbindung aufzunehmen. Vom
jetzigen
Aufenthaltsort aus und in ständiger Nähe von Fred traute ich
mich einfach nicht, mein Funkgerät zu benutzen.
Während dieser drei Tage gelang es uns auch, mit den
Bauleuten im Wald näher bekannt zu werden. Sie wussten nur,
dass sie eine Art Werft zu bauen hatten, wahrscheinlich für
diese Schweber. Woher die Rohstoffe kommen sollten, war
ihnen unbekannt – eine Frage, die mich stark
beschäftigte.
Weshalb etablierten sie sich ausgerechnet hier im Norden
Finnlands? Weiter südlich schon würden ihre Kakteen im
Freiland wachsen. Die Schweber wurden zweifelsfrei aus einer
Metalllegierung gefertigt. Es wäre ein leichtes, eine Metallhütte,
zum Beispiel eine der renommierten im Nachbarland Schweden,
zu annektieren, Bergleute für sich arbeiten zu lassen und dortige
Werkstätten zu nutzen. Ich war ja froh, dass sie solches nicht
taten, aber was sie hier vorhatten, erschien mir rätselhaft und
keineswegs logisch. Es sei denn, sie hätten es aus einem für uns
unerfindlichen Grund tatsächlich eilig.
Es gelang mir, in einem kleinen Schweber mit nur einer Kugel
Bewachung loszufliegen, um Kalk zu besorgen. Ich dirigierte das
Flugzeug erneut nach Inari, in der Hoffnung, dort auf eine
Großhandelsniederlassung oder Gärtnerei oder sonst eine
Einrichtung zu treffen, wo größere Mengen Düngekalk lagerten.
Erstmalig blieb während des Fluges der Durchgang zur
Pilotenkabine geöffnet, sodass ich zum einen den Flug verfolgen
und zum anderen meinen Begleiter bei dessen Handlungen
beobachten konnte. Diese allerdings waren sehr sparsam.
Entweder steuerte eine Automatik, oder er beeinflusste das
Flugzeug über sein unsichtbares Feld. Es gab kaum Armaturen,
keinen Sitz. Die Kugel schwebte auch hier bewegungslos.
„Wer bist du?“, fragte ich.
„Mein Name sagt dir nichts“, antwortete er bereitwillig, und er
fügte hinzu: „Ich bin für den Kontakt mit euch zuständig,
soweit wir den brauchen.“
„Aha“, dachte ich, „ein echter Kollege, günstiger könnte man es
nicht treffen“, und ich nahm mir vor, das Beste aus dieser
Begegnung zu machen. „Welchen Kontakt wünscht ihr?“, fragte
ich, und ich bemühte mich um Beiläufigkeit.
„Du siehst es“, sagte er, und damit schien für ihn das Thema
erschöpft.
„Habt ihr die Absicht, weiter nach Süden vorzustoßen?“,
fragte ich direkt, und eigentlich erwartete ich keine Antwort.
Er zögerte auch länger, dann gab er zu: „Ja.“ Und wie in
Gedanken, aber endgültig: „Wir werden den Planeten Erde
nehmen.“
Ich war betroffen, benötigte einen Augenblick der Sammlung.
„Woher kommt ihr?“, fragte ich mit einem Kloß in der Kehle.
„Aus dem Kosmos.“
„Nun ja – aus welchem System, von welchem Planeten? Ihr
müsst doch eine Basis haben.“
„Das Schiff, die Flotte.“
„Das kann keine Heimat sein.“
„Heimat!“ Es war, als sänne er diesem Begriff nach. „Du
fragst nach Prähistorischem. Einst hatten wir eine Heimat.
Und…“ Das sagte er nach einer Pause und, wie es schien, mit
einem gewissen Stolz – oder Trotz? „… wir werden wieder eine
haben!“
„Indem ihr uns die unsrige nehmt.“
„Was bedeutet das schon!“ Gleichgültig sagte er das,
wegwerfend.
„Wir haben ein Recht auf unseren Planeten, wir sind
vernünftige Wesen!“, rief ich.
„Bah!“ Der Tonfall war allzu menschlich. „Wir sind

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