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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sich kühl an
und wie ein Kürbis.
„So entsteht ihr?“, fragte Nemo, noch immer höchst überrascht
und ungläubig.
Eine Weile sagte der Begleiter nichts, es war, als zögere er, was
oder ob er antworten wollte – oder durfte? Doch dann erklärte
er: „Nein, es ist uns Schild und Quelle.“
Diese Antwort elektrisierte mich, obwohl ich sie nicht gänzlich
verstand. Schild wohl noch, aber Quelle?
„Lebenswichtig?“,
fragte ich wie beiläufig.
Er antwortete nicht, sodass ich meine Frage wiederholte. Doch
auch danach schwieg er. Aber indem er nicht antwortete, sagte
er mir dennoch genug: Lebenswichtig also. Und ohne dass ich
mir restlos im Klaren gewesen wäre, warum, erregte ich mich
innerlich, im Gefühl, einen sehr empfindlichen Nerv gefunden
zu haben. Dann präzisierte sich das in meinen Gedanken: Da ich
mich als Experte eingeschlichen hatte, könnte ich Einfluss
nehmen, könnte womöglich in irgendeiner Weise alles
verzögern. Aber da kam Angst in mir auf: Würde ich nicht unter
Erfolgszwang stehen? Versagte ich an der Stelle, wo ich helfen
sollte, würde man mich sehr schnell fallen lassen. Und erst recht,
wenn es ihnen lebenswichtig war. Ich strich erneut und
bedrückt über einen der nächst stehenden grünen Kürbisse.
„Was ist zu tun?“, fragte ich.
„Sie sind zu klein.“
„Zu klein“, wiederholte ich.
„Inwiefern zu klein?“, fragte Nemo.
Ich hingegen begann zu begreifen. Ich erinnerte mich des
ersten Engelchens, das die Expertengruppe untersucht und zu
diesem Zweck wie eine Kastanie aus der Hülle geschält hatte.
Diese Hülle also wuchs hier, und sie selbst befanden sich in
ihrem Innern. Zeitlebens? Im Augenblick empfand ich diesen
Gedanken als schrecklich. Dann tat ich das ab. Nicht mein
Problem. Sie werden wissen, was sie tun. Heißt das, was er
sagte, dass sie, ist die Hülle zu klein, selbst kleinwüchsiger
werden? Welche Zusammenhänge
bestehen da, vielleicht
ergeben sich daraus neue Ansatzpunkte der Einflussnahme,
vielleicht weniger vordergründige? Dann dachte ich daran, ob
wir wohl genügend vorbereitet waren, den Wuchs dieser
Wunderkürbisse zu beeinflussen. Natürlich würde man mit
Düngung etwas erreichen können. Mit Zuchtwahl nicht, erstens
würde es zu lange dauern, und zweitens, ein Blick überzeugte
mich davon, sah von den Gebilden eins wie das andere aus.
Selektion schied da wahrscheinlich aus… Wir würden sehen.
Allerdings glaubte ich nicht, dass man uns viel Zeit lassen würde.
Unser Begleiter gab Nemo keine Antwort. „Hast du einen
Vorschlag?“ Die Frage war offenbar an mich gerichtet.
„Ich muss mehr wissen“, sagte ich, und es wurde mir von
einer Welle der Bangigkeit warm.
„Was musst du wissen? Frage!“
Ich hatte mir den Beginn meiner landwirtschaftlichen Laufbahn
und Forschertätigkeit ein wenig anders vorgestellt, nicht so
profan und reingeschubst in ein Gewächshaus. Nun gut. „Wo ist
zum Beispiel dein – Schild aufgewachsen?“ Und ich maßte mir
an, gegen die Kugel klopfen zu wollen, musste aber sofort
feststellen, dass sie geschützt war. Meine Hand prallte in ein
Feld, das sie, wie in Schaumgummi, zurückfedern ließ, etwa
dreißig Zentimeter vor der Oberfläche der Kugel. Doch – ich
erinnerte mich Hughs Attacke, der ich damals als Neuling
beiwohnte – Gewehrkugeln durchdrangen sie!
„Im Schiff.“
„Wie sind dort die Bedingungen? Darf ich die studieren?“ Ich
dachte an meinen Auftrag. „Das wäre wichtig.“
„Halt uns nicht für blöd“, sagte er. „Natürlich weiß ich, dass es
von den Bedingungen abhängt. Diese hier kennen wir nicht
genügend, und wir haben wenig Zeit.“
Sieh an, wenig Zeit, wozu? Warum haben sie es eilig? „Warum
produziert ihr nicht weiter auf eurem Schiff?“
„Du Dummkopf. Selbstverständlich tun wir das.“
„Aber?“ Ich ließ nicht locker, blieb hartnäckig.
„Die Kapazität ist zu gering.“
Die Kapazität! „Und der Inhalt“, fragte ich, „ihr selbst?“
„Das ist kein Problem.“
„Ihr wollt also schneller mehr werden!“
„Du sagst es.“
„Und warum lassen sich die Verhältnisse aus dem Schiff nicht
hierher übertragen?“
„Weil wir nicht genügend Medium haben, eigenen Boden. Wir
sind auf diesen angewiesen.“
„Habt ihr keine Nährlösung?“
„Ich habe dir schon einmal gesagt, Mensch, dass du mich
nicht für dumm halten sollst.“ Es klang belehrend.
„Na und – das Ergebnis!“ Ich wurde ein wenig unwillig,
beherrschte mich aber sofort wieder.
„Hier siehst du

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