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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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eine
Unzahl von Fragen auf, die ich am liebsten alle gleichzeitig
gestellt hätte. Aber das Flugzeug näherte sich Inari, und
wahrscheinlich stellte ich die unwichtigste: „Bist du männlich
oder weiblich?“
„Ich bin beauftragt, für ein bestimmtes Ziel mit euch Kontakt
zu pflegen, habe mich darauf vorbereitet, sonst nichts, und das
ist gut so. Ihr seid mehrfach gespalten, verzettelt euch in
Unwesentliches. Auch deshalb sind wir euch überlegen. So, nun
dirigiere mich zu einem Landeplatz, wo du findest, was wir
suchen.“ Damit schloss er das Gespräch ab und widmete sich
ganz seiner Aufgabe.
Beim dritten Versuch fanden wir in einer Lagerhalle auf einem
Speditionsgelände in Plastiksäcken abgepackten Kalk.
Aus meiner Sicht überluden wir das Flugzeug beträchtlich. Wir
stapelten den leeren Raum bis oben hin voll, wobei mein
Begleiter mit Leichtigkeit das Dreifache von dem schaffte, was
ich lud. Ich hatte zu tun, die Fünfzigkilosäcke aus steifem Plast zu
packen und in das Flugzeug zu schleppen. Er hingegen ließ
jeweils zwei der Säcke vor sich her schweben und bewegte sich
doppelt so schnell wie ich.
Als ich ihm wieder einmal begegnete, fragte ich: „Woher kommt
das Feld?“
Er eilte weiter – richtig, das Wichtigste war ja die Aufgabe! –
ließ aber die Bemerkung fallen: „Magnetfeldverstärkung und
Umkehr“, worunter ich mir nicht das Geringste
vorstellen
konnte. Wie sollte das bewerkstelligt werden?
Wir befanden uns bei einem der letzten Transporte, da schoss
mir eine Idee ein. In der Halle stand ein großer Lastwagen, der
sollte mir nützlich sein.
Mein grünes Neutrum schleppte gerade zwei Säcke in den
Gleiter, dessen Luke offen stand. Ich startete den Wagen, lud
einige Säcke auf und fuhr an den Schweber heran, ließ den Motor
laufen und begann abzuladen.
Als mein Begleiter abermals mit einer Ladung im Innern
verschwand, sprang ich wie besessen in den Laster, den ich
hinterlistig bereitgestellt hatte, fuhr die Luke des Schwebers mit
einem kühnen Schwung zu und setzte das Fahrerhaus dagegen.
Glas splitterte, ich stieß empfindlich mit dem Ellenbogen ans
Armaturenbrett. Den Motor würgte ich bewusst ab.
Schon aus dem verbeulten Fahrerhaus heraus erkannte ich, dass
die Absicht, meinen Bewacher einzusperren, gelungen war. Die
Luke würde sich höchstens zehn Zentimeter öffnen lassen, er
war gefangen.
Ich sprang auf die Erde, da hörte ich bereits seine Rufe, ich solle
schleunigst aufmachen.
Wenige Augenblicke unternahm ich nichts, antwortete auch
nicht. Da begann er mit Getöse blaue Blitze um sich zu
schießen, einige drangen durch den Spalt nach außen, sodass ich
mich schleunigst in den toten Winkel zurückzog. Aber ich konnte
auch sofort erkennen, dass seine Attacken wirkungslos bleiben
würden. Der Lastwagen ruckelte nicht einmal, obwohl die Luke
ständig dagegenkrachte.
„Lass das!“, rief ich. „Keine Panik. Ich hole dich heraus. Ein
Unfall! Die Bremse funktioniert nicht, konnte ich nicht wissen!
Der Motor ist beschädigt, ich treibe ein zweites Fahrzeug auf und
ziehe das hier weg, kein Problem!“
Eine Weile blieb es still. Dann rief er. „Du wirst dich also nicht
entfernen?“
„Dich foppe ich“, dachte ich. „Doch“, rief ich zurück – und
nach einer kleinen Pause: „Um ein anderes Fahrzeug zu holen,
das habe ich dir gerade gesagt.“
„Und du kommst wieder?“ Vielleicht wollte ich es so
heraushören, ich hatte den Eindruck, die Frage klang ängstlich.
„Ja.“
„Warum?“
Ich überlegte wenige Sekunden. Seine Frage schien mir
berechtigt. Dann log ich: „Wir sind in besetztem Gebiet. Es wäre
eine Frage der Zeit, bis ihr mich wieder einfangt, und dann ginge
es mir vermutlich schlecht.“
„Das, Mensch, siehst du richtig. Eile!“
In der Tat, ich eilte. Ich rannte in das Hauptgebäude, stieß die
erste Tür auf, die zweite, eine dritte, bis ich ein Telefon fand. Ich
riss den Hörer von der Gabel – Freizeichen! Ich wählte fiebrig
Rostock. Das hatte ich mir vorher überlegt. Erstens kannte ich
die Vorwahlnummer, zweitens schien mir jeder andere
Anlaufpunkt zu unsicher, wusste ich doch nicht, was in der
Zwischenzeit geschehen war.
Die Auskunft meldete sich nicht sogleich, ich bemühte mich,
ruhig zu bleiben. Meine Bitte dann, die Sache dringend zu
behandeln, schien erfolgreich zu verlaufen. Vermutlich hörte
man mir an, dass Außergewöhnliches geschah. General Suiter
bekam ich nicht, es wäre auch zu viel des Erfolgs gewesen. Sein
Adjutant aber

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