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Falsche Brüder

Falsche Brüder

Titel: Falsche Brüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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jetzt. „Scheint etwas von dir abzufärben, Hugh“,
bemerkte er. Es klang anerkennend. Dann rief er zur Gruppe:
„Dieser hier, Igor, hat die Maschine abgeschossen!“
Die Leute wandten sich überrascht uns beiden zu. Ich hob ein
wenig wie grüßend die Hand, fühlte mich gleichzeitig von Hugh
mit sanfter Gewalt auf den ursprünglichen Kurs gezogen. „Wir
haben nicht viel Zeit!“, raunte er. „Wenn sie vorrücken, ist das
Ding weg.“
Wir kümmerten uns nicht mehr um die anderen, gelangten auf
die Rückseite, erblickten dort sofort die geschlossene Luke in der
unteren Schalenhälfte, siebzig Zentimeter mal einen Meter.
Ich stand unschlüssig.
„Es nützt nichts“, sagte Hugh wie zu sich selbst. „Bleib du
hier…“ Er zeigte unmittelbar zum Flugkörper und wies mir
einen Platz zu, wo ich geschützt stehen würde, falls
Überraschendes aus der Luke kam.
Mit großem Herzklopfen trat ich dicht an die Maschine heran,
nahm den angezeigten Platz ein.
Hugh dagegen tat unbefangen. Mit flachen Händen fuhr er über
die Fugen, suchte. Und ich, unmittelbar daneben, bemerkte, wie
nervös er dabei war. Schließlich, weil seine Bemühungen noch
immer ohne Erfolg verliefen, schlug Hugh, überlegt zwar, mit
dem Gewehrkolben gegen den Deckel.
Als ich ein Stück zurücktrat, entdeckte ich ein handgroßes
Viereck. „Hugh“, rief ich, „hier!“ Und ich wies mit lang
gestrecktem Arm auf diese Stelle.
Hugh, der gerade mit dem Kolben ausholte, schlug, mit größter
Mühe den eingeleiteten Stoß dämpfend, hart zu, sprang dann
behänd zur Seite, weil die Luke kraftvoll nach unten klappte.
„Warte!“, rief ich. Gleichzeitig fasste ich Hugh hart an die
Schulter, hielt so den in das Innere des Diskus Drängenden
zurück.
Es roch leicht nach Ammoniak. Als Hugh das wahrnahm , nickte er mir dankbar und verstehend zu. Aber er zeigte Ungeduld.
Er lief nach rechts, um an dem Flugkörper vorbei nach vorn sehen
zu können.
Ich hielt mir das Taschentuch vor die Nase und beugte mich in
den Raum hinter der Lukenöffnung. Ein kleiner, kahler Kubus,
eine Schleuse? Im Hintergrund gewahrte ich eine weitere, der
äußeren ähnliche Luke. Kurz entschlossen hielt ich die Luft an,
sprang hinein, hieb auf den Taster, und mit einem Satz befand
ich mich wieder im Freien.
Dann atmete ich tief durch, schützte mich erneut mit dem
Tuch und blickte zurück. Die Klappe lag offen. Es
biss
penetrant in den Augen.
Hugh kam zurück. „Oh“, stellte er fest, „jetzt stinkt’s aber
mächtig!“ Dann begriff er. Er benetzte aus seiner Feldflasche
die Tücher. Wir banden sie uns um und drangen in das Flugzeug
ein.
Gebieterisch bedeutete Hugh, dass ich im Vorraum zu
verbleiben hätte. Das Gewehr im Anschlag, zwängte er sich
durch die innere Öffnung.
Das Herz klopfte mir bis zum Hals, und im Grunde genommen
gebärdeten wir uns ziemlich tollkühn, man wusste weder, was
sich im nächsten Augenblick hier drin, noch, was sich draußen
tun würde. Froh war ich, dass Hugh mir die Entscheidung
abgenommen hatte.
Vom Innenraum vernahm man Stöhnen, als strengte sich
jemand tüchtig an. Und ich spürte, dass ich die
ammoniakgeschwängerte Luft würde nicht mehr lange ertragen
können. Wenn nun Hugh…? Aber noch rumorte es drin. Dann
erschien Hughs Rücken in der Öffnung. Ein Keuchen – Hugh
zog etwas hinter sich her.
Da es in der Schleuse recht eng war, stieg ich hastig nach
draußen, fasste dann jedoch mit zu. Hugh schleifte
einen
Körper, eine von den grünen Kugeln…
„Höchste Zeit“, stöhnte Hugh. Er ließ das etwa einen Meter
große Etwas aus der Luke plumpsen, riss sich das Tuch vom
Gesicht und atmete wie einer, der dem Erstickungstod gerade so
entronnen ist.
Ich beugte mich zu dem Körper hinab.
„Der ist hin!“ Hugh keuchte. „Empfindliche Kerlchen.“
„Du meinst…?“, fragte ich.
„Es kann kaum anders sein“, antwortete Hugh.
In mir widerstritten Gefühle. Ein Traum hätte sich hier erfüllen
können. Nicht nur meiner, für mich aber in diesem Augenblick
unmittelbar.
Spätestens seit sie erkannten, dass die Erde ein Himmelskörper
unter unzähligen ist, wünschten die Menschen und träumten
davon, eines Tages auf Brüder im All zu treffen. Und immer in
der Hoffnung, ja beinahe in der Gewissheit, dass die als Freunde
kommen würden.
Nun sind sie da, schaut sie euch an!
Fast hätte ich laut und bitter aufgelacht.
Fein stimmt die Theorie mit der Praxis überein. Was ist daraus
geworden, aus der Schulweisheit: Eine

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