Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
kümmern.
Die Fusion war an diesem Tag das einzig Entscheidende. Mit diesem Zusammenschluss würden die Firmenanteile, die seine Angestellten hielten, stark an Wert gewinnen. Cade könnte dann eine neue Forschungsabteilung für Mikrochips einrichten, und schon im kommenden Jahr wäre eine völlig neue Serie von Supercomputern marktreif.
Er schüttelte dem Sheriff die Rechte und ergriff Patience’ Hand. Ihre Haut war weich. Bestimmt konnte er ihren Duft noch lange Zeit an seinen Fingern riechen. „Nochmals vielen Dank.“
Als sein Handy wieder vibrierte, ging er dran.
„Sir, Greg ist bei mir und muss Sie unbedingt sprechen.“ Wenn seine Sekretärin so aufgeregt klang, musste etwas geschehen sein.
„Geben Sie mir dreißig Sekunden, und stellen Sie ihn dann bitte durch.“
Bemüht lächelte er den Sheriff und Patience an. Ihm war selbst klar, dass es eher wie eine Grimasse aussah. „Also noch mal: Vielen Dank.“ Er wandte sich zum Gehen.
„Hier.“ Sie reichte ihm einen gefalteten Zettel. „Meine Kontaktdaten, falls Sie noch Fragen haben.“
Er steckte den Zettel ein und rannte fast zur Tür, das Handy immer noch am Ohr.
Während Greg sprach, versuchte er zuzuhören, aber in Gedanken war er bei seinem Vater und der Frau, die ihm die Nachricht von seinem Tod überbracht hatte. Normalerweise war es ihm egal, was die Leute von ihm dachten, aber dass Patience ihn für ein kaltherziges Ekel hielt, störte ihn. Geschäftlich konnte er tatsächlich rücksichtslos sein, doch das war etwas ganz anderes.
„Hast du mich gehört, Cade? Das Meeting wurde auf zehn Uhr vorverlegt. Du musst sofort herkommen.“
Cade stieg in die wartende Limousine, und der Chauffeur schloss die Tür. „Beruhige dich, Greg. Ich bin in fünf Minuten da. Dann bleibt uns genug Zeit, um alles ein letztes Mal durchzugehen.“
Nervös listete Greg unzählige Details auf, aber Cade hörte nur mit halbem Ohr zu. Langsam zog er den Zettel aus seiner Jacketttasche. Eine Visitenkarte fiel aus dem gefalteten Blatt, und sofort lag der Duft nach Jasmin wieder in der Luft. Cade faltete den Zettel auseinander und las die kurze Nachricht:
Wetten, ich kann den Mörder Ihres Vaters finden?
Sie hatte keine zehn Minuten mit ihm gesprochen, und dennoch wusste sie genau, wie sie ihn umstimmen konnte.
Cade war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel.
Patience saß im Archiv, das sich im Keller des Rathauses von Phosphor County befand, und blickte auf die sechs gigantischen Kisten mit Akten. Sonst ging es in ihrem Job meistens darum, Knochen zu identifizieren, die manchmal Jahrhunderte alt waren. Jetzt leistete sie zum ersten Mal die Detektivarbeit, die sonst andere Kollegen der Agency erledigten.
Die erfahrenen Profis von Stonegate wussten genau, wie man lang zurückliegende Kriminalfälle aufklären konnte, aber im Moment waren diese Profis alle gerade mit anderen Fällen beschäftigt. Außerdem hatte Patience unbedingt aus dem Labor rauskommen wollen, und gerade dieser Fall ließ sie nicht mehr los. Den Gedanken, dass dieser arme Kerl ermordet worden war und sich niemand mehr dafür interessiert, fand sie unerträglich.
Nein, ganz so stimmte das nicht.
Sie sah Cade Randall vor sich. Schon beim ersten Blickkontakt war ihr heiß geworden. So etwas passierte ihr sonst nie, und einen Moment lang hatte sie schon befürchtet, sie würde eine Erkältung bekommen. Der Blick seiner sexy stahlblauen Augen war durchdringend gewesen und hatte ihr gezeigt, dass er genauso scharf auf sie war wie sie auf ihn. Anthropologisch gesehen ein sehr interessantes Phänomen, und Patience hätte nichts dagegen, es tiefer zu ergründen.
Schade nur, dass er offenbar so ein Mistkerl war.
Sie band sich das Haar zum Pferdeschwanz und trat vor die Kisten. Zum Glück hatten ihr die Detectives Shannon und Katie Tipps gegeben, wo sie bei diesem Fall am besten ansetzen sollte. Dummerweise wusste niemand genau, wem das Grundstück gehörte, auf dem die Knochen gefunden worden waren. Die Antwort auf diese Frage zu finden, war der erste Schritt.
„Wahrscheinlich erhebt im Moment lieber niemand Anspruch auf das Land, weil er Angst vor den Konsequenzen hat“, hatte Katie gesagt. „Manche der Dokumente sind sehr alt. Solche Besitzverhältnisse können sich im Lauf der Zeit oft ändern. Wenn ein Grundstück vererbt oder verkauft wird, ohne dass das richtig dokumentiert wird, können sich sehr komplizierte Konstellationen ergeben. Mancher Farmer stellt erst nach fünfzig Jahren fest,
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