Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
„Und zur Erklärung: Ich stand neulich einfach unter Schock. All die Jahre war ich davon überzeugt, mein Dad sei ein erbärmlicher Feigling, der mit einer anderen Frau abgehauen ist. Und dann erfahre ich plötzlich, dass er ermordet wurde.“ Er trank einen Schluck Tee.
„Der Sheriff hat mir alles erklärt. Ich nehme es Ihnen nicht übel. Jedenfalls nicht allzu sehr.“
Als sie ihn anlächelte, hätte er sich am liebsten über den Tisch gelehnt und sie geküsst.
Langsam, Junge, immer langsam!
„Und womit genau haben Sie sich den Zorn dieser alten Knaben zugezogen?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin im Rathaus die alten Grundstücksurkunden durchgegangen. Gefunden habe ich nichts. Wenn dieser Moses mir Gelegenheit dazu gegeben hätte, hätte ich ihm erklärt, dass er sich keine Sorgen zu machen braucht. Aber eines muss ich Ihnen noch sagen, auch wenn es Ihnen vielleicht nicht gefällt.“
Seine Neugier war geweckt. „Ich wüsste nichts, was mich aus Ihrem Mund aufregen könnte, Patience.“ Es gefiel ihm, ihren Namen auszusprechen.
Nach kurzem Blick in die Runde beugte sie sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch. „Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich forensische Anthropologin bin.“
Vor seiner Fahrt nach Phosphor hatte Cade ein bisschen über sie recherchiert. Patience McGee war wohl auf ihrem Fachgebiet die Beste. Sie hatte einige Bücher geschrieben, und weltweit versuchten Universitäten, sie für einen Lehrstuhl zu gewinnen. Über die Stonegate Agency beriet sie überall auf der Welt Strafverfolgungsbehörden. Sie war sozusagen der Superstar unter den forensischen Anthropologen.
„In einem Fall wie dem Ihres Vaters untersuche ich normalerweise die sterblichen Überreste, und dann übernimmt ein Kollege der Agency die Aufgabe, den Mörder zu finden.“
Cade ahnte, worauf es hinauslief. „Sie fürchten, es fehlt Ihnen an Erfahrung, um diesen Mord aufzuklären?
„Ja und nein.“ Sie spießte eines der Pommes frites auf. „Ich bin mittlerweile lange genug bei der Stonegate Agency und habe viel von meinen Freunden dort gelernt, aber ich habe noch nie einen Fall von vorn bis zum Ende ganz allein bearbeitet.“
„Und wieso übergeben sie ihn nicht an jemand anderen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Im Moment hat niemand Zeit. In Austin sind wir gerade unterbesetzt, weil so viele meiner Kollegen rund um den Erdball im Einsatz sind. Es könnte Wochen oder Monate dauern, bevor einer der Detectives einen neuen Fall übernehmen kann. Ich finde, es ist lange überfällig, dass Ihr Vater seinen Frieden bekommt, und das will ich erreichen. Ihm und Ihrer Familie zuliebe.“
Immer noch fiel es ihm schwer, das Wort „Mord“ mit seinem Vater in Zusammenhang zu bringen. Wie konnte er wiedergutmachen, was er in all den Jahren Entsetzliches über seinen Vater gesagt hatte?
„Was mich betrifft, ich kann mir niemand Besseren vorstellen, um meiner Familie zu helfen.“
Verwundert holte sie Luft, und ihre Wangen röteten sich. „Wieso sagen Sie das?“
„Sie haben großen Ehrgeiz, sonst hätten Sie sich nicht die Auszeit von Ihrem Labor und all den anderen Aufgaben genommen.“
Sie musste lächeln.
Wie ein verliebter Schuljunge rutschte er auf seinem Stuhl hin und her.
„Ich verspreche Ihnen, dass ich alles tun werde, um herauszufinden, wer es getan hat. Der Mörder wird für das, was er Ihrer Familie angetan hat, büßen.“
Cade war dankbar, dass jemand es überhaupt versuchte. Leicht würde es bestimmt nicht, einen zwanzig Jahre alten Mord aufzuklären. „Ich unterstütze Sie. Dann können wir in derselben Zeit doppelt so viel herausfinden. Aber zwischendurch muss ich ab und zu zur Ranch, um zu sehen, wie es dort läuft.“
„Zur Ranch?“
„Ja. Vor ein paar Monaten habe ich einen Vorarbeiter eingestellt, um die alte Ranch meiner Familie wieder zu bewirtschaften. Wir haben Vieh gekauft, und einer der Ställe ist schon wieder hergerichtet. Ich habe versprochen, ihm bei den Zäunen zu helfen, solange ich hier bin. Außerdem muss die alte Scheune neben dem Wohnhaus wieder hergerichtet werden. Aber mein Dad kommt an erster Stelle, vorausgesetzt, Sie wollen mich.“
Ob ich ihn will? Am liebsten hätte Patience ihn als Geschenk verpackt, sich mit ihm zurückgezogen und eine Woche lang von ihm genascht. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so scharf auf einen Mann gewesen war.
Cade war nicht der typische „leckere Typ für zwischendurch“, wie ihre
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