Falsche Geliebte, richtiger Mann? / Eine Spur von Leidenschaft / Liebesnacht vorm Hochzeitstag
ich sehr ehrenhaft.“
In Gedanken versunken blickte er auf den Staub auf seinen Stiefelspitzen. An dem, was er damals über seinen Vater gedacht hatte, gab es absolut nichts Ehrenhaftes. „Jeden Abend habe ich darum gebetet, dass er wieder zu uns nach Hause kommt. Und nach ungefähr einem halben Jahr habe ich ihn aufgegeben.“
„Wie schon gesagt …“ Patience verstummte, als ein lauter Schrei ertönte, gefolgt von einer Reihe von Flüchen.
„Klingt, als würde das aus dem Park kommen.“ Cade zog sie mit sich mit.
Sobald sie um die Ecke des Eisenwarenladens gebogen waren, lag der Park, in dem überall kleine Buden aufgebaut wurden, vor ihnen.
„Was ist denn hier los?“ Staunend folgte sie ihm zu den Verkaufsbuden.
„Das sind die Vorbereitungen für das alljährliche Firefly Festival. Wir nennen unser Fest so, weil die kleinen Lämpchen im Dunkeln wie Glühwürmchen aussehen.“ Cade holte tief Luft und rief: „Andy, warst du das, der da gejault hat wie eine läufige Hündin?“
Andy hielt ein Handtuch um den Finger gewickelt. Vor seinen Füßen lag ein Hammer auf dem Boden, und Cade konnte sich gut vorstellen, was geschehen war.
„Na, wenn das nicht der Erfolgsmensch aus der Großstadt ist, der uns die Ehre gibt!“ Mit der unverletzten Hand stieß er Cade gegen die Schulter. „Schön dich zu sehen.“
„Gleichfalls.“ Cade lächelte. Andy und seine Frau Celia, die mit ihnen zur Highschool gegangen war, besaßen einen Antiquitätenladen am Hauptplatz von Phosphor. „Wo steckt denn deine bessere Hälfte? Ich dachte, sie hätte dir alle Werkzeuge weggenommen, vor allem Hammer und Säge.“
Andy ließ den Kopf hängen. „Warum musst du dich eigentlich in Anwesenheit deiner Freundin über mich lustig machen? Und wieso“, jetzt wandte er sich an Patience, „gibt sich ein so schönes Geschöpf wie Sie mit so einem Blödmann ab?“
Lachend streckte sie die Hand aus. „Ich bin Patience.“
Mit der Linken schüttelte er ihr unbeholfen die Hand. „Freut mich, Patience.“
„Sie untersucht den Tod meines Dads.“
Schlagartig wurde Andy ernst. „Davon habe ich gehört. Es tut mir sehr leid, ich kann mir vorstellen, was du gerade durchmachst.“
„Danke, Mann. Und wo steckt deine Frau?“
„Die habt ihr knapp verpasst. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass sie sich überanstrengt, weil sie ein bisschen blass war.“
Cade runzelte die Stirn. „Ist sie krank?“
Auf Andys Gesicht breitete sich das strahlendste Lächeln aus. „Quatsch, sie ist schwanger. Und eins sage ich dir: Dieses Kind werden wir nach Strich und Faden verwöhnen.“
„Sie sehen aus wie der glücklichste Mann der Welt“, stellte Patience fest. „Meinen Glückwunsch.“
„Wir hatten die Hoffnung fast aufgegeben und haben schon an eine Adoption gedacht. Es war tatsächlich eine große Überraschung.“ Andy schüttelte den Kopf. „Celia platzt fast vor Glück.“ Er verdrehte die Augen. „Verratet ihr bloß nicht, dass ich irgendwas von Platzen gesagt habe. Es ist ihr peinlich, dass sie so viel zugenommen hat, dabei finde ich sie hübscher denn je.“ Vorsichtig bewegte er die Finger der verletzten Hand.
„Was hattest du denn vor?“ Cade hob den Hammer auf.
„Ich wollte die Bude noch etwas abstützen, damit sie bei Wind nicht wegfliegt. Die Stützbalken habe ich schon hier, und da dachte ich, die paar Nägel bekomme ich auch ins Holz.“
Cade wandte sich an Patience. „Ich helfe ihm schnell. Dauert nur ein paar Minuten.“
Sie lächelte. „Dann räume ich in der Zwischenzeit das restliche Werkzeug wieder ein.“
„Wirklich nett von euch zweien.“ Andy strahlte.
„Ich tu’s gern. Cades Großmutter hat mich gerade gemästet, und ich fühle mich, als müsste ich mir die Jeans zwei Nummern größer kaufen.“
Andy lachte.
Während Cade die Stützbalken anbrachte und den Verkaufstresen befestigte, hörte er, wie Andy und Patience sich unterhielten.
Patience stapelte die restlichen Bretter, während Andy den Boden nach Nägeln absuchte. Dabei redeten sie so entspannt miteinander, als seien sie schon seit Jahren befreundet.
Auch Cade fühlte sich bei ihr wunderbar entspannt. Aber wieso freute ihn das so sehr? Im Grunde wusste er es. Sie war klug und schön und …
Ja, dachte er, mich hat’s wirklich schwer erwischt.
Zurück in ihrem Zimmer ging Patience ihre zahllosen E-Mails und ihre gesammelten Informationen über den Fall Randall durch.
Mit einem Mal ließ ein Geräusch aus dem Nebenzimmer sie
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