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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Cornelis.«
    »›Brevet frin kolonin‹«, fuhr das Duo hoch, um auf der
    Stelle wieder in sich zusammen zu sinken.
    Hjelm starrte sie an, einen nach dem anderen, von links nach rechts. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Er stöhnte einmal kurz und fixierte seine Notizen. ›Multikultureller Austausch‹ stand da in einer Krakelschrift, die nicht seine zu sein schien. »Warum nennen Sie das Gespräch, das hinter den Partnertauschern vor sich ging, multikulturell?« bekam er heraus.
    »Es war eindeutig, dass es sich um einen Schweden im Gespräch mit südländischen Freunden handelte, beispielsweise Türken.«
    »Oder Basken.«
    »Basken?« entfuhr es Hjelm.
    »Oder dergleichen. Indern, vielleicht. Wahrscheinlich Südmongolen.«
    »Sie sprachen beide ein gebrochenes Englisch. Gesprächsfetzen drangen an unseren Tisch.«
    »Englisch?«
    »Und sie saßen direkt neben dem Lesenden?«
    »Genau. Allerdings dann verschwanden sie.«
    »Als die Tat sich ereignete«, konstatierte Hjelm.
    »Was uns leider entging. Aber plötzlich waren sie alle verschwunden. Frauen schrien, meine ich mich zu erinnern. Das Paar kam um seinen Partnertausch herum, weil die Frauen plötzlich hysterisch wurden. Möglicherweise hätten wir darauf reagieren sollen.«
    »Möglicherweise«, erlaubte Hjelm sich zu sagen. »Möglicherweise hätte das zu einem Augenblick des Nachdenkens gereichen sollen.«
    »Doch, doch, ich habe ihn gesehen.«
    Kerstin Holm und Paul Hjelm sahen sich an und wandten dann dem Mann mit dem rasierten Schädel und dem schütteren blonden Schnauzbart einen doppelt prüfenden Blick zu.
    »Sie haben ihn gesehen?« sagte Holm. »Das haben Sie gestern Abend im Kvarnen nicht gesagt. Zum Nachtpersonal
    der Södermalmpolizei haben Sie gesagt, ich zitiere: ›Ich habe nichts gesehen.«
    »Es war spät, ich war müde und ein wenig angetrunken, und wir wollten gerade weiter. Die anderen waren schon draußen auf der Straße. Ich war noch drin und bezahlte. Es war meine Runde. Ich war ein bisschen sauer darüber, dass ich da im Kvarnen hängenblieb, während die anderen weiterzogen zur nächsten Kneipe, und deshalb habe ich nicht klar gedacht. Jetzt habe ich darüber nachgedacht. Und ich habe ihn gesehen.«
    Der Kahle war an die Dreißig, trug einen recht eleganten hellen Anzug mit gelbem Schlips und war ein richtiges Kraftpaket. Hjelm fragte sich, ob die Jackenärmel eine Ausstellung von tätowierten Penissen verbargen. Er blätterte in den Papieren und fand den Auszug aus dem Strafregister für Eskil Carlstedt, 700217-1516, geb. in Bromma, Verkäufer, wohnhaft auf Kungsholmen. Es war leer. Nicht einmal das geringste Verkehrsdelikt.
    Keine tätowierten Penisse.
    »Okay«, sagte Kerstin Holm. »Was haben Sie gesehen?«
    Eskil Carlstedt machte eine kurze Pause, saugte Luft ein wie ein Boxer Ammoniak, und legte los: »Wir hatten den Tisch direkt an der Tür. Ich saß mit dem Rücken zur Wand und starrte also auf den Tresen. Wir waren ziemlich früh da, gegen halb acht. Kurz nach neun strömten die Byenfans herein. Ein bisschen sauer, kaum aggressiv. Eine Gruppe bekam die letzten Sitzplätze, neben einem Jungen, der ein Buch las. Eine andere sammelte sich neben unserem Tisch. Dann kam diese Gang rein, sechs, sieben Leute. Die waren ein bisschen anders. Die Aggressionen waren spürbar, will ich mal sagen. Sie stellten sich an die nächste Seite des Tresens, von uns aus gesehen. Noch eine Gruppe kam und stellte sich ans hintere Ende. Zwischen diesen beiden Byengangs standen die Smaländer. Dann griffen sie sie an. Einer drückte dem größten der Smaländer eine zusammengerollte Fahne ins Gesicht. Der verkrümelte sich zusammen mit einem Kumpel.
    Sie kamen raus auf die Straße. Aber zwei blieben da. Es gab einen Tumult. Einer der Smaländer schubste einen Jungen um. Er kam langsam wieder hoch. Und plötzlich schlug er einfach zu. Ich bezahlte gerade. Die Kumpel waren ja schon gegangen, und die Kellnerin stand mir ein bisschen im Blick, deshalb konnte ich nicht richtig sehen, wie es geschah. Ich habe ihn gesehen, wie er vorbeilief. Den Griff des Bierkrugs hatte er noch in der Hand. Er hatte eine Jeansjacke an, Byen-T-Shirt, Byentuch, halblanges, schmuddeliges blondes Haar und einen kleinen Schnauzer.«
    »Wie Ihrer?« fragte Hjelm.
    Eskil Carlstedt starrte ihn gekränkt an. »Nein«, sagte er schließlich. »Überhaupt nicht. Bauernlippenschnauzer. Mechanikerschnauzer. Fieslingsschnauzer, mit Kautabaksaft gedüngt. Hing ein bisschen zum

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