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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Herren etwas von dem gesehen, was die Alkiliga am Tresen im Verlauf des gestrigen Abends angestellt hat?«
    »Leider waren wir zum angegebenen Zeitpunkt und am genannten Ort in absolut Wesentliches vertieft«, sagte der Linke.
    »Darf man fragen, worin dieses Wesentliche bestand?«
    »Natürlich darf man«, sagte der Rechte. »Was damit bekräftigt sein dürfte.«
    »Eine sogenannte rhetorische Frage«, sagte der Linke.
    Die beiden in der Mitte neigten sich jetzt bedenklich einander zu, als müssten die Säume gleich reißen, und die Füllung würde herausquellen.
    »Jetzt mal im Ernst«, sagte Paul Hjelm.
    »Wir sind der ›Kreis der Vreeswijk-Freunde‹«, sagte der Rechte. »Wir hatten unsere Jahreshauptversammlung.«
    »Wir versuchen, ein Museum für Cornelis Vreeswijk mitten auf Medborgarplatsen auf die Beine zu stellen«, sagte der Linke. »Wir hoffen, die Muslime dazu überreden zu können, vom Minarett ›Hönan Agda‹ zu singen.«
    »›Felicia adjö‹«, platzte der rechte Mittlere heraus.
    »›Lasse liten blues‹«, meinte der linke Mittlere.
    Daraufhin ging das Duo wieder auf die Bretter.
    »Die multikulturelle Gesellschaft«, sagte der Rechte mit visionärem Glanz in den Augen.
    »Haben Sie überhaupt etwas gesehen?«
    Das Duo in der Mitte erwachte wieder zum Leben.
    »Grimassen ...«, sagte der mittlere Linke nüchtern.
    » ... und Telegramme«, vollendete der mittlere Rechte mindestens ebenso nüchtern.
    »Sie haben also gestern Abend im Kvarnen Grimassen und Telegramme gesehen?« sagte Paul Hjelm und begann, sich gedanklich mit seiner Pension zu beschäftigen. Doch der knallgelb-signalfarbene Umschlag mit Informationen über das neue Pensionssystem, der neulich in seinem Norsborgsreihenhaus durch den Briefschlitz auf den Fußboden geplumpst war, machte diese Gedanken unmöglich. Er hatte sich um einige Tausender im Monat verrechnet. Wie der Rest des schwedischen Volks in seiner Generation.
    Das Mittelduo beugte sich synchron über den Tisch vor und unterbrach seine misslaunigen Pensionsgedanken.
    »1966«, sagte der mittlere Linke vertraulich.
    »Unübertroffene Platte«, fügte der mittlere Rechte hinzu.
    »Mein moralischer Sinn war hoch erfreut, so ambitiöse Pläne für einen Partnertausch zu vernehmen, wie sie am Nachbartisch ventiliert wurden«, sagte der Linke, während das Duo in der Mitte in sich zusammensank, als habe jemand die Fäden losgelassen.
    »Und mein moralischer Sinn war ebenso hoch erfreut angesichts des multikulturellen Gesprächs, das am Tisch dahinter stattfand«, sagte der Rechte.
    »Darf ich nur einmal dazwischenfragen, ob Sie wissen, warum Sie hier sind?« sagte Hjelm und überlegte, wohin Kerstin verschwunden war. Sich aus dem Staub gemacht hatte, war eine näher liegende Beschreibung.
    »Ja, das dürfen Sie.«
    »Nur zu.«
    »Wissen Sie, warum Sie hier sind?« fragte Hjelm seidenweich.
    »Leider nicht«, entgegnete der Rechte. »Wir nehmen es als gegeben hin, dann und wann polizeibehördlicherseits ausgefragt zu werden. Das liegt in der Natur unserer gesellschaftlichen Rolle.«
    »Außenseiter«, meinte der Linke todernst und nickte.
    »Sie wissen also nicht einmal, dass gestern im Restaurant Kvarnen ein Mensch getötet worden ist?«
    Es verschlug ihnen tatsächlich die Sprache. Sie wechselten verwunderte Blicke über die Köpfe des inzwischen vollständig zu Boden gegangenen Mittelduos hinweg.
    »Wir werden natürlich alles in unseren Kräften Stehende tun, um Sie bei Ihrer Tätigkeit zu unterstützen. Doch das von Ihnen erwähnte Ereignis ist uns leider entgangen.«
    »Unmittelbar neben uns saßen zwei nicht mehr ganz blutjunge Paare, vertieft in eine immer lebhafter werdende Diskussion über einen Partnertausch. Und einen Tisch weiter ging der multikulturelle Austausch vor sich.«
    »Darüber hinaus waren wir erfreut zu sehen, dass das Kvarnen an einem späten Mittwoch Abend sowohl Platz für das Hören von Musik als auch für Lektüre bereithielt.«
    »Ovid. Der blinde König, der seine Ehefrau ermordete.«
    »Und dann seine Mutter. Eine bedeutende Gestalt.«
    »Ich vermute, Sie meinen Ödipus, beziehungsweise Orest«, sagte Paul Hjelm.
    »Ganz genau. Oder Ovid, wie er auch genannt wird.«
    »Lokale Varianten.«
    »Und wo wurde Musik gehört?«
    »Ein ganzer Tisch an der Tür saß da und lauschte genussvoll, möglicherweise einem Jazzkonzert? Einer von ihnen hat Ohrstöpsel.«
    »Ich erkannte die Art des Zuhörens. Aufmerksam. Wie bei Jazz. Oder Chansons.

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