Falsche Opfer: Kriminalroman
Gefühl, etwas völlig Unbekanntem auf der Spur zu sein. Kriminelle, Position, Mythologie ... Etwas war da. Aber es durfte natürlich nicht auf Kosten der laufenden Ermittlung gehen. Darüber war er sich im klaren.
Als sie zurück im Büro waren, ging Söderstedt sofort wieder ins Internet. Es waren vier Antworten wegen der Familienautos gekommen: verkauft, verkauft, verkauft, verkauft. Nicht besonders variationsreich.
Die Variation fand sich indessen auf der Homepage von Gula Tidningen. Unter der Überschrift ›Ich liebe dich‹ der Woche. Da stand jetzt: ›Orpheus. ›Aber die Schwestern lösten sich in Luft auf.« 41 7 C 31. Eurydice.‹
Er hatte Motormännens vägatlas över Sverige mit hochgeschmuggelt. Er schlug nach, ›41 7 C 31‹. Es war Alingsas.
Er hatte etwas gefunden, doch er hatte keine Ahnung, was. Alles, was er hatte, war die Witterung.
31
L jubomir war da. Da. Er verstand sehr wohl, warum. Es war ein Loyalitätstest.
Die beiden Schweden waren im Arbeitszimmer der Villa gewesen. ›Sicherheitsberater‹ in Hawaiihemden und Shorts. Sie saßen schwer auf dem L-förmigen Schreibtisch und sprachen mit dem Großen. Leise, so dass Ljubomir nichts hören sollte. Er stand an der Tür wie immer. Und hörte alles. Sein Gehör war gut.
»Wissen wir, wer sie sind?« fragte der Große barsch.
»Nicht richtig«, sagte einer der Schweden. »Wir arbeiten noch daran.«
»Es scheint einen rassistischen Hintergrund zu haben«, sagte der andere. »Es steht ganz oben auf der Prioritätenliste. Kanakenkohle. Royal Straight Flush. Höher geht es nicht.«
»Wer, verdammt, hat Lordan in die Luft gesprengt?«
»Wie gesagt. An das Material kommen wir nicht ran. Unmöglich.«
»Ihr seid Exbullen«, sagte der Große. »Woran kommt ihr eigentlich, verdammt? Was tut ihr für euer Geld?«
Er machte eine kurze Pause. Fasste sich und fuhr fort: »Kommen wir an einen der Ermittler heran?«
Die beiden ›Sicherheitsberater‹ schüttelten die Köpfe. »Die sind schwierig. Wir haben einiges mit ihnen zu tun gehabt...«
»Handverlesene Gruppe. Wasserdicht, smart, ein bisschen abgedreht. Unberührbar.«
»Niemand ist unberührbar«, sagte der Große. »Der, der hier war? Hultin?«
»Vergiss es«, sagte der erste Schwede und sah bedrückt aus. »Stützpfeiler. Alter Stamm. An den kommst du nicht ran. Du kannst ihn umbringen, aber nicht erpressen.«
»Scheiß auf die Bullen«, sagte der andere. »Sei ihnen voraus, einfach. Wie gewöhnlich.«
»Nichts von unserem Mann?«
»Er ist in Deckung gegangen. Wäre es nicht an der Zeit, ihn jetzt unter Druck zu setzen?«
»Absolut unmöglich. Seine Versicherung ist wasserdicht. Und wenn hier jemand wen unter Druck setzt, dann sind es [‚meine Leute, die das tun. Ist das klar?«
Sie hatten die Diskussion beendet. Die Schweden waren gegangen, ohne Ljubomir eines Blickes zu würdigen. Da hatte der Große ihn einfach mitgezogen, ohne ein Wort. Er schleppte ihn durch den paradiesischen Garten zur Garagentür. Dort blieben sie stehen. Drei Mann waren sofort aus dem Wachraum gekommen und ihnen gefolgt, dicht auf den Fersen. Jetzt gingen sie vorbei, traten in die Garage und starteten den [ Wagen. Alles war grün.
Die drei Männer testeten alles. Sie deckten ihn mit ihren Körpern, sie gingen als erste in alle Räume, sie kosteten sein Essen, sie öffneten seine Post, sie starteten seinen Wagen, und sie fuhren seinen Wagen. Und das taten sie auch jetzt. Ljubo – mir saß im Fond eingeklemmt zwischen zwei Typen, während der Wagen zur Stadt brauste.
Und jetzt waren sie da. An diesem Ort. Er war entschärft. Desinfiziert. Keine Spur der Widerwärtigkeiten der Vergangenheit. Eine leere Wohnung. Nur zwei weitere Männer, die genauso aussahen. Wie Parodien von Gangstern. Der zivile Look.
Sie wussten ganz einfach nicht, wie man sich zivil kleidete. Sie waren für verschiedene Armeen und paramilitärische Truppen rekrutiert worden, bevor sie auch nur erwachsen waren. Bevor sie gelernt hatten, sich zu kleiden. Doch sie wussten, wie man Befehle befolgte. Keiner sagte ein Wort.
Wenn man vom Präzisionsfernglas auf der Fensterbank absah, war es eine ganz normale Wohnung.
Wenn man von den Schreien absah, die aus den schallisolierten Wänden zu Ljubomirs Ohren aufstiegen. Den grellen, hellen Schreien.
Ljubomir fand, dass sie sich in den porösen Wänden abgelagert hatten. All die Schreie. Alle stiegen sie im Chor zu ihm auf, wie eine furchtbare, schneidende Anklage. Er wurde
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