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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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nur damit ein paar Feuerwehrmänner aus Venezuela dran glauben müssen?«
    ›Kulan‹ blinzelte weiter.
    »Scheiße!« schrie Chavez und verließ ›Kulans‹ Zelle.
    Hjelm blieb zurück. Sein Handy piepte.
    »Eine letzte Chance«, sagte Hultin in sein Ohr. »Einer der unangenehmen Menschen hat sich gemeldet. Eine Frau, die von einer eventuellen Freundin von Lindberg in Gnesta geredet hat. Kommt ihr mit?«
    »Ja«, sagte Hjelm, ohne zu zögern.
    Er rief nach der Wache und sorgte dafür, dass Agne ›Kulan‹ Kullberg gut weggeschlossen wurde. Die Wache war ein altgedientes Faktotum, das sich schlurfend wieder hinter sein Pult im äußeren Teil des Untersuchungsgefängnisses begab. Er starrte Hjelm eine Weile nach. Die ganze Nacht, dachte er und schüttelte den Kopf. Habt ihr gar kein Privatleben, ihr Burschen? Habt ihr keine Familie und keine Freunde? Seht mich an, ich arbeite von neun bis fünf, und mir geht es gut. Was hat es für einen Sinn, sich kaputtzumachen? Werdet ihr deswegen glücklichere Menschen?
    Nach ein paar Minuten kam ein Mann an sein Pult, zeigte seinen Polizeiausweis und sagte: »Agne Kullberg bitte.«
    Der Wachmann schüttelte den Kopf und sagte: »Dass ihr nie ein Ende findet, Jungs. Bitte hier unterschreiben, Inspektor.«
    Er begleitete den Mann den Gang hinab und ließ ihn zu Agne Kullberg hinein. Ein gefragter Mann.
    Der Wachmann betrachtete den Inspektor ein paar Sekunden. Erst jetzt nahm er den Geruch von altem, getrocknetem Schweiß wahr. Konnte man nicht wenigstens vorher duschen? Und diese stinkenden Joggingsachen ausziehen?
    Er schüttelte den Kopf und kehrte an sein Pult zurück, an dem er jeden Werktag von neun bis fünf zubrachte. Das hatte er sich verdient.
    Ludvig Johnsson ging auf ›Kulan‹ zu und hielt ihm seinen Polizeiausweis hin. Ohne ein Wort zu sagen, gab er ihm eine Spritze in den Arm.
    Gunnar Nyberg kam langsam wieder zu sich. Ein kleines Quadrat offenbarte sich irgendwo und entfaltete sich, Schritt für Schritt, bis das ganze Blickfeld wieder am Platz war. Aber ganz wie vorher fühlte er sich nicht. Sein Kopf hämmerte gewaltig, und als er versuchte aufzustehen, sanken seine hundertsechsundvierzig Kilo mit einem Krachen wieder auf den Plastikstuhl.
    Die Laptops hatten sich entladen, die Bildschirme waren pechschwarz. Er griff zum nächsten Mobiltelefon. Es war auch leer. In dem anderen war ein Rest von Leben.
    Während er Hultins Nummer wählte, versuchte er, die Ereignisse zu sortieren. Er konnte mit Mühe und Not den Arm heben und auf die Uhr sehen. Herrgott, dachte er. Fünf nach halb drei. Alles war verloren.
    Statt zu verzweifeln, versuchte er zu denken. Es gab eine, und nur eine einzige Sache, die Ludvig Johnsson bei ihrem gemeinsamen Versuch, eine Lösung zu finden, betont hatte. Dass ›Kulan‹ Kullberg das schwache Glied war.
    »Hultin«, sagte es in sein Ohr.
    »Wo bist du?« sagte Nyberg und kannte seine Stimme nicht wieder. Indessen erkannte er ein Gefühl wieder.
    »Gunnar? Wo bist du selbst?«
    »Grillby. Aber scheiß drauf. Dies ist wichtig.«
    »Wir sind im Präsidium. Gerade zurück aus Gnesta, wo wir mit Lindbergs Freundin gesprochen haben. Sie haben vor einem halben Jahr Schluss gemacht und hatten sich nur in Kumla getroffen. Also nichts.«
    »Ludvig hat sich ›Kulan‹ vorgeknöpft. Checkt das.«
    »Au verdammt«, sagte Hultin. »Kommst du?«
    »Sobald ich kann«, sagte Nyberg und drückte auf den Ausknopf.
    Er versuchte hochzukommen. Es ging schon besser. Aber der Teufel mochte wissen, ob er würde fahren können.
    Das einzige, was er wusste, war, dass er Ludvig Johnsson nie mehr wiedersehen würde.
    Das war ganz, ganz sicher.
    Die Trauer durchströmte ihn wie Lava.
    Hultin, Hjelm und Chavez trafen atemlos und im Laufschritt am Schalter des Untersuchungsgefängnisses ein. Der Wachmann sah müde aus. Nicht schon wieder. Get a life, guys. Ja, ein Kriminalinspektor Ludvig Johnsson war dagewesen. In verschwitzten Joggingsachen. Ja, er war fast eine Stunde bei Kullberg gewesen. Nein, danach war keiner mehr dagewesen.
    Sie joggten den Korridor hinunter. Der Wachbeamte musste mitjoggen. Es war lange her, dass seine Beine gelaufen waren.
    Er öffnete ihnen.
    ›Kulan‹ Kullberg war mit vier Ledergürteln am Stuhl festgeschnallt. Sein Gesicht war blaugeschlagen und verquollen. Seine Nägel standen in sonderbaren Winkeln von den Fingern ab. Die Hosen waren heruntergezogen, und der ganze Unterleib war bläulich. Und um den Mund saß ein silberfarbenes,

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