Falsche Opfer: Kriminalroman
ein paar Zeichnungen helfen, Karin. Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«
»Die Jungs aus Smaland. Eine schüchterne Truppe, die ziemlich schnell einsahen, dass sie so fehl am Platz waren wie nur irgend möglich. Aber zu spät. Der, der starb, dachte einen netten Eindruck. Er war derjenige, der bestellte.«
»Okay, danke. Der Rest von Ihnen waren also Kellnerinnen. Sie haben eine Einteilung, nicht wahr? Tischeinteilung?«
»Ja«, antwortete die älteste der Kellnerinnen, eine gefärbte Blondine Mitte Vierzig. Ich hatte das Fenster. Die Brautfete und die Aktienheinis. Sie flirteten hemmungslos miteinander.
Und tranken genauso. Die haben mich voll auf Trab gehalten. Ich saß im übrigen hinten und machte gerade eine Pause, als die Sache passierte. Er war schon tot, als ich wieder herauskam.«
»Weiter.«
»Ich war in der Ecke«, sagte eine andere. »Hab nichts gehört und nichts gesehen.«
»Sehr kurz und bündig, aber vielleicht nicht die ganze Wahrheit.«
»Ich war im Innern des Lokals. Und da passierte nicht viel. Business as usual.«
»Weiter.«
»Ich hatte die Mittelreihe«, sagte eine junge Dame mit chinesischem Aussehen. »Zur Tür hin saß eine Gruppe Studenten, sie redeten über Prüfungen in Sozialanthropologie, glaube ich, dann der Junge, der so tat, als läse er, allein, und dann eine Gruppe Südeuropäer zusammen mit einem Schweden. Sie sprachen Englisch.«
»Sie haben nicht zufällig mitbekommen, worüber sie sprachen?«
»Ich versuche nicht zu lauschen.«
»Wie bei den Prüfungen in Sozialanthropologie?«
Die Chinesin wand sich.
»Nun kommen Sie schon«, sagte Hjelm. »Irgendwas haben Sie gehört.«
»Sie saßen zusammen und verhandelten über etwas. Sie waren keine Kumpels. Im Gegenteil, glaube ich. Misstrauen. Versuchten, zu einer Lösung von irgendwas zu kommen.«
»Von was? Denken Sie nach.«
»Sollten wir nicht über den Mord sprechen? Von dem habe ich nichts gesehen. Stand mit dem Rücken dazu.«
»Antworten Sie nur auf die Frage.«
»Nein, ich weiß es nicht. Ein Treffpunkt, vielleicht. Ich weiß nicht.«
»Aber sie sind direkt abgehauen, als die Schlägerei anfing? Die ganze Gang? Sind sie abgehauen, ohne ihre Rechnung zu bezahlen?«
»Wenn man nur trinkt, bezahlt man sofort. Es gab keine Rechnung zu bezahlen. Alles war schon bezahlt. Aber sie sind wirklich ziemlich schnell verschwunden.«
Hjelm dachte nach. Irgend etwas rührte sich diffus hinter seiner Stirn. »Keine Rechnung? Nein, verdammt, klar. Keine Rechnung zu bezahlen.«
Die Kellnerinnen nahmen misstrauisch diesen eigenartigen kleinen Ausbruch zur Kenntnis.
»Wer hatte den Tisch neben der Tür? Also an der Wand neben der Tür?«
»Ich«, sagte die jüngste der Kellnerinnen, eine recht kräftige Frau mit kurzen Haaren.
»Was saßen da für Leute, und was passierte?«
»Fünf sehr ernste und stille Typen.«
»Verkäufertypen?«
»Nicht direkt, nein, das finde ich nicht. Vielleicht kann man sagen, man hätte erwarten können, dass sie laut gewesen wären. Aber ganz im Gegenteil. Sie redeten kaum ein Wort zusammen. Saßen nur da und starrten verstohlen.«
»Fünf Machoschwule, die auf einen kleinen lesenden Jungen starren«, sagte Hjelm deutlich.
»Sie haben nicht ihn angestarrt. Es war weiter weg.«
»Hörten sie Musik?«
»Kaum. Einer von ihnen hatte kleine Ohrstöpsel, aber es sah eher wie ein, ja, ein Hörapparat aus.«
»Und dieser Ohrstöpsel machte nicht die Runde?«
»Nein. Es war nur der eine, der sie hatte. Er saß mit dem Rücken zum Lokal.« .
»Und sie tranken nicht viel?«
»Wenn es hochkommt, jeder ein Bier.«
»Und keiner von ihnen blieb da, um die Rechnung zu bezahlen?«
»Nein, nein. Das war genauso hier. Es gab keine Rechnung. Aber einer von ihnen blieb da. Rasierter Schädel und Schnauzer. «
»Und die anderen vier waren nicht vor dem Totschlag gegangen?«
»Nein, sie sind als aller erste abgehauen. Sobald der Bierkrug kaputtging. Einer von ihnen zeigte auf den, der dablieb, und sagte etwas. Und da setzte er sich hin und wartete.« »Sie ließen Eskil Carlstedt also absichtlich zurück?« »Wenn er so heißt, ja. So sah es aus. Ich stand gerade in der Byenfangruppe daneben und versuchte eine Bestellung aufzunehmen. Das dauerte. Ich stand auch mit dem Rücken zu dem ... Totschlag.«
Hjelm versuchte, Kerstin Holms Blick zu fangen. Sie saß da und zog harte Striche auf ihrem Notizblock. Schließlich hob sie den Blick. Er war konzentriert.
»Wollen wir mal kurz nach draußen gehen?«
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