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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Ballkleid begegnen.
    »Alternativ?« sagte Norlander kalt.
    »Wir wissen zu wenig«, sagte Söderstedt abwiegelnd. »Es kann ein Dutzend Gründe dafür geben, dass er nicht frühstücken wollte. Vielleicht fühlte er sich wirklich nicht wohl. Vielleicht hat Lordan Vukotic zum ersten Mal in seinem Leben die Wahrheit gesagt. Mach weiter.«
    Norlarder machte weiter. »Die ›paar Jugos von der gleichen Sorte‹, Zoran Koco, Petar Klovic und Risto Petrovic, halten die Schnauze, kurz und gut. Alle drei gehören zur Bande des einflussreichen Drogenhändlers Rajko Nedic, genau wie Vukotic, und die rücken nicht mit der Sprache raus. Hatte jemand den Eindruck, einer von ihnen wüsste was?«
    Drei geschüttelte Köpfe.
    »Sie sehen tatsächlich verschreckt aus«, sagte Nilsson. »Selbst eh so notorischer Kriegsverbrecher wie Klovic wirkte beunruhigt. Vukotic stand dem unerreichbaren Nedic wirklich nahe so viel wissen wir, man könnte ihn vielleicht seine rechte Hand nennen, und diese rechte Hand hat man im Herzen des Kumlabunkers erwischt. Vielleicht ist das, was wir da sehen, de Beginn eines Machtkampfs in der Drogenbranche. Vielleicht ist es jedenfalls das, was Klovic und die Jungs glauben. Obwohl es ansonsten keine Anzeichen dafür gibt.«
    Söderstedt betrachtete Bernt Nilsson verstohlen. Er entsprach nicht richtig seinem vielleicht ein klein bisschen ungerechten Bild des Säpomanns. Keine verstiegenen Konspirationstheorien, keine absolute Schweigepflicht, nichts von den alten Dummheiten, die fast dazu geführt hätten, der A-Gruppe ihren ersten Fall zu vermasseln. Den Machtmörder. Aber anderseits war das vielleicht eine verstiegene Konspirationstheorie.
    »Kriegsverbrecher?« war alles, was er sagte.
    Nilsson sah ihn an. »Klovic war Bezeugtermassen Lagerwache in Bosnien. Bosnienserbe. Sollte eigentlich vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sitzen, aber anscheinend reicht es nicht für eine Anklage. Petrovic war ebenfalls an ethnischen Säuberungen beteiligt. Allerdings in Kroatien. Von Serben. Aber unter Rajko Nedics Fittichen finden sich die ehemaligen Feinde in einer gemeinsamen Liebe. Der Liebe zu Waffen.«
    »Also nimmt Nedic gern Kriegsverbrecher in Dienst?«
    »Sie sind ja hervorragende Arbeitskräfte. Fertig ausgebildet, sozusagen. Nedic ist vielleicht seit dreißig Jahren in Schweden, er wurde schon in den siebziger Jahren schwedischer Staatsangehöriger, aber er scheint zahlreiche Kontakte zu den paramilitärischen Gruppen an allen Fronten des ehemaligen Jugoslawiens zu haben. Ein großer Teil der Drogen soll von da unten kommen.«
    »Aber in diesem Fall können wir die Jugos abschreiben?«
    »Sehr wahrscheinlich. Jetzt sind sie ja Opfer.«
    »Also«, griff Norlander den Faden wieder auf, »haben wir nicht viel, wonach wir gehen können. Die allgemeine Rundfrage, um herauszubekommen, womit Lordan Vukotic den gestrigen Abend verbrachte, hat nichts ergeben. Es hat den Anschein, als habe der Anstaltschef recht: Er hielt sich wirklich für sich. Aß um halb fünf zu Abend. Die Zeit bis zum Appell um halb acht ist blank. Keiner sagt etwas über diese drei Stunden. Und die gehörgeschädigten Zellennachbarn haben nichts anderes zu sagen als ...«
    »Was?« unterbrach Söderstedt.
    »Was?« sagte Norlander.
    »Die gehörgeschädigten Zellennachbarn haben nichts anderes zu sagen als: Was?«
    Der dicke Lars Viksjö brach in ein dröhnendes Lachen aus.
    Bernt Nilsson und Viggo Norlander zogen die Augenbrauen hoch. Und Söderstedt lachte sich ins Fäustchen; es war verlockend, Norlander ein wenig zu reizen. Seine energischen Kreise zu stören.
    Dieser fuhr jedoch relativ unberührt fort: »Sie wissen nichts, außer dass plötzlich die Trommelfelle platzten. Pang, und sie waren hinüber.«
    »Aber einer ist noch da«, sagte Bernt Nilsson. »Was dagegen, ihn zu treffen?«
    Söderstedt und Norlander blickten sich an. Die Bande der Vergangenheit. Sie sagten nichts, ließen nur Göran Andersson eintreten und beobachteten ihn. Sein langer Körper steckte in einem kotzgrünen Freizeitoverall. An den Füßen trug er ein Paar ausgelatschte Birkenstock. Und das Gesicht war ein ganz anderes. Aus dem korrekten, gutfrisierten Bankbeamten war ein – ja, wie sollte man es nennen? – ein Denker geworden? Sein blondes Haar strebte in alle Richtungen, ein ziemlich ungepflegter Bart saß unordentlich in Flecken übers Gesicht verteilt, aber sein Blick, dieser klarblaue Blick, war glasklar. Das einzige, was das Bild eines

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