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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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fragte Hjelm.
    »Können wir«, sagte Holm. »Aber eine Frage noch an Sie«, fügte sie an und zeigte auf die Chinesin. Hjelm sah die unterstrichenen Wörter ›tat so als ob‹. Holm fuhr fort: »Warum sagten Sie, dass der Junge, der las, nur so tat?«
    »Was?«
    »Sie haben schon verstanden.«
    »Er hat nicht einmal umgeblättert.«
    »Was tat er denn sonst?«
    »Weiß nicht. Dachte. Oder lauschte.«
    Sie gingen hinaus in den Korridor.
    »Wir schicken sofort eine Streife zu Eskil Carlstedt«, sagte Hjelm. »Er wohnt hier auf Kungsholmen.«
    »Wir hätten auf das mit dem Musikhören reagieren müssen, die Demokassette, die Reaktion, als wir fragten«, sagte Holm. »Verdammt.«
    »Und zugenäht«, sagte Hjelm.
    Holm ging fort, um eine Streife nach Carlstedt loszu- schicken. Hjelm kehrte zu den Kellnerinnen zurück. »Ja, meine Damen«, sagte er und streckte sich. »Jetzt brauchen wir möglichst detaillierte Beschreibungen von den Südländern, dem Schweden sowie den vier, die von dem Tisch an der Tür verschwanden.«
    Die älteste der Kellnerinnen sprang erregt auf: »Alber was zum Teufel machen Sie hier eigentlich?« rief sie.
    »Ich habe nicht die blasseste Ahnung«, sagte Pauli Hjelm wahrheitsgemäß.
    Drei robuste Türsteher der klassischen Sorte saßen aufgereiht da wie die Affen, die nichts sehen, nichts hören und nichts sagen wollen. Allerdings nur fast.
    Sie redeten nämlich eine ganze Menge. Doch ausschließlich darüber wie heroisch sie die Tür blockiert hatten, obwohl alle versucht hatten rauszukommen. Sie stellten es ungefähr so dar, als wären sie heldenmütige UNO-Soldaten, die mit ihren bloßen Körpern einen Völkermord verhindert hatten.
    »Im Hinblick darauf, dass mindestens zwanzig Personen sich davonmachen konnten, kann die Reaktion vielleicht trotz allem nicht als blitzschnell bezeichnet werden«, sagte Hjelm trocken.
    Sie starten ihn an. »Es gibt noch eine Tür zwischen der Garderobe und dem Lokal«, sagte der Älteste gekränkt. »Wir hören nicht alles, was da drinnen vor sich geht.«
    »Wir hatten es mit einer verflucht aufsässigen Schlange zu tun«, sagte der Größte. »Viele lästige Immigranten.«
    »Immigranten?« fuhr Hjelm hoch. Es war offenbar, dass der Mann nicht gewohnt war, ein anderes Wort als ›Kanaken‹ zu benutzen. Hjelm fuhr fort: »Trotzdem haben Sie an die dreißig bereits betrunkene Byenfans hineingelassen, von denen einer sich außerdem als Mörder herausstellen sollte.«
    »Bei den Byenfans weiß man doch, wo man dran ist«, sagte der dritte.
    »Ach so ist das«, sagte Hjelm säuerlich, ließ die Sache jedoch auf sich beruhen. »Hätten Sie nicht ein wenig schneller reagieren können, als zwanzig Mann auf einen Schlag aus dem Lokal herausstürmten?«
    »Da entsteht ein verdammter Druck, und es war nicht ganz einfach, sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen.«
    »Unser Job ist schließlich, die Leute zu kontrollieren, die reinwollen, nicht die, die rauswollen.«
    »Wir wussten ja nicht, was passiert war. Wir können nicht einfach anfangen, die Leute aufzuhalten, die das Lokal verlassen.«
    »Was waren es denn für Leute, die herauskamen?« »Männer. Nur Männer. Byenfans vor allem, auch ein paar etwas ältere Builder.«
    »Meinen Sie Bauarbeiter?«
    »Nein, Bodybuilder. Bauarbeiter gibt es doch wohl nicht mehr.«
    »Irgendwelche ... Immigranten?«
    »Eventuell auch eine Anzahl Ka... Herren mit dunklerer Hautfarbe, ja«, sagte der Größte. »Mir war so, doch.« »Aber Sie müssten das hier doch alles wissen«, sagte der Älteste. »Sie hatten doch einen Mann vor Ort.«
    Hjelm starrte Holm an. Holm starrte Hjelm an. »Einen Mann vor Ort?« sagten sie im Chor. Es klang zwar nicht übermäßig professionell, aber was soll man machen?
    »Ja, sicher doch«, sagte der größte der Türsteher. »Wir hatten es gerade geschafft, uns hineinzudrängen und die innere Tür zu blockieren. Er war nicht richtig rausgekommen. Ich drückte ihn zurück. Da zeigte er seinen Polizeiausweis vor und drängte sich raus.«
    »Seinen Ausweis?« sagte der Chor.
    »Seinen Polizeiausweis.«
    Sie saßen nur da. Schließlich sagte Kerstin Holm: »Fanden Sie es nicht sonderbar, dass ein Polizist hinaus wollte, nachdem ein Verbrechen begangen worden war?«
    »Woher soll ich denn wissen, wie Sie arbeiten, verdammt.«
    »Und wie er aussah, wissen Sie nicht mehr?«
    »Es war ein ziemlicher Tumult, gelinde gesagt. Ein Typ lag rauf dem Boden, in einer Blutlache. Alle schrien wild

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