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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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ein anderes Aussehen an.
    »Wir sind also nicht völlig verratzt?« sagte er zu ›Kulan‹.
    ›Kulan‹ sagte gar nichts, drehte nur weiter am Rad und erhielt eine Wellenform, mit der er zufrieden war.
    »Nein, verdammt«, sagte er schließlich. »Das kriegen wir schon hin. Allerdings unter einer Voraussetzung.«
    »Erklär jetzt mal das Ganze.«
    »Okay. Soll Rogge nicht dabei sein?«
    »Der versteht eh nur Bahnhof.«
    »Jetzt pass auf«, sagte ›Kulan‹ und lehnte sich zurück. »Vermutlich ist es folgendermaßen. Sie hatten jeder einen Koffer – jeder sein Polizeifunkgerät. Sie haben einander nicht genügend vertraut, um Bares zu überreichen. Die Kohle liegt irgendwo in einem Bankfach, wir haben ja den Schlüssel gesehen. Es war wohl geplant, dass sie auf der Frequenz miteinander Kontakt aufnehmen, die auf dem Zettel stand. Den haben wir behalten. Wenn alles in Ordnung wäre, sollte die andere Figur die Mitteilung bekommen, in welcher Bank die Kohle liegt. Das Funkgerät in dem Koffer, war ein Polizeifunkgerät, ich habe schon einmal so eins gesehen. Wir kennen die Frequenz und können das Gerät finden, denn es ist eine Frequenz, die sonst nicht benutzt wird; schließlich wollen sie ja nicht abgehört werden. Dieser Funkgerättyp sendet immer ein schwaches Steuersignal aus. Mit Hilfe dieses kleinen Abhörmechanismus können wir das Signal lokalisieren – und damit den Koffer. Aber das Signal ist so schwach, dass wir es nur auffangen können, wenn es nicht weiter entfernt ist als rund zwanzig Kilometer. Ich muss es nur fertig kalibrieren, dann können wir anfangen.«
    »Und welches ist die eine Voraussetzung?«
    ›Kulan‹ äugte zu ihm hoch. »Dass sie das Funkgerät nicht weggeworfen haben«, sagte er bedächtig.
    Der Goldgekrönte spürte, dass er eine Grimasse schnitt. »Und warum zum Teufel sollten sie es behalten? Sie interessieren sich ja wohl nur für den Schlüssel.«
    »Ich glaube«, sagte ›Kulan‹ mit Nachdruck, »dass sie genauso überrascht waren wie wir, wer immer sie sein mögen. Ich glaube, sie müssen nach dem Bankfach suchen. Und ich glaube, dass sie das Gerät behalten haben, um sich keine Chancen zu vermasseln. Aber wie gesagt«, fügte er hinzu, »das ist nur, was ich glaube.«
    »Das reicht mir«, sagte der Goldgekrönte. »Das hat noch immer gereicht.«
    Da fingen die Wellen auf dem Oszilloskop an sich zu bewegen. ›Kulan‹ fuhr hoch und rief: »verdammt, hier kommt was.«
    Und dann klang es aus dem Funkgerät auf der Tischlerbank: »Dies ist eine Mitteilung an dich, der du meinen Aktenkoffer gestohlen hast. Du weißt, dass ich dich fassen werde. Und du weißt auch, was dann passiert. Um ungefähr zu verstehen, bedarf es nur eines Minimums an Phantasie. Doch nicht einmal die bestentwickelte Phantasie reicht aus, es genau zu verstehen. Also gib den Koffer jetzt zurück. Wenn du nachdenkst, siehst du ein, dass das in aller Interesse liegt.«
    Dann wurde das Gesagte auf englisch wiederholt.
    Der Goldgekrönte fing auf einmal an zu lachen. Er lachte laut und lange. Dann sagte er: »Das ist mir ein heuchelnder Scheißkerl. Ich werde ihm diese verdammte heuchelnde Zunge wegsprengen. Das verspreche ich.«
    ›Kulan‹ betrachtete ihn skeptisch.
    Der Mann saß vollkommen still. Alles war schiefgelaufen. Er saß da und versuchte, sein Leben wieder aus der Schieflage zu holen. Es ging nicht. Es gab keinen Ausweg. Es sollte elegant, unsichtbar und lautlos geschehen. Statt dessen ging eine Bombe hoch. Eine höchst physische, unelegante, in höchstem Maße sichtbare und geräuschvolle Bombe. Fünf Tote. Er wollte es nicht wahrhaben.
    Alles, was er wollte, war an einen Ort zu kommen, wo der Winter kürzer war. Naja, ganz ehrlich war das nicht. Er wollte auch einen Mann zur Strecke bringen, der nicht zur Strecke zu bringen war. Das fangen, was sich nie fangen ließ. Er sah sich im Raum um. Ein anonymer Raum. Jetzt gänzlich anonym. Er dachte das Wort: anonym. Ich bin anonym, dachte er. Alle Spuren der Vergangenheit waren ausgewischt. Was er jetzt tat, hatte nichts mit der Vergangenheit zu tun. Es war reine Zukunft.
    Und die war schon im Eimer.
    Der Küchentisch war weiß und trist. Kunststoff. Das wäre früher unmöglich gewesen. Jetzt war alles möglich. Eine furchtbare Freiheit. Sogar dies hier war möglich.
    Der Mann stand auf, um eine Tasse Kaffee zu holen. Die Kaffeemaschine blubberte so chaotisch, wie sie es jedes Mal tat, wenn ihr Werk vollbracht war. Zuerst Chaos, dann der große

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