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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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weiter.
    »Jajaja«, sagte sie schließlich und lachte nachsichtig.
    Da ging die Tür wieder auf. Ein magerer, extrem weißhäutiger Mann mit einem gestreiften T-Shirt unter einem schlechtsitzenden hellen Anzug trat ein.
    Er erblickte sie und breitete die Arme aus. »Meine Favoriten«, stieß er in klingendem Finnlandschwedisch aus.
    Sie mussten aufstehen und Arto Söderstedt umarmen.
    Er kicherte unentwegt. »Wir hatten ja gestern jeder unseren Goldjungen zu fassen«, sagte er. »Die Mediennamen rollen schon übers Land. Der Kumlabomber und der Kvarnenmörder. Es wurden kurze Fälle.«
    »Und jetzt landen sie im Schatten der Sicklaschlacht«, sagte Kerstin Holm mit einem breiten Grinsen.
    Die Tür ging erneut. Viggo Norlander trat mit blauen Ringen unter den Augen in den Raum. Sie passten stilvoll zum Rosa der Stigmata an seinen Händen. Er winkte ihnen zu, setzte sich in die Nähe der Tür und schlief auf der Stelle ein. Absteigender Ast, dachte Hjelm.
    Dann kam Schwedens größter Polizist. Gunnar Nyberg erhob einen einfachen Kaffeebecher zur Begrüßung. »Sie haben mir Asketennahrung mitgegeben«, röhrte er unbegreiflicherweise und ließ sich neben dem vernehmlich schnarchenden Norlander nieder. »Hej, Kerstin«, fügte er mit einem kleinen Winken hinzu. »Willkommen auf der Vorderseite.«
    »Schwedens Scheißloch«, rief Kerstin zurück.
    Nyberg lachte verwundert und stellte den Kaffeebecher auf dem kleinen Klapptisch vor sich ab. Dort konnte er stehen, bis er kalt war. Er hatte nicht die Absicht, ihn anzurühren.
    Eine Toilettenspülung ging. Viggo Norlander erwachte mit einem Ruck; das waren wohlbekannte Töne. Sie warteten, während die Wasserhähne liefen. Schließlich öffnete sich die andere Tür, und Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin trat mit angelegter Inkontinenzwindel aus seiner privaten Toilette.
    Er nickte ihnen neutral zu und ließ sich am Pult nieder, vor sich einen dicken Haufen Papier.
    Kerstin Holm ging nach vorn und stellte einen großen Strauß rote Rosen vor ihn. Er starrte ihn nur an. Eine ganze Weile. Dann grub er aus der dornigen Tiefe eine Karte hervor. Und es war still. Vollkommen still. Sie beobachteten ihn. Sein Gesichtsausdruck war völlig neutral. Aber die Augen waren auf den Tisch gerichtet. Ein bisschen zu lange.
    Als er aufblickte, glitten zwei Tränen an seiner Riesennase abwärts. »Danke«, sagte er nur.
    »Kleine Sammelaktion«, sagte Kerstin Holm. »Willkommen an alter Wirkungsstätte.«
    »Danke«, sagte Hultin von neuem, fast autistisch. Dann gab er sich einen Ruck und machte eine Kehrtwendung: »Aber jetzt haben wir einen Job zu erledigen. Fehlt nicht einer?« Sie
    blickten sich in der ›Kampfleitzentrale‹ um. Der Joker fehlte. Die eigentliche Energiequelle.
    Und wie auf Bestellung wurde die Tür aufgestoßen. Energisch.
    Dass es sogar möglich ist, eine Tür energisch zu öffnen, dachte Paul Hjelm und betrachtete Jorge Chavez› zielbewusste Schritte den Gang hinab.
    Er setzte sich allein in die Stuhlreihe, die Hultin am nächsten war, drehte sich um und winkte fröhlich allen Anwesenden zu, stand noch einmal auf und begrüßte etwas förmlicher den strategischen Chef der A-Gruppe. »Willkommen, Jan-Olov«, sagte er und schüttelte dem Chef die Hand. Danach setzte er sich und wartete.
    Hultin zog für eine kurze Sekunde die Stirn kraus. Dann wurde er wieder der alte und kam zur Sache: »Vor fünfzig Minuten fuhr Waldemar Mörner in seinem Saab auf meinem Kiesweg vor. Ich wollte den Rasen fertig mähen und anschließend den ersten Sprung des Tages in den Rivalen machen, als ich erfuhr, worum es ging. Ich habe versucht, meine leere Wissensbank während der Fahrt mit dem Saab in die Stadt aufzuladen, aber im großen und ganzen weiß ich nichts über diese verfluchte Sicklaschlacht. Aber Jorge weiß einiges. Also übergebe ich das Wort sogleich an ihn. Bitte.«
    Chavez war bereit. Er stieg auf das Podium und begann, mit Hilfe mitgebrachter Magneten in Form niedlicher Marienkäfer Fotos an der Flipchart zu befestigen. »Ihr müsst die Insekten entschuldigen«, sagte er. »Jemand unten im Lager hat eine falsche Bestellung aufgegeben. Dies hier sind jedenfalls Bilder aus allen erdenklichen Winkeln vom Gewerbegebiet Sickla unten am Södra Hammarby-Hafen. Sogar eine Totale, aus einem Hubschrauber aufgenommen. Hier. Fünf Tote bei einer Schießerei, die eindeutig nach einer Abrechnung in der Unterwelt aussieht. Ungewöhnlich roh, kann man noch hinzufügen. Eins der Opfer hatte

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