Falsche Opfer: Kriminalroman
das zweite?«
»Aber die Männer ...« Ich finde, das ist eine prima Formulierung.«
»Und das ist also die Antwort auf meine Frage?« meinte Hjelm ruhig.
»Jaja, du. Doch: Frauen. Mehrere Frauen. Aber keine spezielle.«
»Wird es nicht langsam Zeit, ein bisschen gesetzter zu werden?«
»Wie Viggo?« platzte Chavez heraus. »Hast du das gehört mit dem Baby? Was für eine wahnsinnige Geschichte.«
»Je mehr Schüsse, desto größer die Chance zu treffen. Auch wenn der eine oder andere ungewollte Treffer dabei ist.«
»Er lebt offenbar mit dieser Frau zusammen. Eines Tages steht sie einfach vor der Tür und sagt: Hier ist deine Tochter. Und jetzt lebt er mit Frau und Kind. Eine glückliche, normale Familie.«
»Jedenfalls sind ihm die ganzen Schwangerschaftsmacken erspart geblieben«, sagte Hjelm neidisch. »Glückspilz.«
»Ich weiß, dass dies hier Wasser auf die Mühle deiner Vorurteile ist, aber ich komme bei Frauen einfach gut an. So simpel ist das. Doch die ganz große Liebe glänzt noch durch Abwesenheit. Also ersetze ich Qualität durch Quantität. Du kennst ja wohl deinen Marx?«
»Nix«, sagte Hjelm und zeigte auf Chavez‘ Computer. »Hast du etwas gefunden?«
»Nur Gedanken. Und du?«
» Wenn dieser Mann im Kvarnen, der abgehört wurde, als er mit den drei toten Jugoslawen – wenn es denn die waren -englisch redete, wirklich Polizist ist, dann ist er die Schlüsselfigur. Er hat die ganze Scheiße ins Rollen gebracht. Drei Möglichkeiten: Bestechungsgeld, Erpressungsgeld, Bezahlung für etwas. Das erste fällt flach, weil es sich wohl um eine einmalige, anscheinend richtig große Bezahlung handelt. Nichts Regelmäßiges. Aber es kann natürlich eine erste große Anzahlung sein, etwas in der Art, so ganz undenkbar ist es nicht. Das zweite ist möglich, doch was sollte ein Polizeibeamter gegen Rajko Nedic in der Hand haben, was kein anderer Polizist hat? Das dritte wirkt am plausibelsten. Sie können Informationen kaufen, doch am wahrscheinlichsten ist, dass sie Drogen von ihm kaufen, ganz einfach. Aber dann müssen wir nach einem Polizisten suchen, der Zugang zu Drogen hat. Eine Beschlagnahme vielleicht, über die nicht Buch geführt worden ist? Ich meine jedenfalls, wir sollten uns ein bisschen unter den Drogenfahndern umschauen.«
»Sollte nicht in einem solchen Fall die Internermittlung eingeschaltet werden?« fragte Chavez.
»Es ist noch nicht bewiesen, dass er wirklich Polizist ist. Der Mann, der den Polizeiausweis im Kvarnen vorzeigte, braucht nicht einmal derjenige gewesen zu sein, der mit den Jugos zusammensaß und redete. Aber kein anderer scheint zu fehlen. Kerstin und ich müssen uns die ganze Belegschaft des Kvarnen noch einmal vorknöpfen, um nähere Beschreibungen des Polizisten wie auch der Räubergang zu bekommen.«
»2C, 2E, 2F.«
Hjelm schnitt eine kleine Grimasse und sagte: »Wenn du auf diesen Bezeichnungen bestehen willst, ja. 2 A: Eskil Carlstedt, tot; 2 B: Sven Joakim Bergwall, tot; 2 D: Niklas Lindberg, unangenehm lebendig. Wenn wir die Blutgruppe von 2 C erfahren, kommen wir vielleicht ein Stück weiter, vor allem, wenn wir via Kumla gehen, wo er höchstwahrscheinlich der Nazigang angehört hat. AB negativ ist wohl nicht so häufig. Söderstedt und Norlander verfolgen die Kumla-Spur. Sie wollen auch die restlichen Jugos da verhören, und die restlichen Nazis. Klingt das nicht beneidenswert?«
»Kein bisschen«, sagte Chavez und riss sich mit gleichgültiger Miene einen Hautfetzen vom Nagelbett. »Sie werden sich an der Zellenwand die Köpfe einrennen.«
»Dann können sie sich gegenseitig von den Wänden schaben. Na gut. Also dann Eskil Carlstedt. Ich habe seinen Hintergrund nachgeprüft und bin seine Wohnung durchgegangen. Weil er wusste, dass die Wohnung durchsucht werden würde, hat er sie aufs penibelste gesaugt. Keine Spur. Die Nachbarn haben früh am Morgen des Vierundzwanzigsten gehört, wie staubgesaugt wurde. Bevor er hier herkam und sich von ein paar Stümpern verhören ließ. Die Festplatte seines PC: leer, alles gelöscht. Die Techniker sind gerade dabei, vielleicht können sie noch etwas wiederherstellen. Noch ein Leckerbissen für Svenhagen. Hast du übrigens seine Tochter gesehen, das ist was für dich, Jorge. Gunnar arbeitet mit ihr zusammen. Eine unglaubliche Frau. Ein bisschen kurzhaarig vielleicht.«
»Ich glaube nicht an Inzucht«, sagte Chavez finster.
»Es geht nicht ums Glauben. Es geht um die Leidenschaft, die alle vernünftigen Prinzipien
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