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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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bevor er sich nach einer Klingel umgeschaut hatte, erklang eine Stimme: »Name und Anliegen.«
    Jan-Olov Hultin räusperte sich und sagte forsch: »Kriminalkommissar Jan-Olov Hultin von der Reichskriminalpolizei. Ich möchte mit Rajko Nedic sprechen.«
    Einen Augenblick lang war es still. Dann glitt die Tür auf, und er trat in ein Gärtnerparadies. Ein Mann im blauen Arbeitsoverall und einer schäbigen Schirmmütze stand an einem selten schönen, prachtvollen Busch und befingerte die Blüten. Überall um ihn herum stand der Boden in vollster Blüte. Hultin, der ja Kraut und Unkraut nicht auseinanderhalten konnte, verspürte einen instinktiven Neid. Er trat zu dem Mann im Arbeitsoverall und sagte: »Ich suche Rajko Nedic.«
    »Eine seltene Pflanze«, sagte der Mann und fuhr fort, die schönen lila Blüten zu befühlen. »Aber andererseits gibt es in diesem Garten alles.«
    Dann zog er den Arbeitshandschuh aus und streckte Hultin die Hand hin. »Rajko Nedic.«
    »Jan-Olov Hultin«, sagte Jan-Olov Hultin und drückte dem Mann überrascht die Hand. Er sah wirklich aus wie ein Gärtner und nicht wie ein führender Drogenboss. Doch wie sehen führende Drogenbosse aus? Vielleicht wie ein leicht zerfurchter, aber durchtrainierter Fünfzigjähriger ohne ein graues Haar, nur mit Blaumann und Schirmmütze.
    »Ich glaube, meine ärmliche Jugend in einem sehr kargen Land zwingt diese ganze Blumenpracht hervor«, sagte Rajko
    Nedic ohne eine Andeutung von Akzent. »Ich stamme aus einem kleinen Gebirgsdorf im östlichen Serbien, wie Sie vielleicht wissen.«
    »Ich wünschte mir, ich hätte eine ähnlich glückliche Hand mit meinem Garten«, sagte Hultin und blickte über die Farbenpracht.
    »Ich muss vielleicht gestehen, dass es nicht allein mit einer glücklichen Hand zu tun hat«, sagte Nedic und streichelte die Blume, die er in der Hand hielt. »Es hat leider auch mit Geld zu tun. Einige von diesen Pflanzen sind Raritäten. Aber diese hier nicht. Meine Lieblingsblume. Dennoch steht sie in fast jedem schwedischen Garten und blüht, wie es sich gehört. Ganz gewöhnliche Akelei. Herrjemine! Als ich sie zum erstenmal sah, glaubte ich, einen Gottesbeweis zu sehen. Schauen Sie sich die Form der Blüte an. Diese vier phantastischen Glocken, die sich um einen gemeinsamen Haltepunkt wölben. Als hätten sie das Zentrum des Universums gefunden.«
    Hultin betrachtete die Akelei. Sie war wirklich einzigartig. »Ein Meisterwerk«, sagte er aufrichtig.
    »Ja. Wahrlich. Nun, Kommissar, was kann ich für Sie tun? Geht es um eine weitere unbegründete Anklageschrift? Ich habe mich wirklich angestrengt zu erklären, dass ich nur ein gewöhnlicher Restaurantinhaber bin. Kneipier.«
    »Ich bin nicht hier, um Sie anzuklagen«, sagte Hultin und riss seinen Blick von der Akelei los.
    »Eher um mein Beileid auszusprechen. Vier so ergebene Mitarbeiter.«
    Rajko Nedics Blick änderte sich nicht. Er blieb der gutmütige Gärtner, der das Ergebnis der Geduld seiner grünen Daumen vorführte. »Ich fürchte, ich verstehe nicht, was Sie meinen«, sagte er.
    »Vukotic in Kumla und die drei Kriegsverbrecher im Gewerbegebiet Sickla. Wirklich traurig.«
    »Nein, jetzt kann ich nicht folgen, Kommissar. Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie reden.«
    »Haben Sie nichts von der Explosion in Kumla und der Sicklaschlacht gehört?«
    »Leider kann ich den Eskapaden der Medien nicht ständig folgen. Ich arbeite ziemlich hart.«
    Ein Handy klingelte irgendwo in seinem Overall. Nedic holte es heraus und antwortete in deutscher Sprache: »Hallo. Ja, ja, guten Tag. Leider können wir uns jetzt nicht sprechen. Ich rufe zurück in etwa zehn Minuten. Ja. Tschüß.«
    »Zehn Minuten?« sagte Jan-Olov Hultin.
    »Eine Schätzung«, sagte Rajko Nedic und zuckte die Schultern. »Vielleicht geht es sogar noch schneller, wenn Sie zur Sache kommen, Kommissar.«
    »Deutsche Kontakte?«
    »Lieferanten. Der größte Teil meiner Arbeitszeit geht für Verhandlungen mit Lieferanten drauf.«
    »Lieferanten?«
    »In diesem Fall von Moselwein, ja. Direktimport. Das ist inzwischen legal, wie Sie wohl wissen.«
    »Dann will ich die mir zugeteilten zehn Minuten effizient nutzen. Diesmal wissen wir mehr als gewöhnlich, und außerdem ist nicht wie sonst die Drogen- und die Finanzpolizei eingeschaltet, sondern Sie werden es mit mir persönlich und meiner Gruppe zu tun haben, Herr Nedic. Es ist eine tüchtige Gruppe. Spezialisten. Wir wissen, dass Ihnen in Sickla ein Aktenkoffer mit Inhalt geraubt

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