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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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als Detective auf der Straße ermittelte, rühmte er sich einer fast hundertprozentigen Aufklärungsquote.
    Ich war verantwortlich für die eine Ausnahme.
    Eine Frau namens Lana Stride war wegen ihrer Beteiligung an der Ermordung eines Psychiaters in der Park Avenue festgenommen worden. Nach Ansicht der Polizei hatte sie den Namen des Therapeuten, der der Ehefrau eines gewissen Brooks Sanders zur Scheidung geraten hatte, in Erfahrung gebracht und an Brooks weitergegeben. Wenn Lana nachgedacht hätte, hätte sie wahrscheinlich wissen können, was Brooks vorhatte. Aber Lana war eine Trinkerin und erinnerte sich nicht daran, was sie getan hatte.
    Sammy Stride, Lanas Bruder, bot mir 2500 Dollar, wenn ich Lana ein Alibi besorgte. Zufälligerweise hatte ich gerade einen nur knapp legalen Auftrag für einen Senator erledigt, den Lana nach eigenen Angaben aus ihrer Zeit als Cocktailkellnerin gekannt hatte. Für den Bonus eines gratis erledigten Jobs bat ich den guten Volksvertreter, zugunsten einer gemeinsamen Bekannten bei der Polizei auszusagen, dass er an dem Nachmittag mit ihr zusammen gewesen sei, an dem sie Brooks laut dessen Aussage von dem Therapeuten und seiner Ehefrau berichtet hatte.
    In 12 341 von 12 342 Fällen sticht ein US -Senator einen geständigen Mörder.
    James Charbon, der die Ermittlungen in dem Fall geleitet hatte, suchte seit sieben Jahren eine Gelegenheit, sich für die Gefälligkeit zu revanchieren. Als er von Carson Kitteridge erfahren hatte, dass ich ein enger Vertrauter von Lanas Bruder war, machte er es sich zum Lebensziel, mich in Ketten zu legen.
    Zum Glück war ich leicht beschwipst und von einem frustrierenden Tag voller halbgarer Hinweise erschöpft, so dass Charbon sich anfühlte wie eine ferne Bedrohung, um die man sich später kümmern konnte.
    Ich drehte mich auf die Seite.
    Der Mord an Wanda Soa war ein Irrtum, jedoch trotz allem ein Profijob. Irgendjemand hatte den Mörder bezahlt. Und zwar nicht Alphonse Rinaldo, da war ich mir ziemlich sicher. Es könnte ein Mann namens Grant gewesen sein, der Shad Tandy gutes Geld bezahlt hatte, aber vielleicht auch nicht. Grant könnte ebenso gut im Auftrag von Rinaldo gehandelt haben. Womöglich hatte er die Adresse besorgt, die man mir genannt hatte.
    Ich schloss die Augen und lag in Unterhemd und Boxershorts wie tot da. Ich dachte an Lizette, die jeden Abend das Haus verließ, um in eine Bar zu gehen, wo es Zigaretten, Männer und Alkohol gab, alles Variablen in einer Gleichung, die sich häufig veränderte und doch immer dieselbe blieb.
    Nach ihrer nächtlichen Sause würde Lizette im Krankenhaus oder einer Ausnüchterungszelle zu sich kommen oder, wenn sie Glück hatte, mit einem Gefühl von Übelkeit in ihrem eigenen Bett aufwachen. Aber wann und wo immer sie die Augen aufschlug, würde Angie da sein, um ihr die Stirn abzutupfen und die Hand zu halten.
    Ich identifizierte mich so intensiv mit dem Gefühl, dass ich die Augen öffnete, um die hermeneutische Verbindung zu unterbrechen.
    Katrina saß auf einem Stuhl, den sie sich neben mein Bett gezogen haben musste, ohne dass ich es gehört hatte. Ich hatte geträumt und nicht gedacht.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Ich hab schlecht geträumt«, sagte ich.
    »Warum schläfst du hier, Leonid?«
    »Ich wollte dich nicht wecken.«
    »Wie fühlst du dich?«
    Ich richtete mich auf und spürte ein ganzes Potpourri körperlicher Symptome: Meine Hände waren heiß, meine Füße kalt, ich hatte nach wie vor Kopfschmerzen, und mein Magen fühlte sich an wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon, der jeden Moment zu platzen drohte.
    »Mir geht es prima«, sagte ich.
    Eine Zeit lang sagte keiner von uns etwas. Ich hörte das Ticken des Klappweckers auf meinem Schreibtisch. Das waren die Sekunden meines Lebens, die im endlosen Unbekannten versickerten.
    »Ich mach mir Sorgen wegen Dimitri«, sagte Katrina. Sie machte sich über viele Dinge Sorgen, doch unser vergrübelter Sohn war immer die größte.
    »Wegen Twill nicht?«, fragte ich.
    »Reiz mich nicht, Leonid.«
    »Twill ist derjenige, der die Gefahr auf sich nimmt, wieder im Gefängnis zu landen, nur um bei seinem Bruder zu sein«, sagte ich. »Er ist derjenige, der ein Risiko eingeht.«
    »Dimitri ist dein Sohn.« So nahe war sie einem Geständnis, dass Twill und Shelly Sprösslinge anderer Männer waren, nie gekommen.
    »Ich muss mich hinlegen.«
    »Ich rufe die Polizei an.«
    »Und was willst du denen erzählen?«
    »Dass unser Sohn vermisst

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