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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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nicht an, Mann«, verfiel ich in den Dialekt, den er bei meiner Hautfarbe erwartet hatte.
    Klott verengte die Augen, wich jedoch nicht von der Stelle.
    »Sind Sie hier fertig?«, fragte er.
    »Ich muss nur noch den Herd überprüfen, dann bin ich durch.«
    »Das haben Sie nicht als Erstes getan?«
    »Ich spar mir das Naheliegende immer bis zum Schluss auf.«
    Ich zog den Herd ein Stück von der Wand ab und tat etwa acht Minuten so, als würde ich die Leitungen überprüfen. Danach schob ich das Teil wieder an seinen Platz und machte die Zündflammen wieder an.
    »Das wär’s«, sagte ich.
    »Ich ruf Ihre Vorgesetzte an«, erwiderte Klott.
    »Und was wollen Sie ihr erzählen?«
    »Dass Sie hier eingebrochen sind.«
    »Das Schloss ist nicht aufgebrochen, und ich habe nichts mitgenommen«, argumentierte ich. »Meine Chefin wird Ihnen sagen, dass Sie die Bullen anrufen sollen, und die werden Beweise verlangen. Sie haben aber keine Beweise, und wenn Sie dann das nächste Mal anrufen, kommt die Polizei gar nicht erst.«
    Ein Schauder erfasste Mr. Klott. Er lebte schon so lange in seinem kleinen Immobilien-Lehen, dass er ernsthaft glaubte, er sei der König des Berges.
    »War nett, mit Ihnen zu tun zu haben«, sagte ich lächelnd.
    Damit nahm ich meine rote Werkzeugkiste voller Generalschlüssel und Briefe und ging die Treppe hinunter.

27
    In meinem Büro traf ich Mardi bei der Lektüre der Akten an, die ich über meine ehrlichen Fälle führte. Sie blickte auf und schenkte mir ihre sanfte Interpretation eines Lächelns.
    »Hi, Mr. McGill.«
    »Mardi. Wie geht’s?«
    »Ich habe Ihre Akten gelesen.«
    »Und?«
    »Ich dachte, das Leben eines Privatdetektivs wäre romantisch oder wenigstens aufregend«, sagte sie.
    »Wohl kaum.«
    »Das sehe ich. In diesem Fall haben Sie fast zwei Wochen lang vor dem Haus einer Frau gehockt, und am Ende ist gar nichts passiert, schreiben Sie.«
    »Thomas Lavender«, erinnerte ich mich. »Er hatte einen Job in Boston angenommen und war sicher, dass seine Frau einen Liebhaber empfing, sobald er weg war. Mit seinem Einverständnis habe ich die Telefonanlage angezapft, Mikros in Wohn- und Schlafzimmer, in der Küche und sogar im Bad installiert. Dann habe ich achtzehn Stunden am Tag vor dem Haus gesessen. Sie hat nicht mal unter der Dusche gesungen.«
    Mardi kicherte, weil sie einen Witz hörte, den ich vielleicht gar nicht gemacht hatte.
    »Ein paar Monate später hat sie auf der Suche nach ein paar Dollar meine Karte in Toms Brieftasche gefunden. Sie rief mich an und fragte, wozu ihr Mann einen Privatdetektiv brauchte.«
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte Mardi.
    »Ich habe ihr erklärt, dass ich weder von ihrem Mann noch von ihr je gehört hätte. Sie wollte wissen, woher er meine Karte hatte, wenn ich ihn nicht kannte. Ich fragte sie, ob auf der Karte irgendwas notiert sei. Sie sagte, ja, auf der Rückseite stünde eine Telefonnummer. Ich erklärte ihr, dass wahrscheinlich irgendjemand meine Karte benutzt hatte, um etwas aufzuschreiben, das komme ständig vor.«
    »Woher wussten Sie, dass auf der Rückseite eine Nummer stand?«, fragte Mardi, deutlich interessierter an der Geschichte als an der Akte.
    »Ich kritzele immer irgendeine Nummer auf die Rückseite meiner Visitenkarte, wenn ich sie einem Ehepartner gebe, der mit dem Objekt meiner Ermittlung unter einem Dach wohnt. Ich habe ihn gefragt, was er gerne macht, und er sagte, er würde viel ins Museum gehen, also habe ich die Auskunft der Frick Collection genommen. Aber es hat nicht funktioniert.«
    »Wieso nicht?«, fragte meine scharfsinnige Empfangssekretärin.
    »Eine Woche später rief Thomas mich an. Er wollte wissen, was ich seiner Frau erzählt hatte – sie hieß Laurel. Ich berichtete ihm von dem Anruf, und er sagte, sie müsse das Ganze irgendwie rausgekriegt haben. Sie habe ihm erklärt, dass sie nicht mit einem Mann zusammenleben konnte, der auch nur in Erwägung zog, sie von einem Detektiv beschatten zu lassen.«
    »Sie haben sich getrennt?«
    Einen Moment lang dachte ich an die langen Tage, für die Lavender mehr als fünftausend Dollar ausgegebenhatte. Drei Mal hatte ich beobachtet, wie sie zufällig ihren Nachbarn traf, einen Mr. Clinton Brown. An der Art, wie sie miteinander sprachen, erkannte ich, dass beide eine unterschwellige Leidenschaft füreinander empfanden. Aber sie gingen diesen Gefühlen in keiner Weise nach. Dessen war ich mir sicher. Lavender hatte mich engagiert, damit ich ihm sagte, dass seine Frau ihn

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