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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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die Korridore wie diesen betreten hatten und nie wieder gesehen wurden.
    Und ich wusste, dass ich nichts Besonderes war.
    Ich konnte sterben wie jeder andere auch.
    Carson führte mich zum Ende des Flurs, bog links ab und ging weiter bis zum nächsten Abzweig. Die ganze Zeit über kamen wir an keiner einzigen Tür vorbei.
    »Da wären wir«, sagte der Detective, als wir ein weiteres Mal abgebogen waren.
    Wir standen vor einer glänzend gelben Tür, für die Carson einen Schlüssel aus der Tasche zog.
    Es war ein kleines Büro, das nach Schimmel und abgestandenem Zigarettenqualm roch. Der Schreibtisch wie auch die Stühle davor und dahinter waren aus grünem Stahl. Das Licht war sehr hell, die Luft warm und feucht wie die Hitze, die ein nasser Hund ausstrahlte.
    »Setzen Sie sich«, sagte Carson.
    Er nahm auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch Platz.
    Als wir beide saßen, wenn auch nicht unbedingt bequem, zündete Kitteridge sich eine Zigarette an.
    Ich lächelte erst und grinste dann. Zu einem Lachen fehlte nicht mehr viel.
    »Was ist so komisch?«, fragte er.
    »Sie haben sich die ganze Mühe gemacht, ein Büro hier unten im Keller zu kriegen, nur damit Sie bei der Arbeit rauchen können.«
    Carson Kitteridge wollte nicht, doch er musste lächeln.
    »Manche Leute sind einfach cleverer, als gut für sie ist«, sagte er, sein Grinsen unterdrückend.
    »Aber ich doch nicht, Mann. Ich erkenn bloß eine verwandte Seele.«
    »Wir haben rein gar nichts gemeinsam, Mr. McGill.«
    »Wenn dem so wäre, würde ich jetzt nicht hier sitzen, oder?«
    »Warum sind Sie hier?«
    »Haben nicht Sie mich angerufen? Meinen Anrufdienst und mein Büro?«
    »Wer ist das Mädchen, das in Ihrem Büro abgenommen hat?«
    »Meine neue Empfangssekretärin.«
    »Solange wir uns kennen, hatten Sie noch nie eine Angestellte, LT .«
    »Es ist Mardi Bitterman.«
    Das ließ ihn kurz stutzen.
    Ich hatte Kitteridge auf eine Website hingewiesen, die Bug Bateman und ich erstellt hatten, sie enthielt pornografische Fotos, die Leslie Bitterman von sich und seiner Tochter – Mardi – gemacht hatte.
    Die Festnahme hatte Kitteridge eine Belobigung eingebracht.
    »Ich dachte, Ihr Sohn wäre zufällig auf diese Website gestoßen.«
    »Es ist heiß hier unten. Was wollen Sie von mir?«
    »Also gut«, sagte der kleine Bulle. »Wenn Sie den harten Mann markieren wollen, meinetwegen. Was wissen Sie über diese Morde?«
    »Ich dachte, das wäre Bonillas Fall.«
    »Die Morde gehören ihr, aber Ihr Arsch gehört mir.«
    »Ich schätze, mein Arsch ist breit genug für alle.«
    »Was haben Sie dort gemacht?«, fragte Kitteridge.
    »Das habe ich Detective Bonilla schon erzählt.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Wenn es rein zufällig gewesen wäre, dann wären Sie jetzt nicht hier.«
    »Captain James Charbon«, sagte ich langsam und deutlich.
    Wieder wurde die Aggression des Detective im Ansatz erstickt.
    Er kannte den guten Captain. Der Grund, warum Kitteridge keine Streifen am Ärmel hatte, hieß James Charbon.
    Carson Kitteridge hatte einmal einen Partner – Randolph Peel. Randy war korrupt. Er kassierte Schmiergelder in bar und Gefälligkeiten von allen möglichen großen und kleinen Verbrechern. Und man musste zwei Dinge über Carson wissen: Erstens war er das, was ich einen Extra-Logiker nenne; er gehörte einer Sorte Mensch an, die jenseits der stofflichen Welt in eine Dimension reiner Logik blicken konnten, wo sie Dinge wahrnahmen, die der normale Homo sapiens nicht erkennen konnte. Und zweitens war Carson so ehrlich, wie der Tag am 22. Juni hundert Meilen nördlich von Stockholm lang ist.
    Carson war also dazu verurteilt herauszufinden, was Peel trieb, und war folglich auch verpflichtet, ihn anzuzeigen.
    Das war alles schön und gut. Das Problem war nur, dass Peel James Charbons Schwager war. Deshalb bedeutete Randys Sturz, dass Carson keine ernst zu nehmende Beförderung mehr erwarten durfte, solange Charbon aufrecht gehen konnte.
    Kitteridge atmete tief ein und lehnte sich zurück.
    »Wollen Sie mich verarschen, LT ?«
    »Er hat Lieutenant Bonilla gesagt, dass er täglich einen Bericht über meine Verstrickung in den Fall erwartet. Sie hat es mir erzählt, weil sie dachte, dass mir das Feuer unterm Arsch machen würde. Und recht hatte sie. Deswegen bin ich hier.«
    Carson nickte. Mehr brauchte er nicht zu tun. Das Gesetz und seine Erwartungen waren für den Moment suspendiert.
    »Ich weiß nicht, wer der Killer war, und Wanda Soa habe ich

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