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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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waren hinter meinem Sohn her. Ich musste mich zurückhalten, sie nicht gleich hier und jetzt anzugreifen.
    Hybris.
    Gustav lächelte.
    »Beruhigen Sie sich, Mr. Tooms«, sagte er. »Sie sind nicht unser Feind. Es war Irrtum. Meine Männer haben Fehler gemacht. Zwei Fehler, so wie ihre Gesichter aussehen. Mögen Sie Mädchen, Mr. Tooms?«
    Ich sagte nichts und tat so, als hätte ich die Frage nicht verstanden.
    »Joe«, sagte Gustav zu dem Bühnenschwarm. »Hol Diamond.«
    Joe öffnete eine Tür hinter sich. Ich bewegte meinen Daumen so, dass die Pistole notfalls blitzschnell in meiner Hand lag.
    Ich drehte mich ganz langsam nach links. Gustav würde als Erster sterben oder vielleicht auch Joe. Bruno wäre wahrscheinlich der Letzte. Ich selbst würde zumindest getroffen werden, aber das musste ja nicht tödlich sein.
    Als Joe in den Raum zurückkam, war er in Begleitung eines weißen Mädchens von nicht einmal zwanzig Jahren. Sie war vollkommen nackt und verfügte über alle so genannten weiblichen Reize, doch in ihrem Gesicht konnte ich noch die Spuren der Pubertät erkennen.
    »Das ist Diamond. Sie könnten mit ihr auf ein Zimmer gehen, oder sie kann Sie auch irgendwohin begleiten«, sagte Gustav. »Sie muss nur um zwei zurück sein. Das biete ich Ihnen als Entschuldigung an.«
    Diamond drehte sich ungefragt einmal langsam um die eigene Achse, damit ich ihre Schönheit ausführlicher bewundern konnte. Der einzige Makel war ein hässlicher Bluterguss auf der linken Pobacke.
    »Nein danke«, sagte ich.
    »Sie wollen Jungen?«, fragte der Boss.
    »Nein«, sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Nein. Ich hab mein eigenes Mädchen. Ich will nur sicher sein, dass Sie mich in Ruhe lassen, wenn ich sie besuche.«
    »Zwischen uns gibt es nichts zu klären, Mr. Tooms.«
    »Denn wenn ich das nächste Mal einen von Ihren Männern sehe, bleibt es nicht bei ein paar ausgeschlagenen Zähnen.«

31
    Ich ging acht Blocks nach Norden und ein Stück nach Westen zu einer der raren öffentlichen Telefonzellen am St. Mark’s Place. Dort wählte ich eine Nummer, die ich eigentlich gar nicht kennen sollte.
    »Hallo«, sagte er nach dem zweiten Klingeln.
    »Was ist das für ein Scheiß mit russischen Gangstern, Twill?«
    »Pops?«
    »Antworte mir.«
    »Woher hast du diese Nummer?«
    Vor neun Monaten hatte Twill einen Freund dazu gebracht, ein Prepaid-Handy mit der Vorwahl von Utah zu kaufen. Das war seine Geheim nummer. Das einzige Problem mit dem Geheimnis war, dass Bug Bateman mir im Internet eine Schattenidentität geschaffen hatte, die mir ermöglichte, die gesamte E -Mail-Korrespondenz meines Sohnes mitzulesen – ohne sein Wissen. In einer dieser E -Mails hatte er die geheime Nummer weitergegeben.
    »Ich bin Detektiv, Junge«, sagte ich. »Es ist mein Job, Dinge zu wissen. Und jetzt erzähl mir von diesem Gustav.«
    »Ähm …«
    Ich musste lächeln. Es gelang mir tatsächlich nur äußerst selten, meinen Sohn derart auf dem falschen Fuß zu erwischen, dass es ihm die Sprache verschlug.
    »Okay, Dad«, sagte er dann. »Bulldog hat sich in einMädchen namens Tatjana verknallt, und die war an diesen Typen gebunden. Sie ist Russin – oder so. Aber was Gustav betrifft, liegst du falsch – er ist Rumäne. Tatjana sagt, sie hätte alles gemacht, was Gustav verlangt hat, aber er steht irgendwie auf sie und will sie nicht gehen lassen. Also ist D mit ihr abgehauen, doch dann ist ihm das Ganze über den Kopf gewachsen, und er hat mich angerufen.«
    »Ich dachte, wir hätten verabredet, dass du zu mir kommst, wenn es ernsthaften Ärger gibt«, sagte ich.
    »Ja, wenn ich Ärger kriege, Pops. Aber das war ja D ’s Schlamassel. Du kennst doch Dimitri, Dad. Wenn ich dich angerufen hätte, hätte er vielleicht irgendeine Dummheit gemacht.«
    »Wo bist du?«
    »In der Bronx.«
    »In dieser Spielhalle?«, tischte ich Twill ein weiteres Geheimnis auf, damit er beunruhigt war.
    »Davon weißt du auch?«
    »Wir müssen uns treffen, Twill. Und deine Mutter muss Dimitri sehen. Sie ist daran gewöhnt, dass du dich in der Gegend herumtreibst, aber mit D hat sie so was noch nie erlebt.«
    » D ist mit Tatjana bei einem Freund von mir im Norden untergekommen. Ich ruf ihn an, aber wahrscheinlich kriegt er meine Nachricht erst heute Abend.«
    »Dann du«, sagte ich.
    »Wir sehen uns um vier im Takahashi’s, Pops. Ehrenwort.«
     
    Amerikaner glauben an gerade Linien. Sie denken, man müsse nur in die Welt hinausgehen und seinen Job erledigen, Schritt

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