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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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erführe, dass ich Informationen über Mieter weitergegeben habe.«
    »Ich möchte Ihnen in keinster Weise Ärger bereiten, Mr. Nichols. Ich versuche nur, meinen Job zu machen. Eine junge Frau ist verschwunden, und offenbar will niemand helfen. Wenn also jemand Miss Lears Miete bezahlt, vielleicht ein Verwandter, könnte ich der armen Miss Winetraub zumindest etwas berichten.«
    »Ich kann Ihnen wirklich nicht weiterhelfen, Mr. Trotter. Das Geld, zwei Drittel ihrer Miete, wurde von einer Bank in Delaware überwiesen. Man hat uns gebeten, ihr diese Information vorzuenthalten. Der Anruf kam, kurz nachdem sie sich die Wohnung angeguckt hatte. Wir wurden aufgefordert, ihr nur den Teil der Miete zu nennen, den sie selbst bezahlen sollte. Ich erzähle Ihnen das nur, weil ich schon zu viel gesagt habe. Ich hoffe, Sie behandeln das vertraulich.«
    »Ich arbeite für Miss Winetraub«, sagte ich. »Und Sie möchte lediglich, dass ich mich vergewissere, dass Miss Lear nicht in Schwierigkeiten steckt. Es ist mir egal, wer die Miete bezahlt, wenn mich das nicht zu der gewünschten Information führt.«
    »Da war noch eine Sache«, sagte der nervöse kleine Mann.
    »Ja?«
    »Vor ein paar Wochen erhielten wir einen Anruf von Mr. Klott, der uns berichtete, dass es vor dem Haus einen Zwischenfall gegeben hatte. Offenbar haben zwei Männer Miss Lear belästigt. Das hatte ich ganz vergessen, weil im Grunde ja auch nichts passiert ist.«
    »Sie haben versucht, sie anzumachen?«, bemühte ich mich, so beschränkt und schlicht wie nur möglich zu klingen.
    »Nein. Jedenfalls glaube ich das nicht. Zwei große kräftige Männer in Anzügen haben versucht, sie zu einem Wagen zu zerren.«
    »Was ist passiert?«
    »Ein Stück die Straße hinunter gibt es ein Gebäude, in dem einige, ähm, langhaarige Männer mit Tätowierungen Autos reparieren oder so.« Der Gedanke an diese Männer schien Nichols zu erregen. Ich war mir sicher, er könnte auch ihren Schweißgeruch beschreiben. »Sie haben Miss Lear gerettet und … die Angreifer in die Flucht geschlagen.«
    »Das klingt vielversprechend«, sagte ich.
    »Ja. Es ist das dritte Gebäude neben unserem.«
    »Sie wissen offensichtlich eine Menge über das Haus, Mr. Nichols. Kennen Sie alle Plenty-Immobilien so gut?«
    »Der alte Mr. Planter besaß etliche Objekte«, sagte Mr. Nichols wehmütig. »Sein Sohn hat fast alles verkauft. Jetzt sind wir … bin ich … vor allem als Makler für Vermietungen und Verkäufe im West Village tätig. Aber ich schaue mir die drei Häuser, die wir noch besitzen, mindestens einmal im Monat an.«
    Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit seiner blauweißen Krawatte.
    »Fällt Ihnen noch irgendwas ein, Mr. Nichols?«
    »Nein.«
    »Zu der Überweisung der Bank aus Delaware gibt es keinen Namen?«
    »Nein.«
    »Vielleicht wenn ich mit Jeff sprechen würde«, schlug ich vor.
    »Die Überweisung wurde elektronisch getätigt, und eingeleitet wurde alles telefonisch – über mich. Jeffy … Mr. Planter verbringt nicht viel Zeit im Büro, wenn er in New York ist. Es war eine Frauenstimme, aber ich bin mir sicher, dass es nicht ihr Geld war.«
    »Wie viel zahlt Miss Lear?«
    Nichols zögerte. »Sechshundert«, sagte er dann, »aber das dürfen sie keinem erzählen.«
    »War sie nicht überrascht, dass die Miete so niedrig war?«
    »Nein«, sagte der ältere Herr und zog eine Grimasse. »Sie hat möglicherweise sogar noch versucht, mich runterzuhandeln. Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Aber als ich nicht nachgegeben habe, hat sie die Miete akzeptiert und einen Vertrag über fünf Jahre unterschrieben.«
    »Fünf Jahre?«
    »Die Bank wollte es so. Sie hat ihren kompletten Mietanteil im Voraus bezahlt. Es war ein guter Deal. An dem Haus waren sowieso Renovierungsarbeiten fällig, so dass das Ganze auch noch steuerlich abzugsfähig war.«
    Nichols wirkte sehr nervös. Ich bekam den Eindruck,dass er es nicht gewohnt war, Besuch zu empfangen, und wirklich nicht wusste, wie man sich unterhielt, ohne zu viel preiszugeben.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte ich. »Ich bin nicht hier, um Ihnen Ärger zu machen. Ich rede mit den Hippies. Die können mir bestimmt irgendwas erzählen.«
    »Ja. Ja, ganz bestimmt.« Besonders zuversichtlich klang er allerdings nicht.

32
    Drei Grundstücke neben Angelique Lears Wohnhaus stand ein dreistöckiges ehemaliges Einfamilienhaus, das in Apartments umgewandelt worden war, die mittlerweile an eine Gruppe von Männern vermietet waren, die

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