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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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linken Knöchel schnallen und üben, den Mechanismus des Unterarmholsters auszulösen, in dem der spezialangefertigte, vierschüssige Revolver steckte.
    In jener Nacht schlief ich nicht. Das Stimmengewirr in meinem Kopf war zu laut. In einer Ecke gab Twill seinem unschuldigen Bruder kriminelle Ratschläge, während hinter einer geschlossenen Tür Angelique schluchzte. Irgendwo schmiedete Gordo Pläne, mich für einen großen Kampf vorzubereiten – einen Kampf, den ich garantiert verlieren würde. Ron Sharkey hämmerte unter mir gegen die Decke und verlangte zwanzig Dollar für einen Schuss. Und ich war die Spinne, die in ihrer dunklen Ecke hing – und wartete.
     
    Als um 6.37 die Sonne aufging, zog ich einen blauen Anzug an, der endlich aus der Reinigung zurück war. Dannging ich zu Fuß ins Büro und hoffte, nicht auf Aura zu treffen, die George Toller mit der Zunge die Backenzähne polierte.
    Ich schaffte es ohne gebrochenes Herz bis an meinen Schreibtisch.
    Ich hatte einen Job zu erledigen und ein Leben zu leben, und auch wenn das mehr war, als ich bewältigen konnte, gab es an jenem Morgen um 8.39 nichts, was ich hätte erreichen können.
    Also ging ich online und las über den Weltkrieg, den mein Vater prophezeit hatte.
    Es war Mitte November 2008. In afrikanischen Gewässern kaperten Piraten ungestraft Schiffe, Terroristen schlugen Löcher in die indische Sicherheit, China war auf dem Weg in eine Wirtschaftskrise, weil Amerikaner Angst hatten, zu Weihnachten billige Waren zu kaufen, und die reichste Nation in der Geschichte der Welt diskutierte über Haushaltsdisziplin.
    Kurz vor neun summte die Klingel an meiner Außentür. Auf den vier Monitoren in meiner Schreibtischschublade sah ich Aura, ihr afrikanisch-europäisches Gesicht von vorne, von hinten und von beiden Seiten. Sie trug ein weißes Kostüm, das sich alle Mühe gab, ihre natürliche Hautfarbe zu unterstreichen. Mit großen Augen blickte sie in die Kamera, von der sie wusste, dass sie da war.
    Sie klingelte noch einmal, doch ich konnte keinen Nutzen darin erkennen, ihr zu öffnen.
    Sie hatte die Schlüssel und kannte die Kombination für die innere Tür, aber die wollte sie nicht benutzen.
    Ich schob die Schublade zu, nahm den Hörer meines Bürotelefons ab und wählte eine Nummer.
    Nach dem siebzehnten Klingeln nahm er ab.
    »Wer ist da, verdammt noch mal?«, brüllte Luke Nye mir ins Ohr.
    »Hab ich dich geweckt, Luke?«
    »Oh, hey, LT . Was gibt’s, Mann?«
    Der Billardhallen-Gauner war keineswegs eingeschüchtert. Wir hatten lediglich ein Einverständnis, wie Soldaten desselben Regiments, die auf fremdem Terrain für das Gute kämpfen. Wir waren Tag und Nacht in Bereitschaft, und es war sinnlos, daraus eine große Sache zu machen.
    So ist das Leben eines Berufsverbrechers – man lebt dauerhaft hinter den feindlichen Linien, man ist immer im Krieg. Und obwohl ich mir alle Mühe gab, ehrlich zu werden, konnte ich das jahrelange Training nicht einfach ausradieren.
    »Ein Typ namens Gustav, operiert aus einer Billard-Halle in der Houston …«
    »Shandley’s«, sagte Luke, ehe ich den Namen nennen konnte. »Tut so, als wäre er ein russischer Gangster, dabei stammt er aus Rumänien. Hat aber ein paar Russen, die für ihn arbeiten. Angeblich hat er den größten Schwanz im Großraum New York. Das weiß ich nicht mit Sicherheit, ich wollt’s nur erwähnen.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er nutzt den Billardsalon als eine Art Büro. Ein paar asiatische Kids spielen dort, um ihre Fertigkeiten zu trainieren, aber die eigentliche Action geht ein paar Blocks weiter östlich ab, wo er ein Lagerhaus voll mit ausländischen Damen unterhält, die nur darauf warten, einem gefällig zu sein.«
    »Ein Zuhälter?«
    »Ein Mädchenhändler. Bringt sie aus der ganzen Welt hierher und verspricht ihnen Freiheit, hunderttausende von Dollars und legale Papiere, wenn sie eine Million auf dem Rücken verdient haben – oder so. Einige schaffen es sogar, aber Kleidung und Drogen gibt es auf Kredit, und er kassiert Zinsen. Die meisten Damen arbeiten, bis er sie an irgendwelche Gangster mit noch schlechterem Ruf verkauft.«
    »Gefährlich?«
    »Clever. Er weiß, dass es keine Cowboys mehr gibt. Gibt sich Mühe, dass alles schön regelmäßig und gewaltfrei läuft, solange sich niemand an seiner Ware vergreift. Aber er ist durchaus bereit, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um seine Offshore-Konten zu schützen … Hast du ein Problem mit Gutsy?«
    »Könnte man

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