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Falscher Ort, falsche Zeit

Falscher Ort, falsche Zeit

Titel: Falscher Ort, falsche Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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hervorragte. Das Braun seiner Haut hatte einen Grünstich, und sein Schädel war kahl rasiert.
    Luke Nye war der Traum eines Trickfilmzeichners von einem Nebenzweig der menschlichen Evolution.
    »Hey, Luke«, sagte ich.
    Wir schüttelten die Hände und klopften uns auf die Schultern.
    »Muss ja was Wichtiges sein, wenn du den weiten Weg bis in die Bronx auf dich nimmst«, sagte er.
    Ich gab ihm das Fax von Randolph Peel.
    Luke nahm das dünne graue Blatt, warf einen Blick auf das Bild und gab es mir zurück.
    Mehr Zeit brauchte er nicht.
    Auf dem Terrain von New York und wahrscheinlich auch überall sonst auf der Welt offenbart sich das Verbrechen in verschiedenen Erscheinungsformen. Viele Gruppen hatten straff organisierte kriminelle Systeme: Russen und Italiener, Iren und Chinesen hatten ihre Mafias, Banden und Tongs, die man als hoch entwickelte Organismen bezeichnen könnte, so wie Tiger oder Fliegen. Solche Gruppen gab es auch in der afroamerikanischen Community, Gangs und Blutsbrüderschaften, die einer zentralen Figur oder einem Ideal ergeben waren. Aber in der schwarzen Gemeinde tummelte sich auch eine beeindruckende Zahl von Ein-Mann-Unternehmen und Selfmade-Gaunern, die überall ein bisschen mitmischten. Einer von ihnen war Luke Nye.
    Er war ein geborener Anführer und talentierter Billardspieler. Er war tough, clever und unabhängig. Er nahm keine Befehle entgegen und erwartete umgekehrt auch nicht, dass man vor ihm einen Diener machte. Er hatte ein paar Mal gesessen, ein oder zwei Leute ermordet, es mit Prostitution, organisiertem Glücksspiel, bewaffnetem Bankraub und sogar Falschgeld versucht, bevor er sich in seiner Pool-Halle niedergelassen hatte, wo er davon lebte, um hohe Einsätze zu spielen und Informationen zu streuen.
    Für tausend Dollar könnte Luke wahrscheinlich jede Frage beantworten, die man hatte. Er pflegte freundschaftlichen Umgang mit üblen Gestalten von seinemViertel bis runter zur Wall Street. Informationen stiegen auf wie Kalkstaub, wenn die Leute in seinem kleinen Salon spielten, und manchmal verkaufte er, was er wusste.
    »Bist du sicher, dass du das haben willst, LT ?«, fragte er.
    »Das kann ich nur beantworten, wenn du mir seinen Namen sagst.«
    »Es geht nicht um den Namen«, erwiderte er lächelnd, »sondern darum, was dieser Name macht und für wen.«
    »Heißt das, ich muss dreitausend Dollar bezahlen?«
    »Nee, Mann. Du kriegst das alles, wenn du willst.«
    Ich nickte.
    »In Flatbush ist er unter dem Namen Sam Bennett bekannt«, sagte Luke. »Aber eigentlich heißt er Adolph Pressman, geboren in Jamaika als Sohn einer jamaikanischen Mutter und eines deutschen Vaters. Soweit ich weiß, hat er noch immer die jamaikanische Staatsbürgerschaft. Er ist das, was dein Freund Hush vielleicht einen Profikiller aus der zweiten Reihe nennen würde. Ich hab ihn einmal getroffen, als er für einen Mann namens Pinky als Leibwächter gearbeitet hat.«
    »Und wo finde ich diesen Pinky?«
    »Er ist seit drei Jahren tot. Jedenfalls hat ihn so lange keiner mehr gesehen.«
    »Ist dieser Pressman ein Freelancer?«
    »Nein, er arbeitet für irgendeine Gruppe. Für wen genau, weiß ich auch nicht. Aber dass ich sie nicht kenne, heißt nicht, dass die nicht rauskriegen können, wer du bist.«
    Ich zog zweitausend von Alphonse Rinaldos Dollaraus der Tasche und legte sie auf Lukes Tisch. Tausend für Pressman und die anderen Tausend für unser Gespräch über Gustav, den Zuhälter.
    »Noch eine Sache«, sagte ich.
    Lukes Amphibienaugen glimmten auf.
    »Ein Kredithai namens Joe Fleming.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Würde er mit automatischen Waffen handeln?«
    »Vielleicht wenn die Russen an der Ostküste landen oder der Außenminister ihn persönlich darum bittet. Dann vielleicht. Aber ansonsten hält sich der alte Joe strikt an Kleinkram. Er ist nervös wie ein junges Reh, und Waffen haben halt die Angewohnheit loszugehen.«
    Ich legte einen weiteren Packen Geld auf den Tisch und fragte mich, ob ich diese Rate selbst übernehmen oder mich von Rinaldo einladen lassen sollte.
     
    Ich wartete, bis ich wieder in meinem Büro war, bevor ich irgendjemanden anrief.
    Es war erst kurz nach neun, und die Sonne war schon seit Stunden untergegangen. Ich blickte durchs Fenster auf die leuchtende Fackel der Freiheitsstatue vor dem Hintergrund des dunklen Hudson und wählte eine Nummer.
    »Hallo, Mr. McGill«, meldete sich der junge Mann.
    »Tiny.«
    »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er.
    Diese

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