Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver

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den Fotos zu sehen als alle anderen. Sie hatte rotes, gelocktes Haar und eine auffallend helle Haut. Ich hätte schwören können, dass ich sie schon einmal irgendwo gesehen hatte, doch Rektor Eikmeier kannte sie nicht, womit feststand, dass sie eine andere Schule besuchte.
    Wie Alicia angekündigt hatte, fanden wir eine Elizabeth-Arden-Parfumschachtel im obersten Regal. Olivia zog eine Kamera heraus und fotografierte sie, ehe sie Handschuhe überstreifte und sie herausnahm, sorgsam darauf bedacht, sie möglichst nur an den Ecken zu berühren, um keine Spuren zu verwischen.
    » Da ist etwas drin « , stellte sie fest und kippte die Schachtel behutsam zur Seite. » Mach bitte ein paar Fotos, Ash. «
    Ich griff nach der Kamera und begann zu knipsen, während Olivia den Deckel abnahm. Eine Plastiktüte mit kleinen, hartkäseartigen Klumpen und ein Glasröhrchen mit einer kleinen Ausbuchtung am einen Ende lagen darin. Ich hatte nie bei der Drogenfahndung gearbeitet, aber es lag auf der Hand, dass es sich um eine unbenutzte Crackpfeife und Stoff im Wert von etwa zehn Dollar handelte. Ich fotografierte beides.
    » Was ist das? « , fragte Rektor Eikmeier. » Sind das Drogen? «
    » Kann sein « , antwortete Olivia, gab den Deckel wieder auf die Schachtel und schob sie in eine verschließbare Tüte, ehe sie das Formular ausfüllte. » Ich bezeichne es als weiße körnige Substanz und eine Glaspfeife. «
    Bei etwa der Hälfte aller Fälle, in denen ich als Detective ermittelt hatte, waren Drogen im Spiel gewesen, und eines wusste ich genau: Hier stimmte etwas nicht. Menschen, die regelmäßig Drogen konsumieren, lassen ihre Vorräte nicht derartig offen herumliegen. Rachel war nicht dumm gewesen– sie hätte ihre Sachen besser versteckt.
    » Würden Sie uns bitte einen Moment allein lassen, Mr.Eikmeier? « , bat ich.
    Er sah auf seine Uhr. » Aber nur eine Minute. Die Stunde ist gleich vorbei, und die Schüler kommen aus den Klassenzimmern. « Er wandte sich ab und ging davon.
    Ich durchsuchte den Spind von oben bis unten, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, was hier nicht hingehörte. Als ich mich hinhockte, um einen Blick auf die Schulbücher im untersten Regal zu werfen, fiel der Groschen: Wir hatten ein Problem. Olivia sah mich erwartungsvoll an.
    » Hier liegen zwei Mathematikbücher « , sagte ich. » Elementare Trigonometrie und Analysis II . «
    Olivia zuckte die Achseln. » Vielleicht hat sie letztes Schuljahr Trigonometrie belegt und in diesem Analysis. «
    Ich erhob mich kopfschüttelnd. » Du bist nicht hier auf die Highschool gegangen. In Indiana müssen die Schüler ihre Lehrbücher am Ende des Schuljahrs zurückgeben. Das heißt, Rachel war nicht die Einzige, die diesen Spind benutzt hat. «
    » Wir überprüfen die Schachtel und die Pfeife auf Fingerabdrücke, dann wissen wir Genaueres « , sagte Olivia. » Wenn sie nicht zu Rachels passen, sehen wir weiter. « Sie streifte die Latexhandschuhe ab.
    » Hast du schon die Ergebnisse der Autopsie vorliegen? « , fragte ich.
    Olivia kniff fragend die Augen zusammen. » Nur die vorläufigen, aber keine toxikologische Untersuchung, falls du das meinst. «
    Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht.
    » Nein, das habe ich nicht gemeint. Aber hat der Leichenbeschauer etwas über ihre Finger gesagt? «
    » Nein, ich glaube nicht « , antwortete Olivia abwesend.
    Das hatte ich hören wollen.
    » Hätte Rachel regelmäßig Crack geraucht, hätte sie Spuren von Versengungen oder Schwielen an den Fingerspitzen gehabt. Das wäre dem Leichenbeschauer aufgefallen. Hier stimmt etwas nicht, das weißt du genauso gut wie ich. Wenn Rachel Drogen in ihrem Spind versteckt hätte, hätten die Hunde sie auf Anhieb gefunden. Außerdem bräuchte der Rektor noch nicht einmal einen hinreichenden Verdacht, um ihren Spind durchsuchen zu lassen und sie von der Schule zu werfen. Nur ein Vollidiot würde Drogen im Spind verstecken. «
    Wieder nickte Olivia nachdenklich.
    » Du glaubst also, das Ganze ist inszeniert? « , fragte sie.
    Ich lehnte mich gegen den Spind und schüttelte den Kopf. » Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Sache stinkt. «
    » Wir werden es schon herausfinden « , sagte sie. In diesem Moment läutete die Schulglocke, und Wogen von Schülern schwappten aus den Klassenzimmern auf die Flure. Olivia beugte sich vor, so dicht, dass ich glaubte, sie wolle mich küssen. » Wir nehmen uns Alicia noch einmal auf dem Revier vor. Mal sehen, was sie zu sagen hat. Aber jetzt