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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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gewöhnlich, und warf einen Blick auf Masons Akte. Er hatte so viele Stellen mit Leuchtstift markiert, dass die Akte eher wie ein Malbuch aussah.
    » Bei dem Fall ging es um einen angetrunkenen Patienten, der in die Notaufnahme kam « , begann ich und blätterte erneut. » Der Patient litt unter Magenschmerzen, soweit ich weiß… «
    » Falsch. Kann jemand Detective Rashid auf die Sprünge helfen? «
    Masons Hand schnellte hoch, und Ruiz rief ihn auf.
    » Eine angetrunkene Patientin kam in die Notaufnahme, allerdings hatte sie keine Magenschmerzen, sondern war erregt und unruhig. Sie fiel hin und schlug mit dem Kopf auf… « Mason schilderte die Fakten des Falls, als wäre er höchstpersönlich dabei gewesen. Professor Ruiz lächelte wohlwollend. Andere Kommilitonen meldeten sich und lieferten weitere relevante Fakten, doch ich war mit den Gedanken ganz woanders: Ich stellte mir einen Bus vor, dessen Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren hatte und der Ruiz und Mason einen nach dem anderen niedermähte. Es war ein gutes Gefühl. Endlich fand ich die richtigen Unterlagen und stellte fest, dass ich die meisten Fakten niedergeschrieben hatte.
    » Also, zurück zum eigentlichen Punkt: Wie lautete die Ratio Decidendi in diesem speziellen Fall, Mr. Rashid? Oder soll ich lieber gleich Mr. Mason fragen? «
    Mit der Ratio Decidendi legt das Gericht fest, welche Rechtsfrage im Mittelpunkt eines bestimmten Falles stehen soll. Sie ist einer der wichtigsten Punkte in einer vollständigen und korrekten Klageschrift, deshalb hatte ich bei der Ausarbeitung besonderes Augenmerk auf diesen Punkt gelegt.
    » Das Gericht hat entschieden, dass es aufgrund der großen Variabilität in Krankenhäusern keine landesweit gültigen Kunstfehlerstandards für die Notaufnahmen gibt. «
    Immerhin hatte ich überhaupt etwas gewusst.
    » Oh, wie schön. Zumindest wird an der Polizeischule Lesen gelehrt. Und in welchem Zusammenhang steht diese Entscheidung mit dem EMTALA , dem Emergency Medical Treatment and Active Labor Act ? «
    Mit zusammengebissenen Zähnen blätterte ich durch meine Unterlagen, während einige meiner Kommilitonen unruhig auf ihren Stühlen herumzurutschen begannen.
    » Was für eine Überraschung. Sie wissen es nicht. Kann uns jemand, der das Vorlesungsmaterial zufällig gelesen hat, Auskunft geben? «
    Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht schoss, doch meine Verlegenheit legte sich augenblicklich, als das Läuten eines Telefons Ruiz unterbrach, noch bevor er Mason ein weiteres Mal aufrufen konnte. Meine Schultern entspannten sich augenblicklich; ich schloss die Augen und atmete durch. Mit einem eingeschalteten Handy in Ruiz’ Vorlesung zu erscheinen, war etwa, als würde man sich in einer Fabrik für Feuerwerkskörper eine Zigarette anzünden. Wer auch immer so blöd war, verdiente es nicht besser. Zumindest war ich für den Augenblick aus der Schusslinie.
    Das Telefon läutete ein zweites und dann ein drittes Mal. Ich nahm mein Handy nur sehr selten mit in die Vorlesung, und wenn, dann schaltete ich es immer vorher ab. Oder fast immer jedenfalls. Erst als sich alle Blicke im Raum auf mich richteten, kam ich auf die Idee, in meiner Aktentasche nachzusehen.
    Verdammt!
    Meine Tasche– ein bildschönes Exemplar, wie man es sonst häufig in den Händen von wichtigen Geschäftsmännern sieht– war ein Geschenk von Hannah zum Studienbeginn, allerdings leider ziemlich unpraktisch. Die Metallschließen ließen sich nur schwer öffnen, außerdem passten nur zwei oder drei Bücher auf einmal hinein. Ich bückte mich und fummelte hektisch an den Verschlüssen herum. Das Telefon läutete noch einige Male, ehe es auf die Voicemail sprang. Ich zog es heraus und schaltete es ab, ohne auf das Display zu sehen. Mein Magen verkrampfte sich, als ich mich aufrichtete. Meine Hände waren zu Fäusten geballt.
    » Bitte entschuldigen Sie die Störung, Sir. Es tut mir leid. «
    » Und mir tut es leid, dass die Fakultät offensichtlich vollkommen unqualifizierte Anwärter aufnimmt, nur weil die Stadtverwaltung ein weiches Herz hat. «
    Meine Nägel gruben sich in meine Handflächen. Ich schüttelte den Kopf und begann, meine Unterlagen einzusammeln.
    » Habe ich Ihre Tochter angebaggert oder etwas in der Art? Oder benehmen Sie sich grundsätzlich wie ein Arschloch? « , fragte ich laut und deutlich.
    Alle schnappten hörbar nach Luft. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass noch ein einziges Sauerstoffatom im Raum schwebte.
    Das wird

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