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Falsches Blut

Falsches Blut

Titel: Falsches Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Culver
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sich nicht gerade günstig auf meine Note auswirken.
    Und bevor Ruiz zum Gegenschlag ausholen konnte, rammte ich meine Unterlagen schnell in meine Aktentasche, stand auf und verließ den Saal, ohne mich noch einmal umzusehen. Wahrscheinlich hatte ich gerade meine juristische Karriere in Grund und Boden gestampft, aber es würde wohl noch etwas dauern, bis mir die Konsequenzen meines Ausbruchs zur Gänze bewusst werden würden.
    Hoch erhobenen Hauptes trat ich in die gläserne Vorhalle. Eigentlich hätte ich aufgebracht sein oder Gewissensbisse haben müssen– stattdessen fühlte ich mich aber wie ein Held, der nach einem endlosen Eroberungsfeldzug siegreich nach Hause zurückkehrt. Professor Ruiz Paroli geboten zu haben– das konnten nur wenige Jurastudenten von sich behaupten.
    Ich ließ mich in einen der schwarzen Ledersessel fallen, die aussahen, als stammten sie aus dem IKEA -Katalog, und legte meine Aktentasche auf den gläsernen Beistelltisch neben mir. Da die Vorlesungen noch nicht beendet waren, hatte ich die Halle praktisch für mich allein und konnte mein Handy bedenkenlos wieder einschalten.
    Olivia hatte eine Nachricht hinterlassen.
    Ich lehnte mich zurück und legte die Beine auf den Glastisch. Eigentlich war das nicht erlaubt, aber vermutlich spielte es jetzt ohnehin keine Rolle mehr. Wenn der Dekan von meiner verbalen Entgleisung erfuhr, würde ich sowieso exmatrikuliert. Ich rief die Voicemail ab und lauschte.
    » Ich brauche dich dringend im Haus der Cuttings in der North Meridian. Ruf in der Zentrale an, dass sie dich abholen. Mit Sirenen und allem Drum und Dran « , sagte sie.
    Das Anwesen der Cuttings besaß die Größe eines kleinen Parks und war komplett eingezäunt. Der Streifenwagen rollte so langsam durch das Tor, dass ich mich in Ruhe ein wenig umsehen konnte. Dort vorn war ein Rosengarten angelegt, und über der Zufahrt spannten sich mehrere mit Ranken zugewachsene Rundbogen. Der Streifenbeamte folgte der Straße, die scharf nach links führte. In diesem Moment tauchte das Heim der Cuttings vor mir auf: eine Villa im Italianate-Stil mit mindestens fünf Schornsteinen– gewissermaßen das Symbol für den Erfolg und den Reichtum seines Besitzers. Meine Nichte war im diagonal zur Villa gelegenen Gästehaus gestorben.
    Vor dem Haus stand ein Zivilpolizeifahrzeug, daneben ein Krankenwagen. Bevor ich ausstieg, bat ich den Streifenpolizisten, noch ein paar Minuten zu warten, damit ich in Erfahrung bringen konnte, was hier los war. Zwei Sanitäter standen neben dem Rettungswagen, einer mit einer Zigarette in der Hand. Keiner der beiden schien es sonderlich eilig zu haben.
    Vermutlich war Nathan Cutting bereits tot. Er konnte noch nicht besonders alt gewesen sein, hatte wegen der Ereignisse der vergangenen Tage jedoch so stark unter Stress gestanden, dass er einen Herzinfarkt erlitten hatte. Das klang einleuchtend.
    Die Haustür stand offen, also trat ich ein. Der Boden war aus dunklem Holz. In der Mitte ein Kronleuchter, der wie eine Leihgabe aus Versailles aussah, und zu beiden Seiten der Eingangshalle je eine geschwungene Treppe. Ich folgte den Stimmen und landete schließlich in der Küche, wo sich mehrere Personen aufhielten, darunter auch Olivia und John Meyers, der Anwalt der Cuttings.
    Am Küchentisch saßen ein Mann und eine Frau, bei denen es sich vermutlich um Nathan und Maria Cutting handelte. Er war klein, stämmig und komplett kahl, seine Frau dünn und mit welligem braunem Haar. Ihre Augen waren blutunterlaufen, und sie hielten sich bei den Händen.
    Ich warf Olivia einen Blick zu und bedeutete ihr, mir nach draußen zu folgen.
    » Was ist passiert? « , fragte ich leise und beugte mich vor.
    » Robbie Cutting ist tot. «
    » Ermordet? «
    » Selbstmord « , ertönte ein lauter Bariton, den ich nicht kannte, hinter mir. Einer der Männer war uns aus der Küche gefolgt. Ich bin nicht gerade ein Schwächling, doch der Typ hatte die Statur eines Kühlschranks und brachte locker zwanzig Kilo mehr auf die Waage. Er trug ein billiges braunes Jackett, eine Freizeithose und eine Krawatte mit Senfflecken darauf.
    Ich warf Olivia einen Blick zu.
    » Das ist Lieutenant Mike Bowers von der Mordkommission « , sagte sie mit einem Nicken in Richtung des wandelnden Kühlschranks.
    Der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Ich hatte Bowers bislang noch nicht persönlich kennengelernt, doch er war eine bekannte Größe in Polizeikreisen und galt als ausgezeichneter Ermittler. Gerüchten zufolge hatte

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