Falsches Spiel mit Hannah
kam sie nicht. Auf einmal stand Hannes neben ihr. âMensch, Hannah, keine Panikâ, sagte er leise, während er ihr Acapulcos Zügel in die Hand drückte. âIch weià genau, wie du dich fühlst.â
Ach wirklich? Woher wollte er wissen, wie sie sich fühlte?
âIch geh da auf keinen Fall reinâ, flüsterte sie ihm zu. âIch schaff das nicht. Ich hab überhaupt keine Erfahrung im Turnierreiten â¦â
âDu reitest eine Runde Galopp, dann Trab, danach eine halbe Runde im Schrittâ, sagte Hannes mit ruhiger Stimme. âDann lässt du Acapulco anhalten und ein paar Schritte zurückgehen. Das macht Acapulco ganz locker, ich hab das letztens noch mit ihm ausprobiert. Du musst nur im Sattel bleiben, alles andere geht wie von selbst.â
âIch kann das nichtâ, wisperte Hannah.
âHallo?â, fragte Förster. âWollt ihr diskutieren oder krieg ich noch was zu sehen?â
âDu kannst dasâ, murmelte Hannes. âMachâs einfach. Tuâs für mich.â
Tuâs für mich. Irgendwie setzte sie dieser Satz in Bewegung. Hannah griff nach Acapulcos Zügel und ging an Förster vorbei in den Roundpen. Sie sah ihn nicht an und beachtete auch die anderen Mädchen nicht mehr. Sie konzentrierte sich nur auf sich selbst und ihr Pferd.
âDu kannst dasâ, murmelte sie, als sie sich in den Sattel schwang.
Sie grüÃte Förster, wie Sue es ihr beigebracht hatte, dann trieb sie Acapulco in einen leichten Galopp. Nach einer halben Runde verlangsamte sie das Tempo, lieà ihn in einen lockeren Trab fallen und beendete den Ritt im Schritt.
Dann lässt du Acapulco anhalten und ein paar Schritte zurückgehen . Rückwärtsrichten hatte Hannah mit Sue so gut wie nie geübt. Aber offensichtlich hatte Hannes Acapulco bestens vorbereitet. Es brauchte nicht mehr als einen leichten Schenkeldruck, damit der Wallach sich langsam nach hinten bewegte. Er wollte gar nicht wieder damit aufhören. Vor lauter Erleichterung über das gute Gelingen lieà Hannah den Appaloosa danach seitwärts über eine der Stangen schreiten, die Sina im Roundpen aufgestellt hatte. Zum Schluss galoppierten sie noch eine Runde.
Als sie Acapulco vom Reitplatz führte, applaudierten ihre Freundinnen so begeistert, als habe Hannah gerade das Turnier gegen die Kingsize Ranch gewonnen.
âSuperâ, sagte Förster.
Hannah suchte Hannesâ Blick, aber der unterhielt sich gerade mit seinem Vater. Ob er überhaupt mitbekommen hatte, wie sie geritten war?
Ist ja auch egal, dachte Hannah.
âUnd?â, fragte Tori. âWie siehtâs aus?â
Einen Moment lang suchte Hannah nach Worten. Erst dann begriff sie, dass die Frage nicht an sie gerichtet war, sondern an Förster.
Der Trainer runzelte die Stirn. âSchlecht siehtâs ausâ, erwiderte er dann.
Die Freundinnen hielten den Atem an. Was sollte das denn heiÃen? Waren sie alle durchgefallen?
âBitte?â, fragte Tori tonlos.
Förster grinste. âIhr macht es mir nicht leicht, wollte ich damit sagen.â Er schüttelte den Kopf. âTut mir leid, aber heute werde ich keine Entscheidung mehr treffen. Ich muss das erst eine Nacht überschlafen. Wir sehen uns morgen um vier wieder, okay?â
Die Entscheidung
âZiemlich fies, uns so hinzuhalten, was?â, fragte Tori, als sie sich am nächsten Tag in der groÃen Pause alle auf dem Schulhof trafen. âIch hab die ganze Nacht nicht richtig geschlafen.â
âDer Typ spielt sich nur aufâ, fand Jonas, ihr Freund.
âEifersüchtig?â, fragte Sina spöttisch. âViktor will heute Nachmittag auf jeden Fall mitkommen.â
âIch muss mir diesen Kerl doch mal anschauenâ, ergänzte Viktor.
âIch werd auch dabei sein, da kannst du Gift drauf nehmenâ, knurrte Jonas. âWas dieser Förster da abgezogen hat, war ja eine richtige Casting-Show.â
âEr will eben herausfinden, welche die Beste von uns istâ, verteidigte Hannah den Trainer. âAlso, ich find das in Ordnung.â
Auch sie hatte die halbe Nacht wach gelegen. Wie ein Film in einer Endlosschleife war das Vorreiten wieder und wieder an ihrem geistigen Auge vorbeigezogen. Das furchtbare Lampenfieber, bevor sie in den Roundpen gegangen war. Hannesâ Zuspruch â tuâs für mich. Ihre Konzentration, sobald sie aufgesessen und
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