Falsches Spiel mit Hannah

von einer zur anderen und blieb schließlich an Tori hängen. „Wie wär’s mit dir?“
    â€žIch?“, fragte Tori erschrocken.
    â€žWie heißt du?“
    â€žTori.“
    â€žAlso, Tori. Dann zeig uns mal, was du kannst.“
    Am Vortag hatte er ihnen erklärt, dass sie sich ihr Pattern frei zusammenstellen konnten. „Denkt euch einfach irgendwas aus. Aber macht es nicht zu kompliziert. Ich will keine Kunststücke sehen, mir kommt es auf den Gesamteindruck an. Wie ihr mit eurem Pferd umgeht, ob ihr harmoniert, das ist entscheidend für mich.“
    Tori hörte auf, auf ihren Haaren zu kauen, und setzte stattdessen den Helm auf. Plötzlich wirkte sie ganz ruhig. Sie nahm Tibors Halfter und führte ihn an Förster vorbei in den Roundpen.
    Förster schwang sich auf die hölzerne Abtrennung, die den Reitplatz umgab. Auf einmal fiel alle Coolness von ihm ab, mit großer Konzentration sah er dabei zu, wie Tori aufsaß und das Quarterhorse in die Mitte des Roundpens lenkte, sodass es Förster genau gegenüberstand. Mit der linken Hand hielt sie locker die Zügel. Mit der Rechten grüßte sie erst Förster, danach Sue und Stefan.
    Dann legte sie los. Sie brachte Tibor in einen schnellen Galopp. Zweimal umrundete sie den Reitplatz, bevor sie zum Trab wechselte. Sie ließ das Quarterhorse schräg über den Platz tänzeln und danach mehrere Wendungen vollführen, zweimal auf der Hinterhand, einmal auf der Vorderhand. Anschließend einen Sidepass – fünf große Schritte nach links. Am Ende wollte sie ihre Vorführung mit ein paar Rückwärtsschritten abschließen, aber da machte Tibor nicht mit. Tori versuchte mehrmals vergeblich, ihn zum Rückwärtslaufen zu motivieren, aber er weigerte sich standhaft.
    â€žIst okay“, rief Förster schließlich. „Vielen Dank.“
    Tori wirkte ziemlich genervt, als sie den Roundpen verließ.
    â€žSo ein Mist“, murmelte sie, als sie die anderen wieder erreicht hatte.
    â€žIst doch nicht so schlimm“, flüsterte Sina. „Er hat gesagt, dass es ihm mehr auf den Gesamteindruck ankommt als auf die einzelnen Übungen. Und insgesamt warst du einfach super.“
    â€žFinde ich auch“, sagte Ayla.
    Dann verstummten sie wieder, denn jetzt war Juliana an der Reihe.
    Sie ließ Nike mehrere Tempowechsel absolvieren, bevor sie zwei Sidepasses, ein paar Drehungen und eine 180˚-Wendung präsentierte. Im Unterschied zu Tori gelang Nike das Rückwärtsrichten auf Anhieb, aber insgesamt wirkte ihre Vorführung fahrig und nervös.
    Ayla hatte sich zur Überraschung der anderen für die Disziplin Reining entschlossen. Sie brachte Saphir in einen schnellen Galopp, ließ ihn dann mehrere rasante Spins vollführen und schloss die Übung mit einem Sliding Stop ab, der allerdings total misslang. Anstatt durch den Roundpen zu gleiten und auf der Hinterhand zum Stehen zu kommen, rutschte Saphir einen halben Meter über den Boden und galoppierte dann einfach weiter.
    Die Mädchen applaudierten dennoch begeistert. Reining hatten sie mit Sue nie richtig geübt, weil die Ranchbesitzerin mehr Wert auf klassische Disziplinen wie Horsemanship oder Trail legte. Ayla musste sich und Saphir die Übungen mehr oder weniger selbstständig beigebracht haben.
    â€žDas war mutig“, meinte auch Förster anerkennend.
    Bevor Sina losritt, baute sie ein kleines Labyrinth aus Stangen auf, das sie Janko vorwärts, rückwärts und seitwärts durchschreiten ließ. Sie saß locker und entspannt im Sattel und wirkte vollkommen gelassen.
    â€žDas war einfach nur cool“, sagte Tori neidisch. „Ich glaube, du hast keinen einzigen Fehler gemacht.“
    Hannah wollte ebenfalls etwas Anerkennendes sagen, doch sie brachte keinen Ton heraus. Ihre Knie zitterten, ihr Herz raste und ihre Hände waren schweißnass. Es ist doch nicht wichtig, versuchte sie sich einzureden. Ich mach es nur zum Vergnügen.
    Aber es funktionierte nicht. Sie wurde nicht ruhiger. Hannah hatte jegliche Kontrolle über ihren Körper verloren.
    â€žJetzt ist ja nur noch eine übrig“, rief Förster und lächelte sie an. „Du bist Hannah, oder? Also, dann mal los.“
    Hannah wollte zurücklächeln, aber auch das gelang ihr nicht. „Ich hab’s mir anders überlegt“, krächzte sie. „Ich glaube …“
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