Falsches Spiel mit Hannah
geworden, wie viel du in den letzten Stunden gelernt hast?â
Sie dachte an Acapulcos Back up Slalom. Wie er auf den kleinsten Schenkeldruck, das winzigste Signal ohne Zögern reagiert hatte. Wenn dein Pferd dir vertraut und du deinem Pferd vertrauen kannst, dann habt ihr schon gewonnen, hatte Uwe vor zwei Wochen zu ihr gesagt.
Sie nickte.
âNa dann: viel Spaà beim Auswendiglernenâ, sagte Uwe.
âDankeâ, sagte Hannah. âNicht nur für die Patterns. Sondern ⦠für alles.â
Die Vorausscheidung
Hannah bekam die Startnummer 31. âDas ist dreizehn von hintenâ, sagte sie düster, als ihr einer der Wettkampfrichter ihre Startunterlagen aushändigte. âEine Unglückszahl.â
âDu spinnstâ, meinte Hannes.
Er war zusammen mit seinem Vater, Sue, Tori und Sina heute Morgen in Aachen angekommen. Hannah war völlig von den Socken gewesen, als sie sie vor der Reithalle getroffen hatte. âDas wäre doch nicht nötig gewesen!â
âNa hör malâ, meinte Tori. âWir müssen dich doch anfeuern.â
âHm, diese Stimmung, diese Atmosphäre!â Sue zog genieÃerisch die Luft ein. âAm liebsten würde ich auch gleich mit antreten.â
âEcht?â Hannes verzog das Gesicht. âIch bin bloà froh, dass ich nicht mitmache.â
Das konnte Hannah nur zu gut nachvollziehen. Am liebsten hätte sie ihre Anmeldung direkt wieder zurückgezogen. Ihr war schlecht vor Aufregung.
Es lag an der Stimmung in der Reithalle. Die Luft knisterte, als wäre sie elektrisch aufgeladen. Ãberall standen aufgeregte Teilnehmer, die ihre Wettkampfunterlagen studierten und die letzten Details mit ihren Trainern besprachen. Und auf den Rängen rund um den groÃen Reitplatz drängten sich die Besucher. Obwohl es heute nur um die Vorausscheidung ging, waren die Reihen dicht gefüllt. Die Leute lachten, redeten und tranken Kaffee und Limo. Wie auf einem Volksfest.
âWillst du noch was essen?â, fragte Hannes. âIch kann dir ein Brötchen holen. Oder was SüÃes? Das ist gut für die Nerven.â
âNicht für meine.â Hannah knetete nervös ihre Hände. Dann zog sie zum hundertsten Mal an diesem Morgen das Blatt mit dem Wettkampfpattern aus der Tasche. âLope over poles, jog, 360°-turn ⦠he, was machst du denn da?â, schrie sie empört, als Hannes ihr das Papier aus der Hand nahm.
âKeine Sorgeâ, sagte er. âDu kannst es längst auswendig. Wenn du dir das immer wieder anschaust, machst du dich nur verrückt.â
âUnd wenn ich nun einen totalen Blackout habe und alles vergesse? So was kommt vor.â
âDann atmest du ruhig durch und alles fällt dir wieder ein.â
Genau dasselbe hatte ihr gestern auch Uwe gesagt. Wo steckte er überhaupt?
Während Hannah mit ihren Eltern erst am frühen Morgen in Aachen angekommen war, war Uwe schon seit gestern hier. Er hatte Acapulco zum Turnierplatz gefahren und im Pferdestall neben der Halle untergebracht. Es war besser, wenn der Wallach genügend Zeit hatte, sich an die Umgebung zu gewöhnen.
Vielleicht suchte Uwe ja schon nach Hannah, um ihr letzte Instruktionen für das Vorreiten zu geben. Hannah begann wieder ihre Hände zu kneten.
âKommâ, sagte Hannes. âWir hauen ab. Wir gehen nach hinten zu den Boxen. Pferde haben so was Beruhigendes. Das tut dir bestimmt gut.â
Er hatte Recht. Die vielen Pferde, die ihre groÃen Köpfe über die Abtrennung der Boxen streckten und an ihnen schnupperten, wirkten tatsächlich ungemein entspannend.
âDa hinten steht Acapulcoâ, sagte Hannah. Sie wühlte in ihren Taschen nach einem Stück Brot oder einer Möhre und fand nichts.
Hannes hatte ein Zuckerstück dabei.
âZur Feier des Tagesâ, meinte er, während er dem Appaloosa über die schwarz gefleckte Nase streichelte. âSchau nur, wie gelassen er ist. Er macht sich überhaupt keine Sorgen. Warum auch?â
âTja, warum auch?â, echote Hannah spöttisch. âVielleicht fliege ich ja gleich raus. Aber was sollâs.â
âEben. Was sollâs?â
Hannah warf ihm einen empörten Blick zu. âDann war alles umsonst!â
Hannes lachte leise. âQuatsch. Es gibt immer ein nächstes Mal.â Er sah Hannah ernst an. âUnd es gibt Wichtigeres als so ein blödes
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