Falsches Spiel mit Hannah

zum Üben.“
    Hannah starrte auf das Blatt. Oben sah man ein Wirrwarr aus gestrichelten, gepunkteten und durchgezogenen Linien, die mit Zahlen von 1 bis 10 versehen waren. Darunter stand eine kurze Auflistung der einzelnen Übungen.
    1) (Start) walk
2) Lope over poles
3) Jog over poles
4) Back up Slalom
5) Sidepass left
…
    â€žSo“, sagte Uwe und streckte seine Hand nach dem Blatt aus. „Dann wollen wir mal sehen, was du davon in Erinnerung hast.“
    Sie blickte ihn entsetzt an. „Aber ich bin noch nicht fertig!“
    Er nahm ihr das Blatt lächelnd aus der Hand. „Egal. Zeig mir, an was du dich erinnerst.“
    Er hatte den Parcours im Roundpen schon vorbereitet und die verschiedenen Hindernisse aufgestellt. In der Mitte des Platzes lag ein doppeltes Stangenkreuz, rechts davon waren fünf rot-weiß gestreifte Hütchen aufgestellt. Dahinter die Holzbrücke …
    â€žLos geht’s!“, rief Uwe.
    Sie atmete tief ein und schwang sich auf Acapulcos Rücken.
    Walk. Das bedeutete Schritt, das war einfach. Lope over poles. Hannah brachte Acapulco in einen leichten Galopp. So wie es auf der Skizze vorgegeben worden war, überquerte sie das Stangenkreuz von links nach rechts und zum Schluss noch einmal im Zickzack. Danach wiederholte sie das Gleiche im Trab. Jog over poles. Und dann?
    Ihr Blick flog ratlos über den Roundpen. Die Hütchen am rechten Rand. Back up Slalom.
    Sie trabte mit dem Appaloosa zum vordersten Hütchen, dann dirigierte sie ihn langsam, Schritt für Schritt, rückwärts um die Hindernisse herum. Das war die schwierigste Übung, denn Acapulco hasste Rückwärtsgehen. Erstaunlicherweise machte er heute jedoch nicht die geringsten Anstalten, nach vorne auszubrechen. Ohne Widerstand ließ er sich von Hannah lenken, linksherum, rechtsherum, bis zum letzten Pylon. Und nun?
    Sidepass left. Daran erinnerte sie sich noch. Danach hatte sie nicht mehr weitergelesen. Aber links von den Hütchen stand die Holzbrücke. Es war also mehr als naheliegend, dass sich an den Sidepass das Überqueren der Brücke anschloss. Schritt oder Trab?
    Sie entschied sich für Trab, weil es schwieriger war. Auch diese Übung absolvierte Acapulco perfekt. Dabei war sie seit Wochen nicht mehr mit ihm über die Brücke gegangen.
    Danach kam sie wirklich ins Schwimmen. Sie versuchte sich die Skizze wieder ins Gedächtnis zu rufen. Die Linien hatten von der Brücke zurück zum Stangenkreuz geführt. Schritt, Trab oder Galopp? Hannah hatte keinen blassen Schimmer. Sie erinnerte sich nur noch daran, dass irgendwo Hufeisen eingezeichnet waren. Das bedeutete, dass Acapulco anhalten musste. Aber wo?
    Hannah entschied sich für die zweitletzte Stange.
    Beim ersten Signal ihrer Schenkel stand Acapulco so still wie ein aus Bronze gegossenes Reiterstandbild.
    Noch ein Schenkeldruck. Er setzte sich wieder in Bewegung, trabte zum Tor und verharrte davor lange genug, bis sie sich nach vorne gebeugt hatte, um es aus dem Sattel heraus zu öffnen. Sie lenkte Acapulco hindurch, schloss das Tor wieder und sprang schließlich aus dem Sattel.
    â€žHervorragend“, sagte Uwe.
    â€žWirklich?“ Während des Reitens war sie ganz ruhig gewesen, aber jetzt schlug ihr Herz plötzlich wie verrückt.
    â€žAm Anfang hast du dich auch einigermaßen an das vorgegebene Pattern gehalten. Aber nach der Brücke stimmte überhaupt nichts mehr.“
    â€žOh“, sagte Hannah betroffen. „War es echt so schlimm?“
    â€žDu hättest die Stangen zum Schluss noch einmal s-förmig überreiten sollen. Im Schritt. Und das Tor solltest du rückwärts passieren. Aber egal. Die Übungen waren sehr sauber geritten, Acapulco hat prima reagiert. Weich und souverän.“
    â€žAber?“
    â€žNichts aber. Ich habe hier ein bisschen Material für dich.“ Uwe reichte ihr einen Stapel Blätter. Es waren sieben verschiedene Patterns, stellte sie beim Durchsehen fest.
    â€žSchau sie dir gut an“, meinte er. „Beim nächsten Mal lass ich dich zwei davon vorreiten.“
    â€žWelche beiden?“
    â€žDas wüsstest du gerne.“ Er grinste. „Du musst sie schon alle lernen. Und behalten.“
    Hannah verzog das Gesicht. „Das ist ja schlimmer als unregelmäßige Verben in Französisch.“
    Er lachte, aber dann wurde er plötzlich wieder ernst. „Ist dir denn heute bewusst