Falsches Spiel mit Hannah
meine ich ernst, glaub mir.â
âDas ist ein Wort.â Hannes schüttelte ebenfalls Heikes Hand.
Nach kurzem Zögern streckte Hannah auch Myriam die Hand hin. âAlles Gute, Myriam.â
Myriam berührte ihre Finger nur ganz flüchtig, dann zog sie ihre Hand wieder zurück.
âJa, ja. Dankeâ, meinte sie geistesabwesend. âDir auch, Hannah.â
âLass dich davon bloà nicht runterziehenâ, warnte Uwe Hannah, als sie ihm von dem Zusammentreffen mit Myriam berichtet hatte.
âBestimmt nichtâ, meinte Hannah grimmig. âDiese blöde Kuh sollte sich besser warm anziehen. Die wird nämlich gleich erleben, was Sache ist.â
âIch wusste doch, dass mehr in dir steckt als nur das schüchterne, nette Mädchenâ, sagte Uwe anerkennend. âEndlich zeigst du, dass du auch richtig Biss hast. Myriam ist gut. Aber du bist besser. Das ist die Einstellung, die dich zum Sieg bringt.â
Er lehnte an der Abtrennung der Box, während Hannah Acapulco sattelte.
âSollen wir das Pattern noch mal durchgehen?â, fragte Hannah, während sie den Sattelgurt festzog.
âQuatschâ, wehrte Uwe ab. âDu kannst es im Schlaf, da bin ich mir ganz sicher. Iss noch eine Kleinigkeit, bevor du reitest. Du hast heute Morgen bestimmt nicht gefrühstückt.â
Das stimmte. Vor lauter Lampenfieber hatte Hannah beim Frühstück keinen Bissen runtergebracht.
Uwe reichte ihr einen Schokoriegel. âNicht sehr gesund, ich weiÃ. Aber dafür lecker. Welche Startnummer hast du überhaupt?â
âEinunddreiÃigâ, sagte Hannah. âMeine Glückszahl.â
Hannah klopfte Acapulco ermutigend den Hals. âWir schaffen das, alter Jungeâ, flüsterte sie.
Dann richtete sie sich auf und grüÃte die drei Wettkampfrichter, die an der Stirnseite des Reitplatzes hinter einem Tisch saÃen. Die beiden Männer starrten ausdruckslos zurück. Die Frau, die ihr vorhin auch ihre Unterlagen gegeben hatte, lächelte freundlich.
Noch ein schneller Blick ins Publikum. Irgendwo da oben saÃen ihre Eltern, Hannes und der Rest. Uwe stand unten hinter der Absperrung und nickte ermutigend, als sich ihre Blicke begegneten.
Also dann. Los.
Hannah brachte Acapulco in einen leichten Galopp. In einem groÃen Z überquerte er das Stangenkreuz, dann ein Trab um den ganzen Platz, bis zu einem Quadrat aus Stangen, in dem er eine 360°-Drehung absolvieren sollte. Das Pattern war kurz, viel kürzer als die Ãbungsabfolge, die sie später beim Turnier würde reiten müssen. Aber zur Vorausscheidung traten ja auch über sechzig Kandidaten an, von denen mehr als zwei Drittel ausscheiden würden.
âDu schaffst es auf jeden Fallâ, hatte Uwe Hannah vorhin noch versichert.
Natürlich schaffe ich es, dachte sie jetzt. Obwohl sie sich fest vorgenommen hatte, während des Vorreitens nicht ins Publikum zu schauen, glitt ihr Blick in die Ränge. Ob Myriam irgendwo dort oben saà und ihr zusah? Hannah selbst hatte sich die Auftritte der anderen Teilnehmer nicht angeschaut, weil sie wusste, dass sie das nur noch aufgeregter gemacht hätte. Sie hatte auch keine Ahnung, ob Myriam vor ihr geritten war oder erst nach ihr an der Reihe war.
Konzentration, ermahnte sich Hannah selbst, als Acapulco nun das Stangenquadrat betrat. Die 360°-Wendung war ihre Zitterübung. Die Drehung hatte Acapulco nämlich früher nur unter enormem Zügeleinsatz vollführt. Aber Uwe hatte Hannah erklärt, dass das Pferd allein auf ihren Schenkeldruck reagieren sollte. âDie Zügel werden nur als allerletztes Hilfsmittel eingesetzt.â
Leider fand Acapulco es jedoch ganz und gar nicht nachvollziehbar, dass er sich einmal um seine eigene Achse drehen sollte, nur weil ihm Hannah ihre Schenkel in die Flanken presste.
Hannah schnalzte behutsam mit der Zunge. Eigentlich waren Lautsignale bei Wettkämpfen verboten, aber das Geräusch war so leise, dass die Preisrichter es unmöglich hören konnten. Acapulco dagegen vernahm es genau und setzte sich auch sofort in Bewegung. Allerdings wurde er nach einer halben Drehung gefährlich langsam, sodass sie noch leicht mit dem linken Zügel nachhelfen musste.
Das blieb der einzige Schönheitsfehler. Sowohl die Brücke als auch das Tor absolvierte der Wallach einwandfrei. Erleichtert klopfte Hannah seinen Hals und sprang aus dem Sattel.
Im Publikum
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